Der Österreicher Gregor Schlierenzauer holt seinen zweiten Sieg in Folge bei der Vierschanzentournee. Zweiter wurde der Norweger Jacobsen.

Bischofshofen. Als Gregor Schlierenzauer mit dem Kristall-Adler in der Hand durch den Dauerregen hüpfte, stand Severin Freund bedröppelt im Abseits. Während der Österreicher ausgelassen seinen zweiten Sieg in Folge bei der Vierschanzentournee feierte, ärgerte sich der deutsche Vorflieger über einen völlig verpatzten Tag. „Das ist bitter. Ich hätte nicht gedacht, dass mir so ein Fehler passiert“, sagt der Bayer, der mit einem Hüpfer auf 126,0 Meter den zweiten Durchgang von Bischofshofen verpasste und den erhofften dritten Platz in der Gesamtwertung verspielte.

„Ich bin hingefallen und will wieder aufstehen. Ich will meine Lehren daraus ziehen und bald wieder besser weitermachen“, sagte Freund, der in der Endabrechnung vom vierten auf den 13. Platz durchgereicht wurde. Bester DSV-Adler bei der Tournee war somit Michael Neumayer (Berchtesgaden), der auch zum Abschluss als Achter bester Deutscher wurde und die 61. Auflage der Traditionsveranstaltung auf Rang sechs beendete.

„Severin wollte es heute erzwingen und nicht erspringen“, sagte Bundestrainer Werner Schuster: „Er wollte noch mal eins draufsetzen. Er kam nicht auf die Höhe und ist ziemlich unlocker gesprungen. Das ist schade für ihn.“ Auch die anderen DSV-Adler flogen zum Abschluss weit am Podest vorbei: Hinter Neumayer landeten Richard Freitag (Aue), Andreas Wellinger (Ruhpolding), Andreas Wank (Oberhof) und Martin Schmitt (Furtwangen) auf den Plätzen 12, 19, 21 und 24.

Im Mittelpunkt einer rot-weiß-roten Party stand aber der von 20.000 Zuschauern gefeierte „Schlierinator“. „Es ist unglaublich. Ich habe sechs Jahre gekämpft und jetzt gewinne ich das Scheißding gleich zwei Jahre hintereinander. Unter großem Druck reifen erst die richtig großen Diamanten“, sagte der Tiroler, der zum Abschluss knapp vor seinem Rivalen Anders Jacobsen den 45. Weltcup-Sieg seiner Karriere feierte. Damit ist er nur noch einen Erfolg von der Bestmarke des Finnen Matti Nykänen entfernt.

In der Gesamtwertung lag Schlierenzauer am Ende mit 1100,2 Punkten vor den Norwegern Jacobsen (1087,2) und Tom Hilde (1029,2). Es war der fünfte Tournee-Gesamtsieg eines Österreichers in Folge - Rekord. „Es dauert sicher seine Zeit, bis ich das begriffen habe. Mir geht es gerade unglaublich gut. Es war bis zum Schluss extrem spannend“, sagte der alte und neue König der Lüfte, der einen Tag vor seinem 23. Geburtstag als achter Springer der Tournee-Geschichte seinen Titel erfolgreich verteidigte.

Für die deutsche Mannschaft endete damit eine insgesamt dennoch starke Tournee, die gekrönt war von Freunds drittem Platz in Oberstdorf. In der Gesamtwertung schafften es hinter Neumayer auch Youngster Wellinger (9.) und Oldie Schmitt (10.) in die Top 10. Drei Deutsche unter den besten Zehn hatte es nach der Wiedervereinigung nur im Winter 2001/2002 gegeben.

Glück hatte zum Abschluss der 17 Jahre Wellinger, der im ersten Durchgang stürzte. „Mir geht es soweit ganz gut, mein Rücken tut etwas weh“, sagte der Newcomer am Ende seiner ersten Tournee: „Ich bin insgesamt zufrieden. Ich bin ein bisschen selbst dran schuld, aber ich weiß gar nicht, woran es gelegen hat, dass ich gestürzt bin. Ich bin froh, dass ich noch ein zweites Mal springen durfte.“ Auch Schmitt war rundum zufrieden: „Mein Fazit ist sehr positiv, es war eine tolle Tournee für mich.“

Als die ganz große Party von Bischofshofen schließlich vorbei war, durfte Schlierenzauer schon das nächste große Ziel angehen. „Jeder weiß, wie viel es mir bedeuten würde, Matti abzulösen“, sagte Schlierenzauer: „Das wäre ein ganz großer Fisch.“