Beim Finale um den europäischen Supercup treffen auch die Intimfeinde Pep Guardiola und Jose Mourinho aufeinander. Der Portugiese stichelt, der Trainer der Münchner hält sich zurück.

München. Für Uli Hoeneß steht der Sieger des Duells zwischen Pep Guardiola und Jose Mourinho bereits vor dem Endspiel um Europas Supercup fest. Der neue Bayern-Trainer Guardiola habe die teilweise mit harten Bandagen geführte Auseinandersetzung der Coaches bereits in Spanien „um Längen gewonnen“, sagte Hoeneß der „Sport Bild“, und stichelte: „Wir haben uns nicht um Mourinho bemüht, sondern um Guardiola. Damit haben wir ja eine klare Aussage gemacht.“

Es war die einzige Spitze gegen den Coach des FC Chelsea aus dem Lager der Münchner vor dem Treffen des Champions-League-Siegers mit dem Europa-League-Gewinner am Freitag (20.45/im Liveticker auf abendblatt.de) in Prag. Mourinho dagegen giftete vor wenigen Tagen in der „Bild am Sonntag“: „Der FC Bayern des Jupp Heynckes war das beste Team Europas. Jetzt haben sie einen neuen Trainer und neue Spieler - und ich bin nicht mehr sicher, ob sie immer noch so gut sind.“

Es bedarf wohl des tadellosen Charakters eines Mannes wie Guardiola, um eine solche Attacke unbeantwortet zu lassen. An Gelegenheiten zur Retourkutsche mangelte es ihm nicht. Die letzte genehmigte Frage an ihn war bei der Pressekonferenz am Montag bereits gestellt, da erlaubte Mediendirektor Markus Hörwick doch noch eine allerletzte. Was er zum jüngsten Angriff Mourinhos sage? Guardiola lächelte. „Da kann ich nichts sagen. Markus hat gesagt, das ist die letzte Frage...“ Dann stand er auf und ging.

Auf Mourinho und dessen Spielchen, das war schon am vergangenen Freitag klar geworden, hat Guardiola überhaupt keinen Bock. „Ich habe großen Respekt vor ihm als Trainer und vor seiner Karriere. Aber wir dürfen nicht vergessen: Es spielt Bayern gegen Chelsea“, sagte er. Es sei okay, dass die Medien darüber berichten und die Leute darüber sprechen, „aber für mich ist das nicht so wichtig“. Laut Hoeneß sind „beide nicht die besten Freunde“. Doch das war vor einigen Jahren noch anders.

„Es hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack“

Als Mourinho 1996 als Assistent zum FC Barcelona stieß, war Guardiola dort Profi. „Wir haben vier Jahre zusammengearbeitet. Er kennt mich, ich kenne ihn - das ist aber auch alles“, sagte Guardiola im April 2011 über sein da bereits gestörtes Verhältnis zu „Mou“. Der Coach von Real Madrid hatte ihn im Vorfeld des Halbfinals der Champions League gegen Guardiolas FC Barcelona hart attackiert. „Es hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack, wenn jemand, den du gut kennst, so etwas tut“, sagte Guardiola angewidert. Seither versucht er mehr oder weniger erfolgreich, Mourinhos Angriffe zu ertragen. Und davon gab es reichlich.

2010 bereitete es Mourinho diebische Freude, als er Barcelona - die damals anerkannt beste Mannschaft der Welt - mit Inter Mailand auf dem Weg zum Triumph in der Königsklasse im Halbfinale erfolgreich einmauerte. In Spanien lagen sie zwischen 2010 und 2012 im Dauer-Clinch. Hier der stets höflich-bescheidene Guardiola, dort der häufig rotzig-arrogante Mourinho. Die Streitigkeiten vor, während und nach den Clasicos erreichten einen negativen Höhepunkt beim Supercup-Duell 2011, als Mourinho dem damaligen Guardiola-Assistenten Tito Vilanova einen Finger ins Auge drückte.

Abramowitsch wollte erst Guardiola, holte dann Mourinho

Als bekannt wurde, dass Guardiola zu den Bayern wechseln würde, ätzte Mourinho: „Hat er bewusst eine Liga gewählt, mit der ich nichts zu tun habe?“ Nur einmal verlor Guardiola die Fassung - vor eben jenem Treffen im April 2011. „Hier“, sagte er damals im Bauch des Estadio Bernabeu in Madrid, „ist er der gottverdammte Chef, der gottverdammte Mann! Derjenige, der alles über die Welt weiß - und ich will es überhaupt nicht mit ihm aufnehmen, weil ich gar nicht weiß, wie man diese Spielchen spielt.“

Mourinho aber ist ein Meister der „mind games“. Guardiola, stänkerte er einmal, habe die Champions League zweimal auf eine Art gewonnen, „für die ich mich geschämt hätte“. Dass Roman Abramowitsch dennoch versuchte, Guardiola zum FC Chelsea zu holen, dürfte ihn ebenso gekränkt haben, wie dass er im Sommer 2008 bei der Neu-Besetzung des Trainer-Postens in Barcelona gegen Guardiola den Kürzeren zog.

In jenem Sommer soll die Fehde begründet liegen. Gut möglich, dass Mourinho in Prag ein weiteres Kapitel hinzugefügt.