Der Däne Allan Simonsen war bei leichtem Regen in die Leitplanke gekracht. Streckenposten retteten ihn, im Krankenhaus verstarb der 34-Jährige dann. Sicherheitsdebatte ausgelöst.

Le Mans. Der tragische Tod des Dänen Allan Simonsen bei den legendären 24 Stunden von Le Mans und ein weiterer tödlicher Unfall auf dem Nürburgring haben das Motorsport-Wochenende überschattet. Der Tod von Simonsen löste in der Motorsport-Welt tiefe Betroffenheit aus. „Allan war ein extrem talentierter und erfahrener Sportwagen-Pilot, der schon in jeder Ecke der Welt gefahren ist und von seinen Kollegen und seinem Team sehr respektiert wurde. Für viele im Sportwagen-Sport war er darüber hinaus ein guter Freund, dem seine Leidenschaft für das Rennfahren auf und neben der Strecke anzusehen war“, hieß es in einer von Präsident Jean Todt unterzeichneten Stellungnahme des Automobilweltverbands. Zahlreiche Rennfahrer, darunter Formel-1-Fahrer Jenson Button und Audi-DTM-Pilot Jamie Green, verbreiteten via Twitter ihr Mitgefühl.

Die genaue Todesursache Simonsens ist noch unklar. In einer Mitteilung des veranstaltenden Automobile Club de l'Ouest (ACO) hieß es lediglich, der 34 Jahre alte Vater einer kleinen Tochter sei kurz nach der Ankunft im Streckenkrankenhaus an seinen Verletzungen gestorben. „Der ACO drückt seine tiefe Trauer und Anteilnahme aus. Wir sind in den Gedanken bei den Angehörigen und allen, die Allan Simonsen nahe gestanden haben.“

Als Führender der GTE-Am-Klasse war Simonsen bei seinem siebten Start in Frankreich in der dritten Runde bei leichtem Regen in die Leitplanke gekracht – an einer Stelle, wo kein Reifenstapel als Puffer aufgebaut war. Nach Angaben anderer Rennfahrer sind die GT-Fahrzeuge am Ausgang der Tertre-Rouge-Kurve mit etwa 170 Stundenkilometern unterwegs. Streckenposten hatten ihn aus seinem Aston Martin mit der Startnummer 95 geborgen.

Simonsen, ein erfahrener Rennfahrer mit zwei Podiumsplätzen in Le Mans (GT2), soll auf die blaue Streckenmarkierung gekommen sein und habe so in seinem Lieblingsrennen die Kontrolle über sein Auto verloren. Ein anderer Pilot war an dem Unfall demnach nicht beteiligt. Obwohl der Wagen schwer beschädigt war, hatte es zunächst keine Anzeichen für eine lebensbedrohliche Verletzung gegeben. In der Folge gab es eine Safety-Car-Phase, die fast eine Stunde andauerte.

„Das war leider ein klassischer Rennunfall mit einem fatalen Ende. Man darf im Motorsport nie den Respekt verlieren. Motorsport ist und bleibt gefährlich. Der Unfall in Le Mans zeigt deutlich, dass immer ein Restrisiko besteht“, sagte der Präsident des Deutschen Motor Sport Bundes (DMSB), Hans-Joachim Stuck.

Unfall löst Sicherheitsdebatte aus

„Man wird sich Gedanken machen müssen. Die Rennstrecke führt im 45-Grad-Winkel auf die Landstraße. Gerade an dieser Stelle sollte man mit Reifenstapeln die Leitplanken zusätzlich absichern“, sagte der dreimalige Le-Mans-Sieger Marco Werner, der als Audi-Botschafter in Frankreich weilte. Dagegen nahm der fünfmalige Le-Mans-Gewinner Frank Biela die Verantwortlichen in Schutz: „Ich glaube nicht, dass man irgendjemandem einen Vorwurf machen kann. An dieser Stelle fliegt man normalerweise nicht von der Strecke.“

Viele Fahrer wollten sich aus Respekt vor dem veranstaltenden Automobile Club de l'Ouest (ACO) nicht zu dem Thema äußern. Der Club teilte mit, dass der Unfall und seine Folgen von den französischen Behörden untersucht würden. Laut ACO ist dies bei einem Unfall mit Todesfolge ein normaler Vorgang.

Die anderen Fahrzeuge des britischen Herstellers setzten ihre Teilnahme in Le Mans fort. „Auf Wunsch der Familie von Allan Simonsen verbleiben die anderen vier Aston Martin im Rennen“, sagte David Richards, Miteigentümer und Chef des Verwaltungsrats von Aston Martin. Richards hatte auch die Angehörigen informiert. Nach mehr als siebeneinhalb Stunden des diesjährigen Rennens lagen der Audi mit Rekordsieger Tom Kristensen an der Spitze. Die beiden Toyota Prototypen belegten nach über 110 Runden die Plätze zwei und drei.

Simonsen ist in dem seit 1923 ausgetragenen Klassiker der 117. Tote. Zuletzt war 1997 Enjolras in der Qualifikation für das Rennen ums Leben gekommen. Der schlimmste Unfall hatte sich 1955 ereignet, als der Franzose Pierre Levegh nach einer Kollision mit seinem Mercedes auf die Zuschauertribüne geflogen war. Levegh und 83 Zuschauer kamen bei dem Unglück ums Leben.

Wenige Stunden vor dem Unglück in Le Mans war beim vierten Lauf der deutschen Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring ein 55 Jahre alter Opel-Fahrer ums Leben gekommen. Er erlitt einen Herzinfarkt am Steuer.