Blue Devils führen neues Jugendkonzept ein, um mehr Talente an American Football zu binden

Hamburg. Ein dumpfer Knall ertönt in der Bundeswehrsporthalle in Osdorf. Schreie folgen. Was sich so dramatisch anhört, ist der ganz normale Trainingsbetrieb der U-19 Mannschaft der Hamburg Blue Devils. Harte Tacklings, blaue Flecken und blutende Arme gehören beim Training des American-Football-Nachwuchses dazu. "Was zum Teufel machst du da, Lasse? Du sollst Shoulder Out gehen", schreit Patrick Hamid, ehrenamtlicher Übungsleiter des Nachwuchses, durch die mit circa 60 Spielern gefüllte Halle. Der 16-jährige guckt fragend durch seinen Schutzhelm und spuckt den Mundschutz aus.

Lasse Meyer ist einer von momentan 13 geförderten "Young Talents" der Blue Devils. Der talentierte und sehr athletische Nachwuchsspieler bekommt finanzielle Unterstützung vom Verein, muss keine Beiträge bezahlen und erhält eine kostenlose Mitgliedschaft im Fitnessstudio. "Ohne Krafttraining könnte ich kein Football spielen. Und das Fitnessstudio ist ziemlich teuer", sagt der selbstbewusst wirkende Footballamateur. Lasses Traum ist, dass er irgendwann für die Blue Devils in der German Football League aufläuft. Das Profiteam des größten Hamburger Footballvereins könnte talentierten Nachwuchs dringend gebrauchen. Der letzte große Erfolg der 1. Mannschaft der Blue Devils datiert aus dem Jahr 2003 mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft. "Wir müssen wieder erfolgreich sein. Und das kann nur dann funktionieren, wenn wir eine breite Basis aufstellen. Dazu muss man Talente weiterentwickeln", sagt Cheftrainer und Marketingleiter Maximilian von Garnier. Die Anzahl an talentierten Nachwuchsspielern, die den Sprung in den Profikader schafften, ist in den vergangenen Jahren an einer Hand abzuzählen.

Deshalb gehen die Blue Devils in diesem Jahr neue Wege. Bisher gab es nur die Möglichkeit, maximal 20 Jugendliche zu unterstützen. Jetzt soll das Programm auf 50 Kinder und Jugendliche ausgeweitet werden. Doch der wirkliche Höhepunkt dieses Konzeptes ist die Anschaffung von 50 Profiausrüstungen. Die Kosten einer solchen Montur belaufen sich auf 400 Euro. Ohne die teuren Schutzpolster und Helme wäre die amerikanische Sportart nicht spielbar. Finanziert wird das gesamte Unterfangen durch den Hamburger Finanzdienstleister MLP.

Darüber hinaus werden die Nachwuchssportler auf die Anforderungen des Alltags vorbereitet. So soll ihnen in Kooperation mit der Deutschen Angestellten Akademie unter anderem beim Verfassen von Bewerbungen geholfen werden. "Unser Konzept ist europaweit einzigartig und orientiert sich am amerikanischen Scholarship System", sagt Maximilian von Garnier.

Die neue junge Garde der Hamburger Blue Devils soll vermehrt in Schulen gecastet werden, aber auch bereits bestehende Mitglieder und Neugierige können sich auf einen Akademieplatz bewerben. "Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie viele Talente sich in den Schulen befinden", sagt Patrick Hamid. Ob das Talent für die Nachwuchsförderung ausreicht, entscheiden letztlich die Scouts und Trainer der jeweiligen Nachwuchsteams. "Im letzten Jahr haben sich viele Talente weiterentwickelt und sind zu echten Stützen ihrer Teams geworden. Es ist schön zu sehen, dass die Jungs diese Förderungsmaßnahmen mit Leistung zurückzahlen", sagt von Garnier. Das neue Nachwuchsprojekt passt in den vom Verein ausgegebenen Zehn-Jahres-Plan. "Wir wollen wieder erfolgreich sein und den Großteil der Nationalspieler in den jeweiligen Spielklassen stellen. Der gesamte Verein ist auf einem sehr guten Weg, zur alten Stärke zurückzukehren", sagt Garnier voller Stolz. Inwiefern sich diese Investition in der Zukunft auszahlt, wird man erst in zwei bis drei Jahren sehen. Bis dahin wird auch Lasse Meyer an seinem Traum arbeiten, für die Profis in der German Football League auflaufen zu können. Auch wenn's manchmal blaue Flecken gibt.