Franzosen siegen über vier Mal 7,5 Kilometer in Ruhpolding vor Norwegen und Österreich. Drei Nachlader waren am Ende zu viel.

Ruhpolding. Erst machte Erik Lesser der deutschen Männerstaffel mit zwei furiosen Schießeinlagen große Hoffnung auf den ersten Weltcupsieg seit zwei Jahren, dann ging dem Thüringer auf den letzten Metern doch noch die Kraft aus. Nach einem starken Auftakt reichte es für das Quartett des Deutschen Skiverbandes (DSV) beim Heim-Weltcup in Ruhpolding nach einem beherzten Auftritt zwar „nur“ zum vierten Platz. Doch auch damit waren die Skijäger bei den Biathlon-Festtagen vor 11.000 begeisterten Fans im Flockenwirbel in den Chiemgauer Alpen zufrieden.

„Das Fazit fällt absolut positiv aus. Man muss den Jungs ein Kompliment machen, wie sie sich hier aus der Affäre gezogen haben“, sagte Herren-Bundestrainer Mark Kirchner: „Man kann auch mal knapp verlieren, das ist auch das Einzige, was man heute bemängeln kann. Alle Vier haben eine tadellose Leistung gebracht.“ Das DSV-Quartett mit Simon Schempp (Uhingen/2 Nachlader), Rückkehrer Andreas Birnbacher (Schleching/0), Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld/1) und Lesser (Frankenhain/0), das erstmals in diesem Winter in Bestzbesetzung antrat, hatte am Ende 21,0 Sekunden Rückstand auf die siegreichen Franzosen.

Unter den Augen des im Dezember zurückgetretenen Dreifach-Olympiasiegers Michael Greis landete Weltmeister Norwegen (3/9,4 Sekunden Rückstand) vor Österreich (9/9,7) auf Platz zwei. In Oberhof hatte es zuletzt ohne Birnbacher noch zu Rang drei gereicht, in Bayern musste sich das Team, genau wie die Frauen einen Tag zuvor, mit Platz vier begnügen. „Am Ende war die Erwartungshaltung zu groß, dann geht bei mir der ganze Körper fest und nichts ging mehr. So war es auch beim letzten Anstieg. Deswegen ist nur der vierte Platz rausgekommen“, sagte Lesser, der im Schlussanstieg an Boden verlor: „Die anderen waren halt ein bisschen stärker.“

Bei Schneefall und Temperaturen um den Gefrierpunkt hatte die Strecke in den Chiemgauer Alpen vor dem Rennen gelitten. Als Folge musste kurzfristig die Streckenführung geändert werden. Startläufer Simon Schempp ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken und zeigte eine solide Vorstellung. Bei seinen beiden Schießeinlagen musste der 24-Jährige jeweils einmal nachladen. „Damit kann ich leben, auch wenn es vielleicht ein bisschen viel ist. Zumindest läuferisch konnte ich Boden gut machen“, sagte Schempp.

Der nach seinem grippalen Infekt genesene Andreas Birnbacher übernahm in Führung liegend und lief das Rennen von der Spitze - auch nach dem fehlerfreien ersten Schießen. Bei stärker werdendem Schneefall behielt der 31-Jährige auch beim zweiten Anschlag die Nerven und zeigte eine tadellose Vorstellung. „Ich bin wirklich sehr zufrieden mit dem Rennen, vor allem, dass ich im Schießen so gut durchgekommen bin“, sagte Birnbacher nach seinem ersten Rennen in diesem Jahr: „Durch den Schneefall ist es dann sehr stumpf geworden, dafür hatte ich den falschen Ski. Da ist es mir zum Schluss wirklich sehr schwer gefallen.“

Das deutsche Team lag jedoch weiter in Front, als der frühere Sprintweltmeister Arnd Peiffer in die Loipe ging. Der gebürtige Niedersachse knüpfte nahtlos an die guten Schießleistungen an und musste nur eine Extrapatrone benutzen, um alle zehn Scheiben abzuräumen. „Ich bin sehr motiviert ins letzte Schießen. Die Schlussrunde war ein hartes Stück Arbeit, aber es hat sich gelohnt“, sagte Peiffer, der mit nur fünf Sekunden Rückstand an Schlussläufer Erik Lesser übergab.

Der Thüringer, der erst zum dritten Mal Teil einer deutschen Staffel war, stürzte auf seiner ersten Runde, ließ sich davon aber nicht beirren und zeigte beim Schießen trotz des enormen Drucks eine fehlerfreie Leistung. „Für den Sturz muss ich 50 Euro in die Mannschaftskasse zahlen. Einfach doof. Zuhause sitzen sie wieder uns sagen: Der Lesser, 50 Euro“, sagte der 24-Jährige, der seine gute Laune trotz des Leistungseinbruchs schnell wiederfand.