Nach den Bayern liefern auch die Dortmunder ein sensationelles Hinspiel im Halbfinale. BVB-Stürmer Lewandowski wird mit vier Toren zum großen Matchwinner.

Dortmund. Stark, stärker, Lewandowski: Mit einer One-Man-Show hat Robert Lewandowski für Borussia Dortmund das Tor zum deutschen Traumfinale im Wembleystadion weit aufgestoßen. Durch vier Treffer seines polnischen Torgaranten gewann der entthronte Meister am Mittwoch den zweiten deutsch-spanischen Gipfel in der Champions League gegen Real Madrid mit 4:1 (1:1) und schuf sich eine fast perfekte Ausgangslage für das Halbfinal-Rückspiel am kommenden Dienstag.

Einen Tag nach der Bayern-Gala gegen Barcelona war der vierfache Torschütze Lewandowski (8./50./55./67.-Foulelfmeter) vor 65.829 Zuschauern der alles überragender Akteur beim BVB, der ganz groß aufspielte und den anderen iberischen Topclub souverän in die Schranken wies. Cristiano Ronaldo (43.) war für den nach der Pause völlig einbrechenden spanischen Rekordmeister erfolgreich.

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„Man muss sich zwingen, nicht komplett durchzudrehen vor Glück. Aber es gibt auch noch ein Rückspiel“, urteilte Trainer Jürgen Klopp nach einem großen Fußball-Abend für den BVB. „4:1 – besser geht es fast nicht mehr. Perfekt wäre es gewesen, wenn wir nicht das Gegentor kassiert hätten“, urteilte Ilkay Gündogan. „Das war eine überragende Leistung. Wir hatten nur wenige Momente, wo wir das Spiel nicht kontrolliert haben“, wertete Sportdirektor Michael Zorc die Leistung.

Umjubelter Matchwinner war Lewandowski, der in seinen letzten 19 Spielen für das Team von Jürgen Klopp insgesamt 21 Mal ins Schwarze traf. Einen Tag nach der Bekanntgabe seines Wechsels zum FC Bayern stand aber auch Mario Götze im Blickpunkt. Der Jungstar zeigte sich von den Diskussionen um seine Person fast unbeeindruckt. Beim Verlesen der Aufstellungen gab es vereinzelte Pfiffe, beim ersten Ballkontakt nach dem Anpfiff der Partie blieb es im Stadion noch still. Doch spätestens mit seiner Vorarbeit zum Führungstor durch Lewandowski hatte Götze alle Anhänger wieder auf seiner Seite.

Das 1:0 war verdienter Lohn für einen couragierten Start, und auch durch den Ausgleich kurz vor der Pause ließ sich der BVB nicht aus der Bahn werfen. Nach Wiederanpfiff gab es dann vor allem für Lewandowski überhaupt kein Halten mehr. Der polnische Ausnahmestürmer machte mit seinen Gegnern, was er wollte, und traf praktisch mit jedem seiner Schüsse. Erfolgreicher war in der Königsklasse bisher nur Lionel Messi, der 2012 beim 7:1 des FC Barcelona gegen Bayer Leverkusen fünf Treffer erzielt hatte.

Mit der von Klopp propagierten Jetzt-erst-Recht-Einstellung gingen die Westfalen in das dritte Königsklassen-Duell mit den „Königlichen“ in dieser Saison und setzten den renommierten Gegner gleich unter Druck. Ein Solo von Marco Reus (7.), der entschlossen an zwei Spaniern vorbeizog, bescherte dem BVB die erste Chance des Spiels. Real-Keeper Diego Lopez parierte den nicht allzu scharfen Schuss des Nationalspielers, für den nachsetzenden Lewandowski war der Winkel zu spitz. Dafür stand Borussias Toptorjäger 60 Sekunden später genau richtig, als er Götzes scharfe Hereingabe zum Führungstor über die Linie drückte.

Der Treffer verlieh den Borussen weitere Sicherheit, machte aber auch den vermeintlichen Favoriten munter. Real wurde aktiver, zu klaren Chancen kamen die Gäste gegen eine sehr aufmerksame BVB-Abwehr allerdings nicht. Erst bei einem Freistoß von Cristiano Ronaldo (24.) drohte dem Dortmunder Gehäuse erstmals Gefahr, Keeper Roman Weidenfeller parierte den Schuss des Superstars mit beiden Fäusten. Die Schwarz-Gelben verlegten sich ganz auf Konter und versuchten sich immer wieder mit Einzelaktionen. In der 42. Minute forderten sie vergeblich einen Elfmeter, als Raphael Varane im Strafraum Reus unsanft gebremst hatte.

Praktisch im Gegenzug leitete eine Unachtsamkeit van Mats Hummels den Ausgleich ein. Der Nationalverteidiger vertändelte den Ball gegen Gonzalo Higuain, dessen flache Hereingabe der mitgelaufene Ronaldo zum nicht unverdienten 1:1 nutzte. Der Portugiese hatte schon beim Dortmunder 2:1-Sieg in der Gruppenphase den einzigen Real-Treffer erzielt. Fünf Minuten nach Wiederbeginn war erneut Lewandowski zur Stelle, als die Real-Abwehrspieler nach einem Zuspiel von Reus auf Abseits spekulierten und schob den Ball zur erneuten Führung an Lopez vorbei.

Als der 24-Jährige fünf Minuten später den Ball aus der Drehung in den Winkel jagte, kannte der Jubel im voll besetzten Stadion keine Grenzen mehr. Doch Lewandowski legte sogar noch einen drauf: Nach Foul von Xabi Alonso an Reus jagte er den fälligen Strafstoß trocken zum 4:1 in die Maschen.