Nun hat auch Weltmeister Sebastian Vettel sein neues Auto vorgestellt. Einen Namen will er dem Flitzer aber erst später verpassen.

Milton Keynes/Hinwil. Sebastian Vettel hat seinen neuen Formel-1-Dienstwagen auf Anhieb ins Herz geschlossen. „Jetzt werden wir ja sehen, ob das Auto so gut ist, wie es aussieht“, sagte der Dreifach-Weltmeister am Sonntag bei der Präsentation des Flitzers. Als sechstes der elf Teams stellte Red Bull sein jüngstes Modell vor, mit dem auffällig violett schimmernden RB9 will Vettel den vierten Titel in Serie einfahren. „Wir erwarten erneut sehr viel von uns“, versicherte Vettel. Die Rivalen McLaren und Ferrari hatten ihre Boliden schon vorher gezeigt, die bislang größte Überraschung lieferte am Samstag aber das Sauber-Team.

Der Schweizer Rennstall mit dem deutschen Neuzugang Nico Hülkenberg erstaunte mit den superschlanken Seitenkästen des C32 die Fachwelt. Kein anderes der bisher vorgestellten Autos weist eine so radikale Variante auf. „Ich hoffe, dass wir das eine oder andere Top-Team ärgern können. Podiumsplätze, vielleicht sogar ein Sieg, das wäre ein Traum“, sagte Hülkenberg.

Am Montag folgt als nächster Sieganwärter das Mercedes-Team um Nico Rosberg und Lewis Hamilton mit seiner Präsentation im spanischen Jerez. Dort beginnen am Tag darauf auch die ersten Testfahrten für die neue Saison, die am 17. März mit dem Großen Preis von Australien in Melbourne startet.

Weltmeister Vettel wird dann noch nicht hinter dem Steuer seines neuen Gefährts Platz nehmen. Die ersten zwei Tage sitzt Teamkollege Mark Webber im Auto und soll ihm die Kinderkrankheiten austreiben. Dann übernimmt Vettel. Erst nach den Probefahrten will der 25-Jährige dann die obligatorische Taufe seines Dienstwagens vollziehen. „Ich habe ihm noch keinen Namen gegeben, wir müssen uns erst noch kennenlernen“, sagte Vettel.

Gewohnt gut gelaunt hatte er in der Red-Bull-Rennfabrik im englischen Milton Keynes bei wummernden Bässen die Nachfolgerin von „Liz“, „Kylie“ und „Abbey“ enthüllt. Neben den violetten Farbspuren in der Lackierung sticht die Stufennase ins Auge, die anders als beim Rivalen Ferrari auch in diesem Jahr zum Red-Bull-Designkonzept gehört. Das Auto sei „eine Evolution“ seines Vorgängermodells, erklärte Design-Guru Adrian Newey. „Der Teufel steckte bei diesem Auto im Detail“, fügte der Brite hinzu.

Neweys Konstruktionen waren zuletzt der Garant für Vettels Erfolge. Zudem gewann Red Bull dreimal nacheinander den Titel in der Teamwertung. „Wir haben uns fest vorgenommen, beide Pokale hier in unserem Schrank zu behalten“, sagte Teamchef Christian Horner. Der RB9 sei für den Rennstall ein „Neuanfang“, fügte Horner hinzu.

Auch Vettel betonte, mit der neuen Saison beginne „alles wieder bei Null“. Es werde wieder ein langes Jahr und „eine ziemlich harte Herausforderung für jeden von uns“, befand Vettel.

Verfolger Hamilton legte am Sonntag prompt das nächste Störfeuer und lobte ausgerechnet seinen früheren Erzrivalen Alonso als besten Formel-1-Fahrer. Er habe in der gemeinsamen Zeit bei McLaren erlebt, „wie schnell dieser Kerl ist, wie gut er die Dinge analysieren kann, wie viel Talent in ihm steckt. All das beweist er Jahr für Jahr“, sagte der Brite im Interview der „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“.

Auch Vettel ist laut Hamilton „ein unglaublicher Fahrer“. Aber weil er noch nie im gleichen Rennwagen wie der Red-Bull-Pilot gefahren sei, könne er nicht sagen, wie schnell Vettel wirklich sei, fügte Hamilton hinzu.

Der nach dem Winterurlaub entspannte und zu Scherzen aufgelegte Vettel hält von solchen Vergleichen wenig. „Die besten Fahrer sind in den besten Teams. Es ist nicht schwer herauszufinden, welche das sind“, meinte er. Er habe großen Respekt vor Alonso. Aber auch Webber, McLaren-Star Jenson Button und Hamilton gehörten zu den Top-Piloten. „Der Druck ist groß“, sagte Vettel. „Ich freue mich, wieder im Auto zu sitzen und Rennen zu fahren.“