Der Tabellenvorletzte entlässt Trainer Marco Kurz und Manager Andreas Müller. Tim Wiese kann jetzt wieder auf Einsätze hoffen. Markus Gisdol übernimmt mit sofortiger Wirkung, er gilt als Taktik-Fuchs.

Sinsheim. Paukenschlag bei 1899 Hoffenheim! Der Tabellenvorletzte der Fußball-Bundesliga hat Trainer Marco Kurz und Manager Andreas Müller nach nicht mal mehr einer Saison entlassen. Müller hat sich nach der Entlassung überrascht und schockiert gezeigt. „Ich muss das alles erst einmal in Ruhe für mich sacken lassen“, sagte er. „Mehr kann und möchte ich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen.“ Der Manager war erst im vergangenen Herbst zu 1899 gekommen, Kurz im Winter. Neuer Trainer wird der frühere Amateurtrainer Markus Gisdol. Das bestätigte der Klub am Dienstagmorgen.

Gisdol war bis Dezember Assistenz-Trainer von Schalke 04 und zwischen 2009 und 2011 Trainer der zweiten Mannschaft in Hoffenheim. Nun übernehme der 43-Jährige die TSG „mit sofortiger Wirkung und wurde von der Vereinsführung mit dem beschlossenen Neuaufbau über die laufende Saison hinaus betraut“, hieß es in einer Pressemitteilung. Hoffenheim will den neuen Coach bei einer Pressekonferenz an diesem Dienstag (14 Uhr) im Trainingszentrum in Zuzenhausen vorstellen. Für 15 Uhr ist die erste Übungseinheit unter Gisdol angesetzt.

Kurz holte gerade mal acht Punkte in zehn Spielen. Unter ihm taumelten die Kraichgauer immer mehr Richtung Zweite Liga. Nun zieht der Club die sportliche Reißleine und erhofft sich im Saisonendspurt zumindest noch den Relegationsplatz zu erreichen. Sieben Spieltage vor Saisonende rangiert Hoffenheim vier Punkte hinter Augsburg auf dem vorletzten Tabellenplatz.

Zuletzt setzte es für den abstiegsbedrohten Bundesligisten eine 0:3-Niederlage auf Schalke. Müller durfte Dank der finanziellen Hilfe von Mäzen Dietmar Hopp zur Rückrunde gleich sechs neue Spieler für über 12 Millionen Euro holen. In die Stammelf schaffte es aber nur der brasilianische Torhüter Heurelho Gomes (Tottenham Hotspur) und Innenverteidiger David Abraham (FC Getafe).

Unter Gisdol kann das einzig realistische Ziel sein, Augsburg noch abzufangen. Der erste Nichtabstiegsplatz, den derzeit Düsseldorf belegt, ist bei neun Punkten Rückstand wohl schon außer Reichweite.

Ralf Rangnick lotste Gisdol nach der Trennung von den Kraichgauern mit zum FC Schalke 04 und beförderte den als Taktik-Fuchs bekannten Fußball-Lehrer zu seinem Assistenten. Co-Trainer blieb der gebürtige Geislinger auch unter Rangnicks Nachfolger Huub Stevens und wurde mit dem Niederländer am 16. Dezember 2012 bei den Königsblauen beurlaubt.

Gisdol hat vor seinem Dienstantritt bei Hoffenheim zunächst seinen noch bis 2014 laufenden Vertrag bei Schalke 04 auflösen müssen. Die Königsblauen teilten mit, dass man sich einvernehmlich auf eine Vertragsauflösung mit dem ehemaligen Assistenztrainer geeinigt habe.

Wenn zuletzt in den Bundesligen ein neuer Trainer gesucht wurde, wurde meist auch der Name Gisdol medial auf der Kandidatenliste gehandelt. So beim SC Paderborn, so auch bei der SpVgg Greuther Fürth. Der Tabellenletzte der Bundesliga entschied sich bei der Suche nach einem Nachfolger von Mike Büskens für Frank Kramer, der pikanterweise von 1899 Hoffenheim zum Franken-Club wechselte.

Gisdol eilt ein guter Ruf voraus. Fachlich und menschlich hat er sich viele Meriten erworben. Schon vor der Verpflichtung von Marco Kurz im Januar zählte auch Gisdol als Anwärter auf den Chefposten. In Hoffenheims Direktor für Sport und Nachwuchsförderung, Bernhard Peters, hat er zudem einen anerkannten Fürsprecher.

Wiese kann auf Einsatz hoffen

Durch den Trainerwechsel erhofft sich nicht nur der Verein eine Kehrtwende im Abstiegskampf. Auch Ex-Nationalkeeper Tim Wiese, der seit Ostermontag wieder mit der Mannschaft trainieren darf, könnte endgültig begnadigt werden. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Wiese und Kurz ein zerstörtes Verhältnis haben. Beim neuen Coach Gisdol könnte nun aber einzig und allein die sportliche Leistung in den Vordergrund rücken.

Da Winterneuzugang Heurelho Gomes bislang keinesfalls überzeugen konnte, wäre eine Rückkehr von Wiese ins Tor nicht abwegig. Mit 52 Gegentoren stellt Hoffenheim die Schießbude der Liga. Auch 17 Saisonniederlagen sind ein negativer Liga-Spitzenwert.