Die besten Dartprofis der Welt spielen von Freitag an in der Sporthalle Hamburg um den Teamweltcup und für ein besseres Image ihrer Sportart.

Hamburg. Hat der HSV nicht sogar mal den Europapokal gewonnen? Durch ein Tor von Felix Magath? Diese Fragen sollte man eigentlich nicht stellen, wenn man sich gerade in den Geschäftsräumen des HSV befindet. Aber Raymond van Barneveld kommt halt nur selten dazu, Fußball intensiv zu verfolgen, "Bildungslücken" sind da ganz normal. Der Niederländer legt selbst an jedem Wochenende große Auftritte hin. Van Barneveld, 45, ist einer der besten Dartspieler der Welt, fünfmal hat er den WM-Titel gewonnen. Für ihn, der den Beinamen "The Man" trägt, ist ein Schaukampf wie der am Donnerstag in der Imtech Arena eine Kleinigkeit.

Der HSV hat eine Dartabteilung, sogar eine Mannschaft in der Bundesliga, doch für deren Spieler hätte es wohl kaum einen solchen Auflauf an Reportern und Kamerateams gegeben. Die sind gekommen, um zum Beispiel van Barneveld an der Seite von Fußballstar Rafael van der Vaart Pfeile werfen zu sehen. Die Aktion mit je vier HSV- und Dartprofis sollte ein bisschen Werbung machen für den Teamweltcup, der am Wochenende in der Sporthalle Hamburg ausgetragen wird.

Dabei scheint sie kaum nötig. Die Freitagabendveranstaltung ist ausverkauft. Auch für die Folgetage ist die Nachfrage so groß, dass die Kapazität kurzfristig auf 1900 Plätze erweitert wurde. "Die Events werden von Jahr zu Jahr größer", sagt Sebastian Mayer. Seit 2006 organisiert er für die Professional Darts Corporation Europe Turniere in Deutschland. Angefangen hat es mit einem kleinen in München. Inzwischen gibt es eine Serie, die in großen Hallen in allen Landesteilen Station macht.

Die Pfeile scheinen einen Nerv der Zeit zu treffen. Bis zu eine Million Zuschauer haben zum Jahreswechsel bei Sport1 gesehen, wie Phil "The Power" Taylor zum 16. Mal Weltmeister wurde. Er ist die Legende des Darts, ein kleiner Mann mit großem Bauch, tätowierten Unterarmen und dem Schalk im etwas schiefen Nacken.

Die Karriere des Engländers steht vorbildhaft für viele in diesem Sport. Sohn eines Bauarbeiters und einer Kassiererin, verließ Taylor mit 16 die Schule und verdingte sich als Gelegenheitsarbeiter. Sein Darttalent wurde durch Zufall in einem Pub entdeckt. Inzwischen ist er 52 Jahre alt und 14-facher Preisgeldmillionär. Er hat ein Haus auf Teneriffa, eine eigene Köchin, die ihm auf seinen Reisen sportgerechtes Essen serviert. Denn dass sie einem seriösen Sport und keinem Kneipenvergnügen nachgehen, darauf legen die Spieler Wert. Die Profis in England und den Niederlanden, wo Dart am populärsten ist, trainieren fünf Stunden und mehr am Tag. Im Turnier müssen sie höchste Konzentrationsleistung bringen, während um sie herum Bierzeltstimmung tobt. Mayer: "Wenn Sie den Sport nicht professionell betreiben, können Sie unter solchen Umständen nicht die entscheidenden Treffer setzen."

Das sei es auch, was die deutschen Spieler von der Weltspitze trennt. Andree Welge, einer von zwei WM-Teilnehmern, arbeitet hauptberuflich in einem Kraftwerk. Max Hopp könnte der Erste sein, der den Durchbruch schafft. Über den 16-Jährigen sagt Taylor: "Er ist der einzige junge Spieler, den ich sponsern würde." Bei der WM schaffte es Hopp immerhin in die zweite Runde.

Mayer hofft, dass Hopp einmal "der Boris Becker des Dartsports wird. So einen brauchen wir, um richtig groß rauszukommen." Die Niederländer haben ihren neuen Star bereits: Michael van Gerwen, 22, musste sich bei der WM nur Taylor beugen. Beim Schaukampf am Donnerstag reichte es mit HSV-Torwart René Adler auch nicht zum Sieg. Der ging an das sehr gemischte Doppel van Barneveld/van der Vaart (womit bewiesen wäre, dass Niederländer auch Finals gewinnen können). Einen Tipp gab van Barneveld seinem Landsmann noch mit: "Wenn du jeden Tag Elfmeter übst, verschießt du nie wieder."