Zwar konnte Lesser den französischen Überflieger Fourcade nicht besiegen, aber mit Platz drei sorgte der 24-Jährige für ein Ausrufezeichen.

Östersund. Im entscheidenden Moment schaltete Erik Lesser seinen Kopf aus und hielt drauf. Als er den letzten seiner 20 Schüsse ins Schwarze setzte, schickte der Unerfahrendste der deutschen Biathleten einen Freudenschrei in den Nachthimmel von Östersund. „Endlich habe ich es mal geschafft, mir keine Gedanken zu machen und mir dadurch noch einen Fehler einzuhandeln. Mir ist ein richtiger Stein vom Herzen gefallen“, sagte der 24-Jährige am Mittwochabend freudestrahlend nach seinem dritten Rang beim ersten Weltcup-Einzelrennen der Saison. Mit dem ersten Podestplatz seiner Karriere knackte der Frankenhainer zudem gleich die WM-Norm.

„Das war ein guter Einstieg in die Saison. Wir wissen, dass wir dabei sind“, sagte Bundestrainer Mark Kirchner am Mittwochabend. Lesser musste sich am Ende mit einem Rückstand von 21,7 Sekunden nur dem französischen Weltcup-Gesamtsieger Martin Fourcade (1 Fehler) und Dominik Landertinger (1 Fehler/+ 12,3) aus Österreich geschlagen.

Die anderen Deutschen vergaben über den Klassiker von 20 Kilometern bessere Platzierungen am Schießstand. Arnd Peiffer landete nach zwei Fehlern auf Platz elf (1:44,8 Minuten zurück), Andreas Birnbacher wurde 25. (3 Fehler/2:38,0). „Da wäre heute mehr drin gewesen. Aber dafür, dass ich nicht als Frühstarter bekannt bin, war das okay“, sagte Peiffer. Auch Birnbacher war nicht unzufrieden. „Angesichts meiner Probleme in der Vorbereitung ging es ganz gut. Es zeigt mir, dass ich vorne mitlaufen kann“, meinte der Schlechinger. Florian Graf (3/2:59,9) kam auf Rang 30, Simon Schempp (3/3:11,2) auf Platz 35. Der dreimalige Olympiasieger Michael Greis (3/5:28,1) lag als 67. weit zurück.

Lesser hatte wohl nicht jeder auf der Rechnung. Als er seinen letzten Schuss traf, schaute der schon lange im Ziel wartende Fourcarde erstaunt. Für seine Trainer kam Lessers Erfolg aber nicht unerwartet. „Das ist eine Bestätigung. Das ist der Reifeprozess, den Erik durchgemacht hat. Er ist ein intelligenter Athlet, sehr zielstrebig. Er hat die Ziele hochgesteckt und im Sommer hart gearbeitet“, sagte Kirchner.

Anders als bei der Mixed-Staffel am Sonntag, wo Lesser durch Eis im Diopter am Schießstand Probleme hatte und mit seinen Fehlschüssen den Podestplatz (4.) aus der Hand gab, lief diesmal alles reibungslos. Als der Sportsoldat ins Ziel lief, blieb er ausgepumpt liegen, war dann aber ganz cool. „Es war ja schon mein zweites Rennen, deshalb war die Anspannung nicht so groß wie bei der Mixed-Staffel. Ich weiß, was ich kann“, sagte Lesser selbstbewusst.

Anders als bei den Herren, die den Generationswechsel schon seit geraumer Zeit erfolgreich geschafft haben, ist die Leistungsdichte bei den Damen nach dem Rücktritt von Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner erheblich geringer geworden. Andrea Henkel, Tina Bachmann und Miriam Gössner sind allemal für Podestplätze gut. Neben dem Weltmeisterinnen-Trio starten am Donnerstag (17.30 Uhr/ARD und Eurosport) noch Franziska Hildebrand, Nadine Horchler und Maren Hammerschmidt. Langlauf-Umsteigerin Evi Sachenbacher-Stehle soll erst später im Weltcup eingesetzt werden.

„Ich traue den Mädels wesentlich mehr zu als die breite Öffentlichkeit. Die haben definitiv alle das Zeug dazu, vorne mitzulaufen„, sagte Magdalena Neuner. „Viele haben ja jetzt wirklich Angst, das ein Loch entsteht. Diese Angst habe ich nicht.“