Die deutschen Herren haben damit in Melbourne noch ein Eisen im Feuer. Florian Mayer ganz schwach, Daniel Brands überrascht fast.

Melbourne. Einen Punkt mehr gewonnen als der Gegner und doch verloren – Daniel Brands erlebte bei den Australian Open eine ebenso unglückliche wie kuriose Niederlage. Der 25 Jahre alte Deggendorfer unterlag am Donnerstag in Melbourne in einer Hitzschlacht gegen den australischen Hoffnungsträger Bernard Tomic trotz starker Leistung mit 7:6 (7:4), 5:7, 6:7 (3:7), 6:7 (8:10) und schied damit in der zweiten Runde aus.

Weiter im Rennen ist Philipp Kohlschreiber. Der 29 Jahre alte Augsburger setzte sich gegen den Israeli Amir Weintraub mit 6:2, 7:6 (7:4), 6:4 durch und trifft nun auf den Kanadier Milos Raonic. Kohlschreibers Davis-Cup-Kollegen Florian Mayer (2:6, 3:6, 1:6 gegen den Litauer Ricardas Berankis) und Benjamin Becker (2:6, 4:6, 2:6 gegen den Argentinier Juan Martin del Potro) mussten dagegen wie Brands ihre Taschen packen.

Damit sind bei der mit 23,91 Millionen Dollar dotierten Veranstaltung von neun gestarteten deutschen Tennis-Herren acht bereits ausgeschieden. Bei den Damen verabschiedete sich in der zweiten Runde Nachwuchstalent Annika Beck. Beim 2:6, 0:6 gegen die Japanerin Ayumi Morita war die 18-Jährige am Ende ohne Chance. In Angelique Kerber und Julia Görges sind aber noch zwei deutschen Damen dabei.

Brands zeigte gegen Tomic eine der besten Leistungen seiner Karriere und hätte sich fast mit einem Drittrunden-Duell gegen Roger Federer belohnt. „Das wäre natürlich ein Traum gewesen, das absolute Highlight meiner Karriere“, gestand die Nummer 120 der Welt, in Melbourne erst über die Qualifikation ins Hauptfeld gerutscht. 2:55 Stunden lieferte Brands dem Australier bei phasenweise über 40 Grad einen heißen Fight. Der Bayer schlug 23 Asse, gewann insgesamt 23 Mal sein Aufschlagsspiel und machte insgesamt 154 Punkte - doch am Ende riss Tomic, der 153 Punkte machte, zur Freude der australischen Fans in der Rod Laver Arena jubelnd die Hände in die Höhe. „Ich habe die wichtigen Punkte nicht gemacht, dafür habe ich die Quittung bekommen“, sagte Brands.

Tomic zollte dem ihm vorher vollkommen unbekannten Deutschen großen Respekt. „Er hat wie ein Top-10-, Top-15-Profi gespielt“, meinte der 20-Jährige. Im Tie Break des vierten Satzes wehrte Brands sieben Matchbälle ab, hatte beim Stand von 8:7 sogar selbst einen Satzball. Aber am Ende reichte es nicht ganz.

Kohlschreiber wird seiner Rolle als deutsche Nummer eins dagegen weiter souverän gerecht. Gegen den unbekannten Israeli Amir Weintraub behielt der Bayer auch in der kritischen Phase im zweiten Satz die Nerven und wehrte sogar einen Satzball ab. „Das war wichtig, weil er sonst noch mehr Auftrieb bekommen hätte. Zum Glück habe ich in dieser Phase mein bestes Tennis gespielt.“ In der dritten Runde spielt Kohlschreiber nun am Sonnabend gegen Raonic. „Er ist sicher einer der besten Aufschläger auf der Tour. Über das gesamte Spiel gesehen muss ich ihn aber knacken“, meinte die Nummer 19 der Welt voller Selbstvertrauen.

Komplett niedergeschlagen und ratlos war nach seiner trostlosen Vorstellung dagegen Mayer. „Mir ist es auch unerklärlich, wie ich so schlecht spielen kann“, meinte der Bayreuther nach seinem ernüchternden Auftritt gegen Berankis.

Erhobenen Hauptes konnte trotz ihrer klaren Niederlage Annika Beck Melbourne verlassen. „Vielleicht waren die Anspannung und die Aufregung zu groß“, sagte Beck, die erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier in der zweiten Runde stand. „Und ich hatte natürlich im Hinterkopf, was danach kommen könnte: ein Duell mit Serena Williams in der Rod Laver Arena. Vielleicht bin ich deshalb ein bisschen verkrampft.“

Die Favoriten gerieten auch am bislang heißesten Tag des Turniers nicht ins Straucheln. Roger Federer und Andy Murray blieben bei den Herren ebenso weiter ohne Satzverlust wie Victoria Asarenka und Serena Williams bei den Damen.