Nach seinem 86. Tor im Jahr 2012 ist „Bomber Messi” erneut Favorit bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres. Falcaos Fünferpack ging fast unter.

Hamburg. Die Drohung kam kurz nach dem Triumph: „Ich werde versuchen, noch mehr Tore erzielen, um es dem nächsten Spieler so schwer wie möglich zu machen, diesen Rekord zu brechen”, sagte Lionel Messi mit seinem schelmischen Grinsen. Ein guter Scherz, denn wer sollte den neuen Bestwert des Superstars jemals ernsthaft gefährden können? Exakt 40 Jahre hielt die stets als unerreichbar geltende Marke von Gerd Müllers 85 Toren in einem Kalenderjahr. Am Sonntagabend, beim 2:1-Erfolg des FC Barcelona gegen Betis Sevilla, überholte Messi den „Bomber der Nation”. Mit seinem 86. Treffer für Barca und die argentinische Nationalmannschaft im Jahr 2012 überstrahlte der 25-Jährige die Sportnachrichten des Wochenendes - sogar Atletico Madrids Falcao erhielt trotz seiner historischen fünf Tore in der Partie gegen Deportivo La Coruna kaum Beachtung.

„Der Rekord ist großartig von seiner Bedeutung her, aber das Wichtigste ist, dass wir als Mannschaft gewonnen haben”, sagte Messi. Bis zum Jahreswechsel bleiben dem Argentinier noch drei Spiele - zwei in der Liga und eins im Pokal - um die neue Bestmarke weiter zu verbessern. Zudem konnte der Ausnahmetechniker durch sein Doppelpack in Sevilla sein Torekonto in der aktuellen Saison nach gerade einmal 15 Spieltagen auf 23 Treffer ausbauen. Erst vorige Saison hatte er mit 50 Toren in der Primera Division eine Fabelmarke aufgestellt - die nun schon wieder zu wackeln droht.

Messi jetzt auch Barcelonas Rekordtorschütze in der Primera Division

Die 86 Messi-Treffer seit Januar verteilten sich auf 56 in der Primera Division, 13 in der Champions League, drei im Pokal, zwei im spanischen Supercup und zudem zwölf für die argentinische Nationalelf. 66 Mal stand der nur 1,69 kleine Superstar dabei auf dem Platz. Neben den Mitspielern des katalanischen Klubs gratulierten auch andere Sportstars umgehend. „Glückwunsch zum Rekord, einfach einmalig”, twitterte zum Beispiel Nationalspieler Lukas Podolski. „Respekt, Lionel Messi”, schrieb der ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig Edin Dzeko von Manchester City. Der internationalen Presse gehen die Superlative für den dreimaligen Weltfußballer hingegen inzwischen aus. Der FC Barcelona selbst, das ganz nebenbei als einzige Mannschaft in Europas Topligen noch immer ungeschlagen ist und unangefochten die Primera Division dominiert, feierte seinen kleinen Helden als „Bomber Messi”.

Die Rekordjagd des Argentiniers geht derweil weiter: Ganz nebenbei wurde Messi am Sonntag nämlich auch Barcas Liga-Rekordtorschütze. Mit nun 192 Treffern überholte er Cesar Rodriguez, der zwischen 1939 und 1955 insgesamt 190 Tore für die Katalanen in der Primera Division erzielt hatte. Zum Topwert von Telmo Zarra, der für Athletic Bilbao zwischen 1940 und 1955 insgesamt 251 Mal getroffen hatte, fehlen Messi, der in Barcelona noch einen Vertrag bis 2016 besitzt, nur noch 59 Treffer. Dank der aktuellen Bestmarke wächst nun auch die Wahrscheinlichkeit, dass „La Pulga“ (spanisch für „der Floh“) im Januar zum vierten Mal Weltfußballer des Jahres wird - natürlich wäre auch dies ein Rekord.

Falcao trifft fünfmal - Hattrick in sieben Minuten

In der ganzen Messi-Manie ging ein ganz anderer Superstar der spanischen Topliga am Sonntag völlig unter: Radamel Falcao, Stürmer des derzeit ärgsten Barca-Verfolgers Atletico Madrid, schaffte beim 6:0-Erfolg gegen Aufsteiger Deportivo La Coruna gleich fünf Tore in einer Partie - und in der zweiten Hälfte gar einen Hattrick innerhalb von nur sieben Minuten. In der Primera Division hatte seit zehn Jahren kein Spieler einen derart perfekten Tag erwischt - selbst Messi gelang dort noch nie ein Fünferpack. Er spart sich derartige Kunststücke gleich für die Königsklasse auf: Erst im März schenkte er Bayer Leverkusen im Achtelfinale der Champions League beim 7:1-Kantersieg fünf Tore ein.