Laut eines Medienberichts soll Deutschland seit den Siebzigerjahren ein systematisches Doping-Programm finanziert haben. Bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal sollen massiv Dopingmittel eingesetzt worden sein.

Köln. Aus einer bisher unveröffentlichten Studie der Humboldt-Universität (HU) Berlin geht hervor, dass in der Bundesrepublik Deutschland offenbar seit Beginn der Siebzigerjahre ein systematisches, organisiertes und vom Staat finanziertes Doping-Programm betrieben worden ist. Das berichtet die Süddeutschen Zeitung (SZ) am Sonnabend. Die 800 Seiten umfassende Studie „Doping in Deutschland“ war 2008 vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) initiiert worden und liegt der SZ nach eigenen Angaben in einer Version aus dem Jahr 2012 vor.

Laut SZ soll das Programm abgesehen von umfangreichen Dopingforschungen - der Bericht spricht von 516 vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) finanzierten Forschungsvorhaben - weit über die bisher bekannten Fakten hinaus gegangen sein.

Demnach soll es unter anderem bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal zum massiven Einsatz von Dopingmitteln gekommen sein. Zudem habe es auch systematische Verabreichung verbotener Substanzen an Minderjährige gegeben. Ebenso schwer wiegen die Vorwürfe, dass die Politik den Einsatz von leistungssteigernden Mitteln nicht nur geduldet, sondern offenbar auch gefordert habe. Außerdem hätten staatliche Institutionen sowie der damalige Deutsche Sportbund (DSB) und das Nationale Olympische Komitee (NOK) versucht, die Enttarnung gedopter Sportler zu verhindern.

Die Ergebnisse der 550.000 Euro teuren Studie „Doping in Deutschland“ sind immer noch nicht veröffentlicht. Das BISp macht dafür datenschutzrechtliche Probleme verantwortlich. Die beteiligten Wissenschaftler widersprechen dieser Aussage. Bereits am Dienstag hatten die Märkischen Oderzeitung und die Main-Post ein Dokument veröffentlicht, wonach es Anfang der 1970er Jahre auch in Westdeutschland mit Steuermitteln finanzierte Dopingforschung gegeben hat.