Lindsey Vonn hat sich für eine Auszeit vom Ski-Weltcup entschieden. Die 28-Jährige leidet noch unter den Folgen ihrer Darminfektion.

Are/Vail. Dicht trieb der Schnee am Areskutan, als die Deutsche Viktoria Rebensburg ihren ersten Weltcupsieg in dieser Saison feierte. Mit ihr strahlten in die Kameras die Österreicherin Anna Fenninger und Tina Maze aus Slowenien. Etwas abseitsstand Maria Höfl-Riesch, die sich nicht so recht entscheiden mochte, ob sie sich über ihren sechsten Rang im eher ungeliebten Riesenslalom freuen sollte.

Eine Konkurrentin war nicht dabei. Lindsey Vonn, Amerikanerin und derzeit beste Skiläuferin der Welt, hat den Organisatoren der Weltcuprennen bis auf Weiteres einen Korb gegeben. Sie ist in die Staaten gejettet und dort abgetaucht. In Vail, sagte sie, wolle sie die Akkus aufladen.

Die Zuschauer, die Veranstalter, die medialen Begleiter vermissen sie. „Das Gesicht des Skisports lacht nicht mehr“, trauert „Zeit Online“.

Nicht ganz so dramatisch sehen viele Kolleginnen die Situation. Akku leer? „Solche Aussagen genieße ich mit Skepsis. Ich weiß nicht, wie viel Wahrheit dahinter steckt“, sagt Kathrin Zettel auf „oe24.at“. Und Rivalin Anna Fenninger giftet: „Ich glaube, sie ist eine gute Schauspielerin“.

„Wie ein Zombie“

Wenn es sich so verhielte, dann hat Vonn die Rolle in einem Marathon-Stück übernommen. Schon im Sommer gab sie in Los Angeles dem „People“-Magazin ein sehr offenes Interview, das zu Beginn der Saison auf den Markt kam. Da erklärt sie unter anderem, sie hätte lange unter Depressionen gelitten, sich „wie ein Zombie“ gefühlt.

Weiter gab sie zu Protokoll: „Jeder sah mich im Fernsehen oder konnte die Artikel lesen, es ging um meine großartige Ehe, die schneeweiße Fassade, den ganzen Erfolg und mein perfektes Leben. Aber hinter den Kulissen war es ein Kampf.“

Die Ehe ist in Scherben, von ihrem Vater, der sie lange beraten hat, hat sich Vonn getrennt. Nun ist die „immer ehrgeizige“ (Lindsey über Lindsey„) Rennläuferin auf sich selbst gestellt. Und es scheint so, als trüge sie da eine schwere Last. Abzulesen ist das auch aus den Nachrichten, die sie selbst in die Welt twittert und tweetet und facebookt. Das las sich im vergangenen Monat folgendermaßen:

“17. November – Endlich werde ich wieder gesund. Hatte wohl eine Magenverstimmung, aber meine Leute haben gut auf mich aufgepasst. Danke für all Eure guten Wünsche. Jetzt schaut es so aus, als ob ich bald auf die Skier komme. Mir geht der Schnee ab!

26. November – Was bin ich glücklich! Endlich wieder in Lake Louise!!!

15. Dezember – Das ist ein zähes Wochenende, hier in Val d'Isère. Gestern bin ich gestürzt, dann wurde der Riesenslalom abgesagt – ein Sauwetter hier in Frankreich. Naja, es tut ganz gut, einen Tag frei zu haben, da kann ich ein bisschen Kraft für den morgigen Super-G sammeln. Danke für Eure Unterstützung!

16. Dezember – Bin auf einen Stein gefahren und im Super-G rausgeflogen ... ich mache und mache und mache, um meine alte Energie wieder zu finden ... ehrlich, ich muss klare Gedanken fassen, wie ich in den nächsten Tagen wieder zu Kräften komme. Ich versuche, positiv zu bleiben.

17. Dezember – Habe mit meiner Familie, den Beratern und den Trainern gesprochen. Und habe mich entschieden, eine Auszeit vom Weltcup zu nehmen. Seit meiner Darmgrippe im letzten Monat fehlen mir Energie und Kraft. Ich glaube, ich muss mal eine Zeit aus dem Trott raus, ich werde mich erholen – und die Power, die ich von mir selbst erwarte, kommt zurück. Ich möchte, dass Ihr wisst, dass dieser Entschluss nichts mit dem Interview im „People“-Magazin zu tun hat. Ich danke allen Sponsoren für ihre Unterstützung. Euch allen wünsche ich schöne Ferien und frohe Weihnachten. Und ich freue mich aufs nächste Jahr in den Bergen. :) LV„

Übrigens: Das nächste Jahr der Lindsey Vonn beginnt ernstlich Mitte Januar 2013. Dann nämlich will sie in den Weltcup zurückkehren.