Die titellosen Jahre sind Geschichte, die Rekordjagd beginnt. Zunächst gilt die Konzentration aber trotz 2:0-Hinspielsieg nur Juventus Turin.

München. Trainingsfrei im Titelkampf, Franck Ribéry und Arjen Robben nahmen aber schon einmal Fahrt für Juventus Turin auf. Coach Jupp Heynckes hatte seinen Stars für den Montag einen Tag Erholungspause gegeben, die Flügelflitzer verzichteten. In kurzen Einheiten legten sie unter anderem zahlreiche Sprints hin – das passt ins Bild der Bayern nach dem Turbo-Titel in der Liga. Auf dem Weg zu den nächsten Trophäen will der Münchner Fußball-Rekordmeister auf keinen Fall an Tempo einbüßen. Erst recht nicht in der Champions League.

„Ich glaube, der Mittwoch ist zu wichtig, als dass wir irgendwas riskieren sollten“, hatte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge das frisch gekürte Meister-Team schon am Wochenende auf die nahende Aufgabe bei Juventus Turin hingewiesen. Nach dem 2:0 im Hinspiel sind die Münchner Favorit auf den Halbfinal-Einzug – auch wenn die Bayern nach Ansicht ihres einstigen Coaches Giovanni Trapattoni „nur zu 51 Prozent Favorit sind“. „Wenn Juve zur Halbzeit mit 1:0 führt, haben auch die Bayern Angst in einem Stadion, das gegen sie ist“, prophezeite der 74-Jährige.

Die Worte der italienischen Trainer-Legende könnten Matthias Sammer geschmeckt haben, denn warnen kann man nie genug. Der Sportvorstand will bei der Partie in Turin aber erst gar keine Zweifel aufkommen lassen. „Wir wollen auch da gewinnen und wollen nicht anfangen zu rechnen“, betonte Sammer und erinnerte am Wochenende an den eigenen Königsklassen-Titel 1997 mit Borussia Dortmund. „Juventus Turin hat 1997 den Meistertitel gewonnen und dann gefeiert, sonst hätten wir gegen sie nie die Champions League gewonnen.“ Im Finale gab es damals ein 3:1 der Borussia.

Den ersten Königsklassen-Titel nach 2001 sehnen nun die Münchner herbei. „Wir müssen nun versuchen, alles zu gewinnen! Aber: Selbst wenn das nicht so sein sollte, würden wir nicht sagen: Dieser Meistertitel ist nix. Im Gegenteil! 20 Punkte Vorsprung und all die Rekorde, das ist eine überragende Leistung der Mannschaft und ihres Trainers“, betonte Präsident Uli Hoeneß in der „Bild“ und prophezeite im „Focus“ eine wunderbare Zukunft. „Spätestens 2020 haben wir die Allianz Arena abbezahlt. Dann besitzen wir ein Stadion, das rund eine halbe Milliarde Euro wert ist, und ein prall gefülltes Festgeldkonto. Dann sind wir der reichste Sportverein der Welt“, sagte er. „Die Marke FC Bayern strahlt wie niemals zuvor in der Geschichte.“

Ähnlich wie Präsident Hoeneß sieht Torhüter Manuel Neuer die sportliche Situation. „Eine sehr gute Saison – zum jetzigen Zeitpunkt. Wir können stolz sein auf das, was wir in der Liga gezeigt haben. Wenn wir aber am Ende mit nur einem Titel dastehen, werden trotzdem alle enttäuscht sein“, sagte er im „Kicker“. Gratulationen für die 23. Bayern- und schnellste Bundesliga-Meisterschaft trudelten auch am Montag noch ein: Fifa-Boss Joseph S. Blatter tat dies zum Beispiel via Twitter. Er freute sich auf weitere Höhepunkte in anderen Ligen und Wettbewerben.

Die 15. Halbfinal-Teilnahme in der Champions League bzw. des vormaligen Europapokals der Landesmeister ist für die Bayern zum Greifen nah. Derzeit deutet viel auf zwei spanische und die Münchner sowie Borussia Dortmund als zwei deutsche Halbfinalisten hin. Ob da den Bayern die Ansetzung eines spanischen Schiedsrichters schmeckt? Gleich vier Bayern-Profis, Philipp Lahm, Luiz Gustavo, Dante und Mario Mandzukic, wären bei einer weiteren Gelben Karte im Halbfinale gesperrt. In der Vorsaison hatten die Münchner ebenfalls im Viertelfinale mit dem Referee zu tun. Damals in Marseille legten sie durch ein 2:0 im Hinspiel den Grundstein für das Semifinale.