Borussia Dortmund hat beim 1:1 gegen Fortuna Düsseldorf unnötig zwei Punkte verloren. Folgt jetzt eine Trotzreaktion gegen den FC Bayern?

Dortmund. Der Meister hat sich verpokert und den Bayern in die Karten gespielt. „Ja, wir haben uns verzockt, zu wenig Risiko genommen und dafür Lehrgeld bezahlt. Jetzt sind wir auch schlauer“, wetterte Abwehrspieler Neven Subotic von Borussia Dortmund. „Aber, es ist fast schon unser Markenzeichen, dass wir nach solchen Vorstellungen in großen Spielen wieder zurückkommen.“ Oder anders ausgedrückt: Im Bundesliga-Schlager am Sonnabend (18.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) beim Spitzenreiter in München soll eine Trotzreaktion als Antwort auf den Rückschlag folgen.

Der Verlust der zwei Punkte beim 1:1 (1:0) gegen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf wurmt die Borussen gewaltig. „Wir müssen uns an die eigene Nase fassen“, legte Subotic nach und Kapitän Sebastian Kehl vermisste die „Gier“ der letzten so spektakulären Spielen in der Bundesliga und der Champions League.

Am Ende eines ernüchternden Abends, an dem es die Westfalen verpassten, ihren Vorsprung auf die Verfolger zu vergrößern und Platz zwei zu festigen, blieb die Erkenntnis: Der Double-Gewinner ist auf Vollgas-Fußball programmiert. Nimmt er den Fuß auch nur kurzzeitig vom Pedal, verpuffen die Qualitäten. Siege im Sparmodus dürften bei den Schwarz-Gelben Zufallsprodukte bleiben. Gegen Düsseldorf, das angesichts einer Verletztenmisere von Anpfiff an nur Schadensbegrenzung betrieb, reichte am Ende auch ein engagierter Schlussspurt nicht.

Oder müssen die Borussen mental und körperlich dem Mammutprogramm mit den jüngsten Kraftakten in der Königsklasse schon Tribut zollen? „Natürlich ist es immer schwer, sich wieder neu einzustellen. Heute haben wir das nicht hinbekommen“, erklärte Kehl. Sportdirektor Michael Zorc zeigte sogar Verständnis, schließlich habe man in den letzten Wochen oft am Limit gespielt, die Mannschaft sei oft „abgefeiert“ worden, vielleicht habe auch ein wenig die Konzentration gefehlt.

Trainer Jürgen Klopp hatte ein Geduldsspiel gegen das Abwehrbollwerk der Fortuna prophezeit. Alles schien nach Plan zu laufen, als Jakub Blaszczykowski (43.) seine starke Vorstellung mit einem „Traumtor“ (Klopp) krönte. Doch statt den entscheidenden zweiten Treffer zu landen, versuchte der BVB - München vermutlich schon im Hinterkopf - das Ergebnis zu verwalten. Die Strafe folgte prompt durch den Ausgleich von Stefan Reisinger (78.).

Geduldsspiele passen nicht in die Philosophie des BVB unter Coach Klopp. „Es war zur Halbzeit alles angerichtet. Aber wir hatten unser Gegenpressing heute nicht im Angebot. Und Gegenpressing ist bei uns kein Vorschlag, sondern Pflicht“, meinte der 45-Jährige, der demonstrativ versuchte, die Ruhe vor dem „Gipfel“ zu bewahren.

Klopp wirkte nach seinem 150. Ligaspiel auf der BVB-Bank gefasst, weil klar erkennbar war, welche Schrauben er bis zum Auftritt in München nachstellen muss. Das Fehlen der angeschlagenen Nationalspieler Mats Hummels, Mario Götze und Ilkay Gündogan wollten die seit sechs Spielen (14 Punkte) ungeschlagenen Borussen als Entschuldigung nicht gelten lassen.

Um die nötige Konzentration und Einstellung muss sich Klopp am Sonnabend nicht sorgen. Denn Subotic formulierte sogleich eine Kampfansage an den souverän führenden Tabellenführer aus München: „Jeder Lauf hat einmal ein Ende.“

Offenbar auch jener der Düsseldorfer. Denn nach langer Flaute ließen sie im Abstiegskampf dem 2:0 am vergangenen Freitag gegen den HSV ein 1:1 beim Meister folgen. „Damit haben wir nicht gerechnet, das war für uns wie ein Bonusspiel“, sagte Kapitän Andreas „Lumpi“ Lambertz, bis ihn Sportvorstand Wolf Werner abrupt vom Sky-Mikrofon mit den Worten wegzerrte: „Die haben uns vorher nur niedergemacht.“ Das wiederum wirkte vor laufenden Kameras schon wieder wie 2. Liga.