Erstmals seit 1951 stellen sich die besten Kunstläufer in Hamburg vor. Savchenko/Szolkowy starten am Sonnabend im Schaulaufen.

Hamburg. Die Frage, ob sie vielleicht bescheuert sei, muss Irmelin Brigitta Otten nicht mehr beantworten. Sie ist ihr schon öfter einmal gestellt worden, mal mehr, mal weniger direkt. Inzwischen aber hat sich im gesamten Hamburger Eis- und Rollsportverband (HERV) die Einsicht durchgesetzt, dass die Idee der Vorsitzenden, sich um die deutschen Eiskunstlaufmeisterschaften für die Saison 2013 zu bewerben, wohl doch eine ziemlich gute war.

An diesem Freitag und Sonnabend also darf die Stadt zum ersten Mal seit 1951 wieder die besten Eislauf-Solisten und Paare des Landes vorführen. Gelaufen wird in der Volksbank-Arena. Die Alexander-Otto-Sportstiftung hat die Halle am Volkspark vor ein paar Jahren den Eishockeyspielern der Freezers und den HSV-Handballern als Trainingsstätte hingestellt und kommt nun auch für die Finanzierung der Titelkämpfe auf. "Ohne diese großzügige Unterstützung und das Engagement des Arena-Teams wäre die Veranstaltung nicht durchführbar gewesen", sagt Otten.

Für ihren Verband hat die Arbeit mit dem Zuschlag an Hamburg erst begonnen. Es galt, einen Stamm von Helfern aufzubauen und so vorzubereiten, dass die Organisation an den Wettkampftagen möglichst reibungslos funktioniert. Schließlich war nach mehr als sechs Jahrzehnten nichts und niemand in der Stadt auf einen großen Eiskunstlaufwettbewerb eingestellt. Auch die Halle nicht: Sie wurde in den vergangenen Tagen aufwendig umgebaut und hergerichtet.

Dass der Eiskunstlauf so lange brachlag, verwundert dann doch. Alle kalten Jahre wieder bringt Hamburg Zehntausende Menschen auf die Kufen. Aber dass man das Ganze auch als Sport betreiben kann, ist im Bewusstsein der Stadt nicht verankert. Drei Vereine pflegen die Tradition noch. Aber auch ihnen mangelt es an Trainingszeiten und geeigneten Flächen. Erst mit dem Bau der Volksbank-Arena hat sich die Lage ein wenig entspannt.

Mit der Ausrichtung der deutschen Meisterschaften wagen sich die etwa 300 Aktiven in der Stadt nun ein Stückchen aus der Deckung. "Uns ist wichtig zu zeigen, dass es Eiskunstlauf in Hamburg gibt", sagt Otten. Die Botschaft kommt offenbar an. Die 600 verfügbaren Karten sind nahezu vergriffen. Stehplatz-Tickets kosten 15 bis 20 Euro, Karten für Sitzplätze 30 bis 40 Euro. Für Kinder gibt es Ermäßigungen. Das ZDF und der NDR haben Fernsehberichte angekündigt.

Natürlich kam der Veranstaltung zugute, dass Aljona Savchenko und Robin Szolkowy ihre Teilnahme nicht ganz abgesagt haben. Der Wettkampf passt den viermaligen Welt- und Europameistern im Paarlauf eigentlich nicht in die Saisonplanung. Trotzdem geben sie den deutschen Meisterschaften die Ehre, wenn auch nur im Schaulaufen am Sonnabendabend. Die eigentliche Konkurrenz ist dadurch vergleichsweise namenlos. Einige Starter sind ein Versprechen für die Zukunft - wie die Veranstaltung selbst.

Der Plan, in Hamburg auch eine Europameisterschaft auszutragen, ist zumindest gedanklich bereits weit gediehen. Eine Kandidatur erscheint schon deshalb aussichtsreich, weil die Titelkämpfe hier 1891 ihre Premiere erlebten, damals als reine Herrenkonkurrenz. Mit der O2 World als Wettkampf- und der Volksbank-Arena als Trainingsstätte ist eine geradezu ideale Infrastruktur vorhanden. Die Kosten für diese internationale Veranstaltung liegen allerdings im siebenstelligen Bereich. "Wenn es uns gelingt, alle mitzunehmen, können wir das stemmen", glaubt Otten. Jetzt braucht sie nur noch die Deutsche Eislauf-Union von der bescheuerten Idee zu überzeugen.