Vor dem 255. Duell beharken sich Nürnberg und Fürth – Erstes Frankenderby in der Bundesliga – Verbotszone für Fans sorgt für Diskussionen - Verfolgen Sie das Spiel hier im Liveticker

Fürth. Es ist Deutschlands ältestes Fußball-Derby. Und auch international braucht der Franken-Clasico zwischen der SpVgg Greuther Fürth und dem 1. FC Nürnberg, der am Sonnabend zum 255. Mal - aber erstmals auf Bundesliganiveau ausgetragen wird, keinen Vergleich zu scheuen. Denn einzig das Duell zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona (254 Mal) kann in der Häufigkeit mithalten.

+++ Greuther Fürth gegen 1. FC Nürnberg hier im Liveticker +++

In der 108-jährigen Geschichte des Derbys ereigneten sich unzählige Anekdoten. Einmal musste ein Fürther Spieler (Hans Sutor, 1920) den Verein wechseln, weil er eine Frau aus Nürnberg geheiratet hatte. Ein andermal beschimpfte der Fürther Trainer Hans Schmidt sein Team, weil sie ausgerechnet gegen Nürnberg, seine Geburtsstadt, einen fulminanten 7:2-Sieg eingefahren hatten. „Die Tränen haben mir in den Augen gestanden, wie die gespielt haben. Und ausgerechnet die Blödel aus Fürth gewinnen da!“, sagte Schmidt am 1. Oktober 1954.

Im Jahr 1924 bildeten Fußballer der rivalisierenden Teams ausnahmslos die deutsche Nationalmannschaft. Zu einem Spiel reisten sie zwar im selben Zug, aber in getrennten Abteilen an. Gewonnen wurde gegen die Niederlande trotzdem mit 1:0. Fürths Karl Auer hatte getroffen, nur seine Kleeblatt-Kollegen gratulierten ihm.

Büskens: „Die drei Punkte gegen Nürnberg sind eingeplant“

Heutzutage geht es zwischen den Spielern und Verantwortlichen weitaus unproblematischer zu, kaum einmal fällt ein böses Wort. Auch, um die Gemüter der Fans nicht zusätzlich anzuheizen. Im Vorfeld der Partie sorgt sich die Stadt Fürth aufgrund eines früheren Marsches nicht ausschließlich friedlicher Club-Fans durch die Innenstadt vor acht Jahren um die Sicherheit. Der Innenstadtbereich wurde kurzzeitig zur verbotenen Zone für größere Fangruppierungen des Gegners erklärt. Doch eine Nürnberger Klägerin landete den ersten Sieg und kippte per Eilantrag den Beschluss. Das Verwaltungsgericht Ansbach wies die Verfügung als „unverhältnismäßig“ zurück.

Beide Trainer bemühen sich seit Tagen mit einem äußerst respektvollem Umgang, den Problem-Fans als Vorbild zu dienen und deeskalierend zu wirken. Eine Bannmeile ging aber selbst Hecking zu weit: „Damit bietet man eine Angriffsfläche, die aus meiner Sicht unnötig ist. Je mehr wir über Aggression reden, desto mehr wird sie geschürt.“ Auch Büskens wusste nicht, ob es der „richtige Weg“ gewesen wäre.

Erst als es um die Favoritenrolle ging, wurde der Ton für einen Moment rauer. „Mit der großen und langjährigen Bundesligaerfahrung ist der Club gegen uns klarer Favorit“, hatte Fürths Vereinspräsident Helmut Hack gesagt. Doch FCN-Trainer Hecking konterte: „Herr Hack spielt da eine Tastatur, die wir ihm längst nicht mehr abnehmen.“ Denn nicht alle Fürther gaben sich so zurückhaltend. So tönte Büskens: „Die drei Punkte gegen Nürnberg sind eingeplant.“

Auch tabellarisch ist die Favoritenrolle nicht eindeutig geklärt. Fürth rangiert auf Rang 17, der 1. FC Nürnberg nur zwei Plätze davor, aber immerhin mit fünf Punkten mehr auf dem Konto.

Hecking will den „Extraschub“

Den letzten Vergleich entschied Fürth im DFB-Pokal für sich. Edgar Prib war der letzte Derbyheld, der mit einem Treffer im Dezember 2011 dem damaligen Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth zu einem Sieg gegen den höherklassigen Club verhalf. Fürth zog ins Achtelfinale ein, wurde erst im Halbfinale von Borussia Dortmund auf seinem Siegeszug gestoppt und stieg am Ende der Saison auf. „Wir erinnern uns noch genau an das, was damals passiert ist. Auf so eine Initialzündung hoffen wir auch diesmal“, sagte Büskens. Aber auch Hecking hofft auf den „Extraschub, den uns ein Derbysieg geben könnte“ und will bis zur Winterpause noch einmal durchstarten.

Personell kann Nürnberg nahezu aus dem Vollen schöpfen. Nur Timo Gebhart fehlt nach seiner Gelb-Roten Karte. „Ihn hätte ich als Emotionsspieler gerne dabei gehabt“, sagte Hecking. Dafür hat Hanno Balitsch eine Gelbsperre abgesessen. Auch aufseiten der Fürther sind die Sperren für die Routiniers Thomas Kleine und Milorad Pekovic rechtzeitig abgelaufen, was Büskens besonders freut. Für ihn ist klar: „In so einer Partie braucht man so erfahrene Spieler.“

Die voraussichtlichen Aufstellungen

Fürth: 26 Grün - 7 Nehrig, 19 Kleine, 5 Mavraj, 6 Schmidtgal - 8 Fürstner, 13 Pekovic - 23 Sararer, 14 Prib, 16 Stieber - 11 Asamoah. - Trainer: Büskens

Nürnberg: 1 Raphael Schäfer - 26 Chandler, 3 Nilsson, 15 Klose, 25 Pinola - 2 Simons, 7 Feulner - 17 Frantz, 13 Kiyotake, 33 Esswein - 8 Polter. - Trainer: Hecking

Schiedsrichter: Felix Brych (München)

Zuschauer: 18.000 (ausverkauft)