Mit einer Lobeshymne auf seine Mannschaft hat Bayern Münchens Trainer Jupp Heynckes gleich zum Start des Trainingslagers in Katar für Aufsehen gesorgt. Seine eigene Zukunft ließ der 67-Jährige indes offen.

Doha. Solche Sätze hat man von Jupp Heynckes selten gehört. Der Trainer des FC Bayern München schwärmte zum Trainingsauftakt 2013 in ungewohnter Weise von seiner Mannschaft. „Der FC Bayern hat in seiner Historie noch nie so einen modernen, attraktiven und zeitgemäßen Fußball gespielt. Der FC Bayern hatte immer große Mannschaften und Erfolge, aber für mich ist das von der Hingabe, der Disziplin, der Organisation und vom Spiel nach vorne außergewöhnlich“, sagte Heynckes am Donnerstag im noblen Hotel Grand Heritage in Doha.

Normalerweise ist Heynckes kein Mann großer Worten. Doch gleich zum Start des Trainingslagers in Katar lässt der 67-Jährige nach einer beeindruckenden Hinrunde mit einer wahren Lobeshymne auf sein Team aufhorchen - und stellt sich dabei auch selbst in den Mittelpunkt.

Ganz unbescheiden machte er in erster Linie seine eigene Arbeit für den Höhenflug in den vergangenen Monaten verantwortlich. „Das ist die Art, wie ich persönlich Fußball spielen lassen möchte. Als Trainer braucht man auch ein bisschen Zeit, um seine Ideen umzusetzen. Ich bin jetzt eineinhalb Jahren hier, man sieht, dass das Früchte trägt. Es gibt in der Liga nicht viele Mannschaften, die so arbeiten wie wir“, sagte er.

Schon einmal in Fahrt, ließ der erfahrene Coach auf die Frage, ob er bis zum Saisonende einen Masterplan habe, eine Spitze gegen einige jüngere Kollegen los: „Das ist mir alles zu dramatisch. Das haben die Konzepttrainer, die Laptoptrainer, die gekommen und gegangen sind. Aber natürlich habe auch ich einen genauen Plan.“

Wie der aussieht, wollte er nicht verraten. Auch seine Zukunft beim deutschen Fußball-Rekordmeister ließ er weiterhin offen. „Haben sie ein bisschen Geduld“, sagte Heynckes. Er will seine Entscheidung, ob er den im Sommer auslaufenden Vertrag verlängern wird, weiterhin erst im März verkünden.

Dass dies beim souveränen Herbstmeister in den kommenden Wochen zu Unruhe führen könnte, glaubt er nicht. „Die Spieler lassen sich davon nicht beeinflussen, dass es noch ein bisschen einen Schwebezustand gibt“, sagte Heynckes. Auch er selbst werde in seiner „Arbeitsweise nichts ändern“.

Eine Tendenz ließ der erfahrene Coach nicht erkennen. Zum einen sei der Job „wahnsinnig intensiv und nicht immer so einfach. Wenn man seinen Beruf mit Leidenschaft, Hingabe ausfüllt, dann kostet das Substanz“, sagte er, fügte dann aber auch an: „Bei allen ist es ganz wichtig, dass man mit Freude bei der Arbeit ist. Das ist bei mir so. Das hat mir im letzten halben Jahr großen Spaß gemacht.“ Auch die Aussage, dass er sich mit seiner Frau bereits über das Thema unterhalten habe, ließ Raum für Spekulationen.

Wesentlich klarer äußerte sich Heynckes indes zu den großen Ambitionen der Bayern, die nach zwei titellosen Jahren nach Erfolgen regelrecht lechzen. Dabei habe die Meisterschaft „Priorität“, unterstrich der Coach: „Man spürt dass das alle wollen, die Spieler haben einen unbändigen Hunger.“ DFB-Pokal (im Viertelfinale gegen Dortmund) und Champions League (Achtelfinale gegen FC Arsenal) lasse man auf sich zukommen, „obwohl ich auch da optimistisch sein kann“.

Seine Spieler seien am Mittwoch „hochmotiviert“ nach Katar gekommen. „Die Mannschaft ist vereint und hat ein großes Ziel vor Augen. Der Teamgeist ist außergewöhnlich“, sagte Heynckes. Dass dieser Zusammenhalt in der Rückrunde gefährdet werden könnte, wenn Spieler wie die lange verletzten Arjen Robben oder Luiz Gustavo, in die Mannschaft drängen, glaubt er nicht: „Da wird es keine Probleme geben. Wir haben sehr viele Spiele, ich werde das so gestalten, dass wir am Ende der Saison noch Substanz haben.“

Um dafür die Grundlagen zu schaffen, bittet Heynckes seine Stars beim Aufenthalt im Wüstenstaat bis zum 9. Januar auf der Aspire Acadamy an zwei Tagen sogar dreimal zum Training. Dann steht für Kapitän Philipp Lahm und Co. um 7.45 Uhr Ortszeit (5.45 Uhr MEZ) ein 45-minütiger Ausdauerlauf auf dem Programm, gefolgt von zwei Einheiten um 11.00 und 17.45 Uhr.

Die sommerlichen Bedingungen mit Temperaturen um die 25 Grad und die Verhältnisse auf dem weitläufigen Trainingsgelände nannte der Bayern-Coach optimal. „Das ist das Beste, was ich mitgemacht habe.“ Für die Spieler sei vor allem ein „Wohlfühlfaktor“ gegeben: „Sie gehen von der Terrasse raus und stehen 50 Meter weiter auf dem Trainingsplatz.“