Weltmeister Vettel überraschte nach der Pause der Formel 1 in Spa mit auffallend blonden Haaren. Der Heppenheimer präsentierte sich bestens gelaunt und bereit für seine vierte WM-Mission.

Spa. Die Faszination Spa ist für Sebastian Vettel schnell erklärt. Eigentlich reicht ein Blick auf diese eine Kurve in den Wäldern der belgischen Ardennen, auf den wohl legendärsten Streckenabschnitt im Formel-1-Kalender. Eau Rouge - mit mehr als 300 km/h geht es dort in die Senke und anschließend steil bergauf. Ein Gefühl sei das, „wie in einer Achterbahn“, sagt Vettel, der gesamte Kurs eine „grandiose Herausforderung“.

Auch Vettel lässt sie nicht kalt, die Strecke, auf der die Formel 1 am Sonntag (14 Uhr/RTL und Sky) mit dem Großen Preis von Belgien aus der Sommerpause zurückkehrt - und auf der der Heppenheimer den nächsten Schritt zum vierten WM-Titel in Folge gehen will. „Wir hatten eine tolle erste Saisonhälfte, ein sehr starkes Paket, und wir können zuversichtlich in die kommenden Rennen gehen“, sagte Vettel im Fahrerlager von Spa, wo er mit auffällig blonden Haaren verblüffte. Über die Gründe für den neuen Look nach der Sommerpause schwieg sich der Hesse aus.

Wie der Großteil des Fahrerfeldes bezeichnet der 26-Jährige die „Ardennen-Achterbahn“ als eine seiner Lieblingsstrecken. Und das, obwohl ein Erfolg für Vettel hier keineswegs planbar ist, es wird ein hartes Stück Arbeit für den Champion. Nur einmal konnte der Heppenheimer in sechs Anläufen auf dem Berg- und Talkurs gewinnen, das war in der ohnehin höchst dominanten Saison 2011. Und in diesem Jahr werden Lewis Hamilton (England) mindestens ebenso große Chancen auf den Sieg ausgerechnet, Mercedes sollte der mit 7,004 km längste Kurs im Kalender besser liegen als Red Bull. Highspeed-Strecken sind eher nicht das bevorzugte Revier von Vettels RB9. „Er ist ein großer Konkurrent“, sagt Vettel über Hamilton, überhaupt sei „Mercedes insgesamt sehr schnell, gerade in den letzten Rennen“.

Und auch das Wetter erschwert eine Voraussage für das Rennen und könnte das Klassement durcheinanderwirbeln, denn schon beim Qualifying am Samstag dürfte es ausdauernd regnen. Einiges an Ungewissheit also für Vettel, der die WM-Wertung mit 172 Punkten anführt, mit deutlichem Rückstand folgen Kimi Räikkönen (Finnland/134) im Lotus, Ferrari-Pilot Fernando Alonso (Spanien/133) und Hamilton (124). Dass die Verfolger in Belgien etwas von Vettels Vorsprung abknabbern, ist durchaus denkbar. Und doch hat der dreimalige Champion in der Tat jeden Grund, die zweite Saisonhälfte in Spa höchst optimistisch anzugehen.

Denn Belgien, wo traditionell die Sommerpause endet, das war in den vergangenen Jahren stets so etwas wie die letzte Kurve auf dem Weg zum nächsten Titel - die zweite Halbzeit ist Vettels Halbzeit. „Es ist bekannt, dass Sebastian extrem stark aus der Sommerpause zurückkommt und in der letzten Saisonhälfte fähig ist, noch mal eine Schippe draufzulegen“, sagte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko der Sport Bild. Besonders deutlich wurde das im vergangenen Jahr, als Vettel einen Rückstand von 42 Punkten auf Alonso noch aufholte, dabei allein auf der Asien-Tour vier Siege in Folge feierte.

Begünstigt wird das stets durch die anhaltende Entwicklungsarbeit am jeweils aktuellen Auto, die sich das finanzkräftige Weltmeisterteam auch spät in der Saison noch leistet. Auch in diesem Jahr wird das nicht anders sein. „Wir werden in jedem der letzten neun Rennen neue Teile bringen“, sagt Marko. Der eigenen Stärke darf Red Bull wohl vertrauen, und so klingt auch Vettels Plan selbstbewusst: „Wir behalten die anderen im Auge. Aber vor allem müssen wir unseren Weg gehen, unsere Dinge regeln, uns nicht zu sehr ablenken lassen.“

Stolpersteine, die es einigermaßen unbeschadet zu überstehen gilt, sind dabei nun noch Spa und die danach anstehende Hochgeschwindigkeits-Strecke in Monza. „Wenn Vettel auch nach diesen beiden Rennen einen Vorsprung hat“, sagt Marko gar, „ist die WM vorentschieden. Denn dann kommen die Red-Bull-Strecken.“