Nach den Absagen einiger Leistungsträger setzt Bundestrainer Martin Heuberger den Umbruch konsequent fort.

Hamburg. Bundestrainer Martin Heuberger freut sich über die neuen Perspektiven, Kapitän Oliver Roggisch ist von den Qualitäten der WM-Debütanten überzeugt und auch Weltmeister-Coach Heiner Brand hat volles Vertrauen: Wenige Tage vor der Handball-WM in Spanien (11. bis 27. Januar) mischen sechs Grünschnäbel die deutsche Mannschaft auf. Fehlende Turniererfahrung machen die „jungen Wilden“ mit einer gehörigen Portion Enthusiasmus wett.

„Eine WM kennt man normalerweise nur aus dem Fernsehen, wo man von zu Hause aus mitfiebert. Jetzt dabei zu sein und für Deutschland auflaufen zu dürfen, ist ein Traum“, sagte Kevin Schmidt mit leuchtenden Augen. Noch eine Dreiviertelstunde nach dem vorletzten Testspiel gegen Schweden stand der Linksaußen inmitten von hunderten Fans und schrieb geduldig Autogramme. Erst am vergangenen Donnerstag hatte der 24 Jahre alte Junioren-Weltmeister von 2009 sein Debüt in der A-Nationalmannschaft gefeiert.

Schmidt ist bei Weitem nicht das einzige internationale Greenhorn in der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB). Nach der schweren Verletzung von Uwe Gensheimer sowie den Absagen der Leistungsträger Holger Glandorf und Lars Kaufmann machte Heuberger aus der Not eine Tugend und setzte den Umbruch konsequent fort. Zum Turnierauftakt am Samstag gegen Brasilien (16.00 Uhr/ARD) werden in Patrick Wiencek, Stefan Kneer, Steffen Fäth, Steffen Weinhold und Tobias Reichmann fünf weitere Akteure ihr WM-Debüt geben. Lediglich drei Spieler im deutschen Kader können auf die Erfahrung von mehr als 100 Länderspielen zurückgreifen.

„Ich freue mich auf die sich daraus ergebenden Möglichkeiten. Wir stellen einen Kader mit Perspektive“, sagte Heuberger, der mit vier Spielern der aktuellen Auswahl vor vier Jahren den WM-Titel bei den Junioren geholt hatte. Zwar sei das auch eine gewisse Drucksituation für die jungen Spieler, doch sein Team habe genügend gestandene Spieler dabei. „Mit ihrer Hilfe wird es uns gelingen, als Team zu überzeugen“, sagte Heuberger.

Kapitän Oliver Roggisch gehört zu den Spielern, die das unerfahrene Team führen sollen. Der Abwehrchef ist einer von nur noch vier übrig gebliebenen Weltmeistern von 2007 und von der Qualität der jungen Garde überzeugt. „In unserer Mannschaft können alle Handball spielen. Das müssen wir uns klar machen - und dann werden wir auch ein gutes Turnier erleben“, sagte Roggisch.

Und auch Handball-Ikone Heiner Brand vertraut der neu formierten Rasselbande. „Es ist natürlich erfreulich, dass die jungen Leute den Sprung geschafft haben. Mit der Unterstützung der erfahrenen Spieler traue ich ihnen eine gute Leistung in Spanien zu“, sagte Brand.

Kevin Schmidt und Co. hören solche Worte gern. Sie fühlen sich im Kreis der Nationalmannschaft pudelwohl. „Es ist eine super Truppe, sehr homogen“, so Schmidt, stellt aber auch klar: „Die älteren Spieler haben schon das Zepter in der Hand und sagen uns, wo es lang geht. Anders geht es auch nicht.“ Ob er und die anderen Grünschnäbel auch mal die Koffer tragen müssen? „Das ändert sich nie“, erklärt Schmidt und lächelt.