Die erhoffte WM-Einzelmedaille für die deutschen Skispringer war sehr nah. Am Ende fehlten Severin Freund 1,7 Punkte zu Bronze.

Val di Fiemme. Severin Freund blickte traurig zum Podium, auf dem sich der Norweger Anders Bardal als Weltmeister feiern ließ. Auch Richard Freitag stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Beim Griff nach der ersten WM-Einzelmedaille seit zwölf Jahren fehlte Deutschlands Top-Skispringern am Sonnabend im dichten Flockenwirbel von Val di Fiemme der letzte Tick zum großen Wurf. „Es ist nicht befriedigend, wenn man drei Springer unter den besten Zehn hat, aber keiner auf dem Podest steht. Wir waren angetreten, hier eine Medaille zu gewinnen. Aber wir waren nicht in der Lage, den Sack zuzumachen“, schimpfte Bundestrainer Werner Schuster.

Lediglich 1,7 Punkte fehlten Freund auf Rang vier zu Bronze. Entsprechend enttäuscht war der Bayer. „Bei der WM sagt man leider Scheiße. Ich war bei der Skiflug-WM im Vorjahr auch Vierter. Aber da war's schön, weil ich weiter weg vom Podium war. Heute fehlte ein Meter, das ist bitter“, klagte der 24-Jährige. Er musste mitansehen, wie Bardal überschwänglich seinen ersten WM-Titel bejubelte. Der Norweger setzte sich vor Weltcup-Rekordsieger Gregor Schlierenzauer aus Österreich und dem Slowenen Peter Prevc durch.

„Ich hätte sehr gerne auf dem Podest gestanden“, bekannte Freund und fügte selbstkritisch hinzu: „Es war klar, dass man hier im Finale einen 100-Meter-plus-X-Sprung machen muss. Der ist nicht passiert.“ Weiten von 101 und 97,5 Metern waren etwas zu wenig, um sich den Medaillentraum zu erfüllen.

Während Freund Lob vom Bundestrainer erhielt („Mit ihm bin ich sehr zufrieden“), bekam Freitag von Schuster ordentlich sein Fett weg. Der Sachse hatte im Finale seine glänzende Ausgangsposition als Halbzeit-Vierter leichtfertig verspielt und war noch auf Rang sechs abgerutscht. „Er war das erste Mal in dieser Situation und wollte angreifen. Aber er kann sich noch nicht steuern, war zu angespannt. Ihm fehlte das Feingefühl“, analysierte Schuster und stellte fest: „Richie ist eben immer noch ein Jungspund, der noch nicht die erforderliche Balance und Ruhe hat. Dass muss er noch ein bisschen üben.“

Freitag selbst schlich mit hängendem Kopf von dannen. Nach 103,5 Metern im ersten Durchgang war er mit nur 0,7 Punkten Rückstand auf Bronze ins Finale gegangen – sein Sprung auf 97,5 Meter geriet aber viel zu kurz. „Keine Ahnung, woran es lag. Vielleicht hatte ich beim Absprung zu wenig Druck. Da fehlen dann die Meter, was sich auf der Normalschanze sofort negativ auswirkt“, sagte der Sachse. „Es ist schon ärgerlich. Aber ich weiß, dass ich nahe dran bin.“

Grund zur Freude hatte nur Andreas Wank. Der Oberhofer katapultierte sich im zweiten Durchgang von Rang 18 auf Platz neun nach vorn. „Damit bin ich natürlich sehr zufrieden“, sagte Wank. Für Michael Neumayer blieb nur Rang 18 und die Erkenntnis: „Heute war ich der Depp.“