Weltklassetischtennis mit Timo Boll. Die Interessenten rannten dem Veranstalter die Bude ein, aber nur 1500 durften in die Schulsporthalle.

Hamburg. Timo Boll hat in Hamburg die Lust auf Bundesliga-Tischtennis geweckt. Der Europameister trug gemeinsam mit seinen Teamkollegen von Rekordmeister Borussia Düsseldorf am Sonnabend die Bundesliga-Spitzenpartie gegen Weder Bremen in der Hansestadt aus und wurde beim 3:2-Erfolg der Rheinländer gefeiert. Top-Tischtennis gab es seit Ewigkeiten nicht mehr an der Alster. Vor 22 Jahren war Germania Schnelsen das letzte Hamburger Erstliga-Team. 1512 Zuschauer in der restlos ausverkauften Schulsporthalle Tegelsbarg in Poppenbüttel sahen einen Gesamtsieg der Düsseldorfer, aber auch eine Niederlage des besten deutschen Tischtennisspielers.

Dem im Bremer Diensten stehenden Taiwaner Chuang Chih-Yuan, Nummer acht der Weltrangliste, unterlag Boll überraschend deutlich mit 0:3 (7:11, 8:11, 9:11). „In der Form ist Chuang schwer zu besiegen“, gestand der Weltranglisten-Fünfte, der trotz Bindehautentzündung angetreten war und sich mit Augentropfen über die Runden half. So musste Boll die erste Bundesliga-Niederlage dieser Saison nach acht Siegen hinnehmen.

Schadlos hielt sich der 31-Jährige gegen Adrian Crisan. Den Rumänen, der ihn im Achtelfinale des olympischen Turniers in London aus dem Wettbewerb katapultiert hatte, besiegte Boll mit 3:2 (11:6, 9:11, 11:7, 7:11, 11:5). „Es ärgert mich noch immer, dass ich gegen Crisan bei Olympia nicht gewinnen konnte“, meinte der Linkshänder.

Letztlich setzten sich die Düsseldorfer gegen Bremen mit 3:2 durch. Die anderen Siege für den Tabellenführer, der mit 14:2 Punkten vor TTF Ochsenhausen (10:6) und Bremen (10:8) liegt, steuerten Christian Süß gegen Paul Drinkhall und Patrick Baum gegen Crisan (jeweils 3:1) bei. Auch Baum als Düsseldorfer Nummer zwei hatte gegen Chuang keine Chance und musste mit 1:3 (11:8, 8:11, 4:11, 4:11) passen.

„Tolle Zuschauer, die hier die Halle zu einem Hexenkessel gemacht haben. Wahnsinn, dass wir selbst im hohen Norden so viele Fans haben“, sagte Borussia-Manager Andreas Preuss. Nationalspieler Christian Süß resümierte während des anschließenden Essens beim Edelchinesen „Chin Chin“: „Dieses Event hat einfach Spaß gemacht.“ Boll sprach von einer fantastischen Atmosphäre. Er habe sich „wie bei einem Heimspiel gefühlt“. Die Veranstaltung war eine Zugnummer: Die Kartennachfrage war laut Organisatoren siebenmal so hoch.

Möglich wurde der Ausflug nach Hamburg, weil das ECE-Management mit dem Hamburger Unternehmer und Sportliebhaber Alexander Otto Geld für das Spektakel zuschoss. Eine mittlere fünfstellige Summe war für die Veranstaltung nötig. „Es gibt jetzt Gespräche, für den SC Poppenbüttel die Perspektive Bundesliga zu prüfen“, verriet Sebastian Conrad, Initiator des Düsseldorfer Gastspiels in der Hansestadt. Das kostet Geld. Derzeit spielt das Team in der Regionalliga. Einst hatte Poppenbüttel als Zweitliga-Meister bereits den Aufstieg geschafft, auf die Bundesliga-Teilnahme jedoch wegen der Kosten verzichtet. Um eine Saison in der Eliteliga zu spielen, werden rund 200.000 Euro benötigt.