Der Meister geht trotz Riesenrückstand auf die Bayern gelassen in die Rückrunde. Der Geschäftsführer erklärt die Personalpolitik.

La Manga. Entspannt lehnte sich Hans-Joachim Watzke zurück. Im noblen Mannschaftshotel Principe Felipe des Double-Gewinners Borussia Dortmund im Spanien-Trainingslager bestätigte der Klub-Boss eine „harmonische“ Stimmung. Beste Voraussetzungen also für den Rückrundenstart am 18. Januar bei Werder Bremen. „Wir haben noch genügend Ziele: Wir möchten in der Bundesliga am liebsten Zweiter werden, im Pokal in München gewinnen und in der Champions League Donezk ausschalten“, sagte der 52-Jährige.

Nur die Verletzung von Neven Subotic war bei frühlingshaften Temperaturen in La Manga ein Wermutstropfen. Denn der Innnenverteidiger wird wegen eines Muskelfaserrisses in der Wade sechs Wochen pausieren müssen. Felipe Santana wird den Serben vertreten, so wie bereits beim 3:1 am Mittwochabend im Testspiel gegen den spanischen Drittligisten Albacete Balompie. Die vorzeitigen Vertragsverlängerungen mit Subotic (bis 2016) und Sven Bender (bis 2017) liefern weiteren Grund zur Gelassenheit. „Es ist eigentlich eine komfortable Situation“, sagte Watzke, immerhin seien sämtliche Leistungsträger in der Defensive zumindest bis 2016 gebunden.

Es sei beim BVB schon eher auffällig, wenn ein Vertrag 2014 ende - wie der von Torjäger Robert Lewandowski. „Wir würden uns freuen, wenn von Robert ein entsprechendes Signal kommen würde. Sicherlich brauchen wir irgendwann eins. Aber dass wir jetzt jede Woche darauf warten würden, dazu sind wir zu entspannt“, sagte Watzke, der die Spekulationen um eventuelle Nachfolger nicht kommentieren wollte. Außerdem sei nicht ausgeschlossen, dass Lewandowski seinen Vertrag bis 2014 erfülle, „wenn es Sinn macht, ist es auch eine Option, auf eine Ablöse zu verzichten“, aber das sei derzeit kein Thema. Man sollte sich bei den Personalplanungen von großen Namen lösen. „Lewandowski war kein großer Name, als er zu uns kam, und auch Shinji Kagawa nicht“, betonte der Klub-Chef.

Es gebe mehrere Geschäftsmodelle, eines davon sei die Möglichkeit, „große Namen zu entwickeln“. Denn wichtiger, als an der Transferschraube zu drehen, sei es, eine gute Mannschaft zu bauen. Der Erfolg gibt dem BVB zweifellos recht. Meister, Pokalsieger, drei Niederlagen in 46 Pflichtspielen des vergangenen Kalenderjahres, in der Champions League ungeschlagen ins Achtelfinale und allein 39 Millionen Einnahmen aus den Gruppenspielen - das sind die Fakten, die Watzke Zweiflern entgegensetzt. Der BVB werde auch in Zukunft nicht seine gesamten Einnahmen in die Mannschaft investieren. „Wir empfinden uns als hanseatische Kaufleute. Wir investieren weiter in die Infrastruktur und bilden finanzielle Reserven, um auch mal antizyklisch reagieren zu können - nicht im Erfolg, sondern wenn es mal einen Knick gibt“, erklärte der Sauerländer Watzke.

Folglich sieht sich der achtmalige deutsche Meister für die Zukunft gut aufgestellt, auch unter dem Gesichtspunkt des von der Europäischen Fußball-Union (Uefa) proklamierten Financial Fair Play. Zu diesem Thema äußerte Watzke seine Bedenken: „Ich habe nicht den Eindruck, dass da bei Paris St. Germain ausgeglichene Gewinn- und Verlustrechnungen präsentiert werden.“ Aber Watzke glaubt, „dass sich das durchsetzen wird, weil ich sehe, dass sich die meisten Klubs darauf vorbereiten“. Insofern sei es bemerkenswert, dass man einen aktuellen Champions-League-Teilnehmer (FC Malaga) für das nächste Jahr vom Europacup ausgeschlossen habe. „Das war ein Warnschuss, der ernst genommen werden muss“, ergänzte Watzke, zumal sich der Fußball im Ausland „mehr als bei uns zunehmend über die Champions League definiert. Dann weiß man, was das auch für eine Strafe ist“, sagte Watzke. Aber man befinde sich in Sachen Financial Fair Play noch in einem Prozess und erst am Anfang.