Nach wochenlangen Spekulationen hat der FC Schalke 04 den Vertrag mit Interimstrainer Jens Keller verlängert. Der 42-Jährige war in seiner bisherigen Amtszeit alles andere als unumstritten.

Gelsenkirchen. Nun also doch: Jens Keller bleibt Cheftrainer beim FC Schalke 04. Der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies hatte die Entscheidung des Fußball-Bundesligisten bereits am Freitagabend den Medien verraten. Keller erhält einen Vertrag bis 2015. „Er hat die Mannschaft in einer kritischen Situation übernommen und sehr gut weiter entwickelt“, sagte Tönnies. Am Samstagmorgen folgte die Bestätigung auf der Internetseite des Vereins. Damit endeten die Spekulationen um einen neuen Chefcoach, die Keller seit seinem Amtsantritt am 16. Dezember begleitet hatten.

„Entgegen vieler Widerstände, auch seitens der Öffentlichkeit, hat er unbeirrt und konsequent seine Linie verfolgt und Schalke 04 damit in der Bundesliga wieder auf Kurs gebracht“, lobte Schalkes Sportvorstand Horst Heldt. Die Worte dürften Balsam für Kellers Seele sein, der als U 17-Coach und Nachfolger von Schalkes „Jahrhundert-Trainer“ Huub Stevens stets kritisch beäugt wurde.

Beinahe wöchentlich wurde über einen neuen Chefcoach spekuliert. Die Liste war ebenso lang wie prominent: Roberto di Matteo, der mit dem FC Chelsea die Champions League gewann, sollte angeblich kommen. Zuletzt wurde Ex-Nationalspieler Stefan Effenberg gehandelt, obwohl der noch nie eine Mannschaft trainiert hat. Auch Armin Veh (Eintracht Frankfurt), Christian Streich (SC Freiburg) und Thomas Tuchel (Mainz 05) wurden „auf Schalke“ gehandelt, teilweise gab es auch Verhandlungen. Der Verein hat dies nie dementiert.

Im Gegenteil, ein klares Bekenntnis zu dem ehemaligen Bundesliga-Profi (142 Einsätze) Keller blieb zunächst aus. Heldt sagte stattdessen Sätze wie: „Ich habe eine klare Tendenz, aber ich verrate sie noch nicht“ oder „Zu meiner Aufgabe gehört es auch, Eventualitäten durchzuspielen“. Keller, der 2010 für neun Spiele den VfB Stuttgart trainierte, war zunehmend genervt. „Diese Dinge prallen nicht komplett an mir ab“, sagte er vor wenigen Tagen.

Nun bleibt er im Amt und Schalke setzt auf Kontinuität statt auf große Namen. Warum? Weil Veh oder di Matteo nicht wollten? Weil Schalke das Risiko mit Trainer-Novize Effenberg scheute? Fakt ist, Keller übernahm die Schalker als Tabellensiebter und formte sie mit bislang acht Siegen und drei Remis bei nur vier Niederlagen zur drittbesten Rückrundenmannschaft.

Zwei Spieltage vor Saisonschluss steht der Club auf Tabellenplatz vier und hat gute Chancen auf eine erneute Champions-League-Teilnahme - im zweiten Jahr nacheinander. Sportliche Argumente pro Keller, die der Verein nicht länger ignorieren konnte.