Arjen Robben hat genug vom Reservistendasein. Bayern-Trainer Heynckes muss überlegen, wie er den Niederländer ruhig hält.

München. Die gute Nachricht vorneweg: Die Scheibe hat gehalten, als Arjen Robben beim Training einen Ball mit voller Wucht in Richtung Geschäftsstelle drosch und ein Fenster traf. Der Niederländer ist geladen, von seiner Situation als Reservist bei Bayern München sichtlich genervt. Als Co-Trainer Peter Hermann beim Auslaufen auf den Superstar zuging, soll er diesen laut Bild-Zeitung sogar angeschnauzt haben: „Rede nicht mit mir!“

Dass für Robben derzeit kein Platz im Team des deutschen Fußball-Rekordmeisters ist, birgt Konfliktpotenzial. Die Frage ist schon, wann der 29-Jährige seinem Ärger über die unbefriedigende Situation lautstark Luft macht - trotz aller Warnungen der Verantwortlichen. Schon vor dem Rückrunden-Auftakt hatte er unmissverständlich seine Ansprüche untermauert. Er habe zwar angesichts seiner langen Verletzungspause in der Hinrunde durchaus „Verständnis“, wenn er gegen Fürth auf der Bank sitzen würde, aber „ich werde mich nicht hinten anstellen, natürlich nicht“. Er gehe davon aus, „zeitnah in der Startelf zu stehen“. Es sei an der Zeit, „dass ich Spielpraxis bekomme. Deshalb hoffe ich, dass der Trainer die richtige Entscheidung trifft“.

Die Entscheidung von Trainer Jupp Heynckes fiel bisher aber klar gegen Robben und für dessen Konkurrent Thomas Müller aus. Beim 2:0 gegen Fürth durfte der Niederländer 20 Minuten ran, am Sonntag in Stuttgart (2:0) erst gar nicht. Schmollend hatte Robben deshalb mit verschränkten an der Bande gelehnt und war nach dem Spiel als Erster in den Mannschaftsbus geflüchtet. Kein neues Bild: Schon in der Vergangenheit war Robben des Öfteren schwer beleidigt gewesen, wenn er nicht aufgestellt wurde.

Auch am Sonnabend (15.30 Uhr) in Mainz droht wieder die Ersatzbank. Dies passt keineswegs zum Selbstverständnis des egoistischen Niederländers, der erst sechs Bundesligaspiele in dieser Saison absolviert hat. Zumal er „100 Prozent“ überzeugt ist, „dass ich die Mannschaft besser machen kann, wenn ich total fit bin“, wie er unlängst dem Sportmagazin „kicker“ sagte. Und dass er sich nach langer Auszeit wieder fit fühlt, unterstrich er bereits im Trainingslager in Katar: „Ich bin weiter als ich dachte.“ Aber offenbar noch nicht weit genug. „Das Momentum spricht aktuell gegen ihn. Die anderen haben ein bisschen Vorsprung“, sagte Sport-Vorstand Matthias Sammer und schickte gleich einmal eine deutliche Warnung in Richtung Robben: „Der Trainer entscheidet, es gibt keine Diskussionen. Sie müssen nicht Halleluja schreien, wenn sie draußen sitzen. Aber wir werden keine Egoismen dulden und sehr kleinlich darauf achten.“

Heynckes ist nun als Moderator gefordert. „Kaiser“ Franz Beckenbauer ist überzeugt, dass der 67-Jährige nicht nur den frustrierten Robben, sondern auch aktuelle Reservisten wie Mario Gomez oder Jerome Boateng unter Kontrolle halten kann. „Unzufriedene Spieler können Unruhe stiften. Aber das wird Jupp Heynckes im Griff haben“, sagte Beckenbauer der „Bild“. Sein Rat: „Interne Kommunikation ist jetzt besonders wichtig.“ Doch Heynckes sieht aktuell keinen besonderen Redebedarf. Er könne zwar verstehen, „dass die Spieler auch enttäuscht sind, wenn sie nur ein paar Minuten oder gar nicht spielen. Aber das müssen sie akzeptieren“, betonte der Bayern-Coach bereits in Stuttgart, machte Robben und Co. aber immerhin Hoffnung auf leichte Besserung: „Sie wissen genau, dass ich ab übernächste Woche, wenn wir wieder den Sonnabend-Mittwoch-Sonnabend-Rhythmus haben, auch wieder rotieren werden.“

Die Bayern werden das Verhalten von Robben auf jeden Fall genau beobachten. Der niederländische Nationalspieler hat beim Rekordmeister zwar noch einen Vertrag bis 2015. Sollte er aber in den kommenden Wochen nicht bereit sein, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen, könnte es gut sein, dass der neue Trainer Pep Guardiola keinen Wert mehr auf den 29-Jährigen legt. Noch ist es nicht so weit. Doch in Mainz steht die nächste Belastungsprobe an, ehe Robben dann für ein paar Tage zur Nationalmannschaft reist. Am 6. Februar spielt die Niederlande gegen Italien - wohl mit Robben. Vielleicht trifft der Bayern-Star dann mal wieder ins Tor...