Der neue Davis-Cup-Teamchef Carsten Arriens kümmert sich nicht um die jüngsten Querelen in der Mannschaft, sondern blickt nach vorne.

Hamburg. Eine Frage blieb offen: Wie lautet denn nun Carsten Arriens' offizielle Bezeichnung? Ist er Davis-Cup-Teamchef? Oder Bundestrainer? Dem neuen starken Mann im deutschen Herrentennis ist das ziemlich egal. „Die Titel sind mir persönlich gar nicht so wichtig“, sagte Arriens bei seiner Vorstellung in Hamburg. Als Nachfolger von Patrik Kühnen hat der 43-Jährige dennoch genaue Vorstellungen von seinem neuen Job und seiner ersten Aufgabe, die Streithähne Tommy Haas und Philipp Kohlschreiber zu versöhnen.

Anfang Februar steht Arriens mit seinem Team vor der Feuertaufe: Ein Auswärtsspiel in Argentinien. Auf Sand. Schwieriger war selten ein Einstand für einen Davis-Cup-Kapitän. Zudem ist der Konflikt der Kühnen-Ära zwischen Haas und Kohlschreiber noch nicht beigelegt. „Ich hoffe, dass es ein Team mit Tommy Haas und Philipp Kohlschreiber gibt“, sagt Arriens fast trotzig.

Überhaupt lässt der Ex-Profi kaum einen Blick zurück zu: „Neuanfang heißt, dass wir das zurücklassen, was war.“ Und: „Ich möchte die Probleme der Vergangenheit eigentlich gar nicht mehr kommentieren.“

Die Streitigkeiten um eine SMS, die ständigen öffentlichen Querelen im Team und drumherum, Kohlschreibers Ausbootung vor dem Abstiegsspiel gegen Australien - Arriens kennt all die Geschichten und spielt sie herunter. „Ich glaube nicht, dass es viel zu harmonisieren gibt“, sagt er: „Alle wollen für Deutschland spielen, und alle werden auch spielen.“ Er wolle das stärkste Team mit nach Argentinien nehmen - und dazu gehören nun mal Haas und Kohlschreiber.

Kontakt hat Arriens zu allen Kandidaten - acht, neun Spieler, wie er sagt - bereits aufgenommen. Haas ist im fernen Florida bislang noch nicht an sein Handy gegangen. „Er hat eine Nachricht auf seiner Mailbox“, sagt Arriens. In den kommenden Wochen wolle er auch Hausbesuche machen, Kohlschreiber, Florian Mayer, Philipp Petzschner und Cedrik-Marcel Stebe kenne er ja bereits von seiner Arbeit als Teamchef beim Bundesligisten Kurhaus Aachen.

Den Job beim deutschen Meister wird Arriens übrigens weitermachen, bis auf Haas hat er dort alle relevanten Spieler für sein Davis-Cup-Team beisammen. Auch Matthias Bachinger, Nummer 104 der Weltrangliste. Den 24-Jährigen wird Arriens in der kommenden Saison auch auf der ATP-Tour betreuen. Bahnt sich da ein Interessenkonflikt wie durch die Kombination Kühnen-Haas an?

„Das sehe ich nicht. Die Tätigkeiten in Aachen und mit Matthias Bachinger lassen sich sehr gut mit dem Job beim DTB verbinden“, sagte Arriens, der Bachinger nicht hängen lassen wollte. Die Verbindung kam erst kurz vor dem Vertragsabschluss mit dem DTB zustande. Arriens Vorbild, er schien sich auf die Frage vorbereitet zu haben, sei in diesem Punkt Pat Cortina - in Personalunion Eishockey-Bundestrainer und Coach des EHC München.

Auch die Spieler sollen ihren Beitrag leisten und mehr Verantwortung übernehmen, damit mögliche Konflikte nicht die Arbeit be- und Erfolg verhindern. Arriens wird sich vor den Davis-Cup-Wochenenden mit seinen Spielern austauschen und fragen: „Wir seht ihr das?“ Allerdings solle es auch ein „kleines Regelwerk“ geben, an das sich die Spieler halten müssen.

An Arriens' Seite steht Co-Trainer Michael Kohlmann. Der Doppelspezialist spielt im Januar bei den Australian Open sein letztes ATP-Turnier und wird fortan für den Nachwuchs verantwortlich sein. „Er ist die optimale Ergänzung, er bringt die Spielerperspektive mit“, sagt Arriens.

Das hätten auch Alexander Waske und Rainer Schüttler getan, die ebenfalls in Verhandlungen mit dem DTB standen. Bundestrainer, Teamchef oder einfach ein Hoffnungsträger ist in den kommenden drei Jahren allerdings erstmal Carsten Arriens.