Paukenschlag zum Saisonauftakt: Severin Freund hat in Lillehammer völlig überraschend für einen deutschen Sieg gesorgt.

Köln/Lillehammer. Als der beste Saisonstart deutscher Skispringer seit zwölf Jahren perfekt war, strahlten Severin Freund und Andreas Wellinger um die Wette. „Das war ein Hammer-Einstieg. Ich bin einfach nur glücklich“, jubelte der gefeierte Sieger Freund nach dem dritten Weltcup-Triumph seiner Karriere und hüpfte durch den Auslauf der Olympiaschanze von Lillehammer. Fast noch überraschender war der fünfte Platz von Debütant Wellinger: Der 17-Jährige hatte nach dem ersten Durchgang sogar sensationell geführt.

„Wir freuen uns sehr über diesen tollen Saisonstart. Es war ein super Gefühl, beim letzten Springer abzuwinken und zu wissen, dass ein Deutscher gewinnt“, sagte Bundestrainer Werner Schuster. Als Belohnung erhielt Freund noch im Zielraum das Gelbe Trikot des Gesamtweltcup-Führenden übergestreift. Beim ersten Springen eines Winters war dieses Kunststück zuletzt Martin Schmitt gelungen - vor exakt zwölf Jahren, am 24. November 2000. „Das Trikot macht diesen Sieg süß“, so Freund.

Um ein Haar hätte es sogar zum Doppelsieg gereicht - doch der erst 17 Jahre alte Wellinger fiel im zweiten Durchgang noch um vier Ränge zurück. „Ich bin dennoch sehr überrascht und super glücklich. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, meinte der Teenager aus Ruhpolding und gab zu: „Ein bisschen nervös war ich natürlich. Aber ich hatte nichts zu verlieren.“

Ein großes Lob für den Debütanten kam auch von Trainer Schuster: „Das war fantastisch. Beim zweiten Sprung war er vielleicht eine Spur zu früh. Er konnte es wohl nicht abwarten zu springen. Das kann man ihm aber nicht übel nehmen“, sagte der Österreicher. Im Sommer hatte Schuster den Newcomer „entdeckt“, wie er es ausdrückte - und ihn gleich mit zum Weltcup genommen, anders als etwa Altmeister Schmitt.

Wellingers großes Vorbild heißt derweil ausgerechnet Severin Freund, wie der ehemalige Kombinierer erzählte. Jener Tagessieger also, der im Sommer nach einer Rücken-Operation lange hatte pausieren müssen. Im Mixed-Wettbewerb am Freitag hatte der 24-Jährige aus Rastbüchl prompt mit zwei wackligen Landungen Unsicherheiten gezeigt, doch nun ließ Freund nichts anbrennen. „Ich bin momentan sehr entspannt, weil ich schmerzfrei bin. Jetzt darf ich genießen“, sagte der Sieger, dem sogar die Telemark-Landung gelungen war.

Richard Freitag aus Aue komplettierte auf dem elften Platz das gute deutsche Ergebnis. Michael Neumayer (Berchtesgaden) und der ebenfalls starke Debütant Karl Geiger (Oberstdorf) kamen auf die Plätze 18 und 21. Die einzige Enttäuschung an einem großartigen Tag erlebte somit Andreas Wank. Für den Sommer-Grand-Prix-Sieger aus Oberhof war mit Platz 37 überraschend schon nach dem ersten Durchgang Schluss. Auch Danny Queck (Lauscha) blieb als 39. ohne Punkt.

Hinter Freund auf das Treppchen schafften es zudem Olympiasieger Thomas Morgenstern (Österreich) und Lokalmatador Anders Bardal. Ebenfalls stark präsentierte sich Bardals Landsmann Anders Jacobsen, der nach einjähriger Auszeit auf den vierten Rang kam und von den norwegischen Fans stürmisch gefeiert wurde. Topfavorit und Tourneesieger Gregor Schlierenzauer (Österreich) musste sich dagegen mit Rang acht begnügen.