Die 18. Meisterschaft ist Kiel kaum noch zu nehmen. Der Rekordmeister braucht nur noch einen Sieg. Essen ist erster Absteiger. Die Rhein-Neckar Löwen stehen vor ihrer besten Saison.

Leipzig. Thierry Omeyer machte seinem Ruf als Meister seines Fachs einmal mehr alle Ehre. Der französische Olympiasieger im Tor des THW Kiel lieferte am Sonntag im entscheidenden Moment reihenweise Paraden ab und sicherte damit dem Handball-Rekordmeister den wichtigen 31:28 (13:16)-Auswärtserfolg beim TBV Lemgo. Auch dank des trotz seiner zahllosen Titel weiter erfolgsbesessenen Omeyer kann Kiel nun die Sause zur 18. deutschen Meisterschaft planen. Denn mit einem Heimsieg am Dienstag gegen die Rhein-Neckar Löwen können die „Zebras“ vorzeitig den Titel und damit zumindest schon mal das Double perfekt machen.

Doch den 26. Saisonsieg musste sich der Favorit hart erkämpfen. Nach einer guten Anfangsphase geriet das THW-Spiel ins Stocken und die vom sicheren Keeper Carsten Lichtlein angeführten Gastgeber zogen davon. Zwischenzeitlich lag Kiel mit vier Toren zurück, aber am Ende war es wie so oft: Der Pokalsieger behielt die Nerven, vertraute auf seine Stärken und kam so zum verdienten Erfolg. „Wir waren nahe dran, aber im entscheidenden Moment war Kiel einfach cleverer“, sagte bei Sport1 Lemgos Hendrik Pekeler, der bis 2010 für Kiel spielte.

Während sich Kiel und die Löwen für das Titel-Duell rüsten, ist für Alt-Meister TuSEM Essen das Abenteuer Bundesliga nach nur einem Jahr wieder vorbei. Die 25:27 (11:13)-Niederlage bei MT Melsungen besiegelte den dritten Abstieg des Aufsteigers aus der „stärksten Liga der Welt“ binnen acht Jahren: 2005 wurde die Lizenz verweigert, 2009 war der Traditionsclub insolvent, diesmal hat es sportlich nicht gereicht.

Nur acht Punkte aus 31 Spielen sind Beleg dafür, dass Essen nicht bundesligatauglich ist. Bis zum 14. Spieltag stand der EHF-Pokalsieger von 2005 gar komplett ohne Punktgewinn da. TuSEM kassierte mit dem 20:40 bei der SG Flensburg-Handewitt die höchste Niederlage aller Teams in dieser Saison und stand nur an einem Spieltag nicht auf dem letzten Platz. „Unsere wiederum dezimierte Mannschaft hat große Moral gezeigt und toll gekämpft“, konstatierte TuSEM-Trainer Christian Prokop nach der 26. Niederlage gefasst.

Derweil stehen die Rhein-Neckar Löwen vor ihrer besten Spielzeit. Durch den 32:22 (16:9)-Kantersieg gegen den abstiegsbedrohten TSV GWD Minden haben die Mannheimer bereits drei Spieltage vor Saisonende mit 50 Punkten so viele Zähler gesammelt wie 2009, als sie Dritter wurden. Mit großer Leidenschaft verteidigt die noch titellose Spitzenmannschaft Rang zwei vor Flensburg und den Füchsen Berlin sowie dem HSV Hamburg. Das Quartett kämpft um die Plätze für die Champions League.

Am Dienstag das Spitzenspiel der Löwen in Kiel

„Jetzt kommt die Saisonphase, wo wir uns belohnen müssen“, sagte Abwehrrecke Oliver Roggisch. Gegen Minden konnten die Löwen Körner sparen für das Spitzenspiel beim Rekordmeister. Wie die gesamte Bundesliga fiebert auch der Auswahl-Kapitän der Partie in Kiel entgegen. Immerhin können die Löwen mit einem Sieg die vorzeitige Meister-Feier noch verhindern. Allerdings ist der Glaube daran nur mittelgroß. „Um in Kiel zu gewinnen, da muss wirklich alles passen. Davon kann man nicht ausgehen“, befand Roggisch. Und mit dem Blick auf die EHF-Pokal-Endrunde am nächsten Wochenende in Nantes mit dem Halbfinale gegen Frisch Auf Göppingen fügte er an: „Aber wir wollen auch dort ein gutes Spiel machen und Kiel ärgern und uns schon gut auf Göppingen vorbereiten.“

Der TSV Hannover-Burgdorf hat unterdessen für eine Vorentscheidung um die Europacup-Plätze gesorgt. Die Niedersachsen gewannen gegen den direkten Konkurrenten SC Magdeburg mit 30:28 (14:10) und haben als Tabellensechster sieben Punkte Vorsprung auf den ersten deutschen Champions-League-Sieger.