In der Winter-Vorbereitung bekamen die kriselnden Westfalen gegen den Rekordmeister eine Lehrstunde. Am Sonnabend droht die Fortsetzung.

München. Wieder „Schalke 05“? Nur einen Monat ist es her, dass die Königsblauen beim gemeinsamen Winter-Aufenthalt mit dem FC Bayern in Katar von der Münchner Spaß-und-Schieß-Gesellschaft gleich fünfmal abgewatscht wurden. Doch über ein weiteres 5:0 an diesem Sonnabendabend (18.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) im Kampf um Bundesligapunkte mag in München keiner vorlaut spekulieren, auch wenn alle Vorzeichen beim raschen Wiedersehen in der Allianz Arena eine ähnliche Rollenverteilung vorstellbar machen. „Ich denke, die Schalker Spieler möchten einiges gutmachen. Die warten nur auf so ein Spiel“, erklärte Manuel Neuer.

Der Nationaltorhüter kennt die spezielle Stimmungslage in Gelsenkirchen. „Ich weiß, was im Verein passiert. Ich bin bestens informiert.“ Und nach 20 Jahren im königsblauen Trikot lässt ihn die alarmierende sportliche Situation in seiner Heimatstadt natürlich nicht unberührt. „Ich sehe mich nicht als Schalker Gegner. Ich bin immer noch Freund des Vereins“, erklärte der 26-Jährige am Freitag. Für die 90 Minuten auf dem Spielfeld heißt das aber nichts. „Wir wollen uns keinen Ausrutscher erlauben.“ Den Vorsprung von zwölf Punkten auf den Tabellenzweiten Dortmund wolle man „mindestens beibehalten“, erklärte Neuer entschlossen.

„Wir werden sicherlich nicht den Fehler machen und den Gegner, bei dem es aktuell nicht so gut läuft, unterschätzen“, versicherte auch Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge. Die Testspiel-Abreibung in Katar dürfe man „nicht überbewerten“, mahnte Trainer Jupp Heynckes: „Die Schalker sind verunsichert, aber sie kommen mit einer extremen Motivation nach München, um für eine Überraschung zu sorgen.“

Schon in Katar hatte Heynckes nach dem Test Trost für seinen jungen Schalke-Kollegen Jens Keller (42). Vor dem Wiedersehen wirbt er erneut um Geduld. „Man sollte Jens Keller in Ruhe arbeiten lassen. Das ist ein junger Trainer, der ein schwieriges Amt übernommen hat.“ Inzwischen scheint jedoch für Keller – gemessen an der Vorgabe Champions-League-Qualifikation – die Aufgabe beim Tabellensechsten zu einer aussichtslosen Mission geworden zu sein.

Spätestens seit dem 1:2-Tiefschlag gegen den Tabellenletzten Greuther Fürth ist die Lage explosiv. „Es bringt nichts, zu jammern“, sagte Keller zwar. Aber die Situation mit zahlreichen Verletzten und Ausfällen, zu denen sich nun auch noch Torjäger Klaas-Jan Huntelaar (Augenverletzung) gesellte, und einer gestörten Vorbereitung in einer Länderspielwoche ist als Ausgangslage vor der Kraftprobe mit den Bayern fast entmutigend. „München ist ein schwieriges Pflaster“, gestand Kapitän Benedikt Höwedes.

Während Keller bei Aufstellung und Taktik tüfteln muss, kann Heynckes wohl wieder die Erfolgself der ersten Rückrundenwochen aufbieten. Nur hinter dem Einsatz von Bastian Schweinsteiger, der im Training erneut eine Prellung am Sprunggelenk erlitt, steht ein kleines Fragezeichen. Nach dem „wunderbaren Start“ ins neue Jahr mit den Siegen gegen Fürth (2:0), Stuttgart (2:0) und Mainz (3:0) müsse man „weiter daran arbeiten, in der Erfolgsspur zu bleiben“, mahnte Rummenigge: „Wir müssen weiter konzentriert und engagiert den Fußball spielen, den wir in den letzten Wochen praktiziert haben.“

Für Schalke geht es zum Auftakt der schwierigen Auswärtsserie in München sowie Mainz und bei Galatasaray Istanbul (Champions League) wohl zunächst um Schadensbegrenzung, auch wenn Manager Horst Heldt nicht schwarzsehen möchte: „Die Saison ist noch nicht gelaufen. Wir sind in der Lage, alles noch ins Positive zu drehen.“