Hannover 96 feiert 4:2-Sieg nach 0:2-Rückstand – Niedersachsen drehen Partie in elf Minuten – Doppeltorschütze Abdellaoue: „Unglaubliches Spiel“

Stuttgart. Der VfB Stuttgart hat in einer verrückten Partie einen sicher geglaubten Sieg gegen Hannover 96 noch verspielt und am Ende 2:4 verloren. Nach Toren von Christian Gentner (21.) und Vedad Ibisevic (37./Foulelfmeter) führte die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia zur Pause 2:0, ehe eine denkwürdige zweite Hälfte aus Sicht der Niedersachsen folgen sollte. Innerhalb von nur elf Minuten verwandelten die Gäste den Rückstand in eine 3:2-Führung. Artur Sobiech (57.), Jan Schlaudraff mit einem Handelfmeter (65.) und Mohammed Abdellaoue (68.) erzielten die Treffer, ehe erneut Abdellaoue mit einem weiteren Strafstoß das 4:2 (73.) folgen ließ.

„Es war ein unglaubliches Spiel“, sagte der Doppeltorschütze, dessen Team sich vor der zweiten Hälfte einschwor. „In der Pause haben wir uns gesagt, dass wir so nicht weiter auftreten können. Und das hat dann erstaunlich gut geklappt“, sagte Abdellaoue. 96-Präsident Martin Kind wäre „zur Halbzeit mit einem Unentschieden zufrieden gewesen“ und fand: „Die drei Punkte sind nicht unverdient.“ Das sah auch Trainer Mirko Slomka so: „Wir haben nach der Pause mit einer Raute gespielt, früh attackiert und unsere Chancen genutzt.“

Labbadia: „Brutale Niederlage“

Stuttgarts Trainer Bruno Labbadia fehlten nach der kuriosen Partie fast die Worte. Er sprach von einer „brutalen Niederlage“, die „schwer zu fassen“ sei. Auch Raphael Holzhauser hatte keine Erklärung für die Wende im Spiel: „Wir haben eine starke erste Halbzeit gespielt, waren dann nach der Pause plötzlich unkonzentriert. Erklären kann man das nicht.“

Der Gastgeber fand schnell in die Partie. Die Stuttgarter wirkten frischer, gieriger und störten die Gäste früh in der Spieleröffnung. Und vor allem: Sie kombinierten, schnell und direkt. In der 21. Minute zappelte die Kugel zum ersten Mal im Netz. Nach der Flanke von Holzhauser fiel der Ball Gentner vor die Füße, der ihn überlegt mit dem Innenrist zum 1:0 ins lange Eck schob.

Und Hannover? Irgendwie matt wirkten die Gäste nach dem Europapokalspiel unter der Woche. Doch in der 27. Minute hätte Mame Diouf den Ausgleich machen können, machen müssen. Nach einem völlig missratenen Querpass schnappte sich der Senegalese den Ball, schoss ihn aber freistehend aus elf Metern an den rechten Innenpfosten, von wo er die Linie entlang rollte und dann noch ins Toraus trudelte.

Kuzmanovic und Ibisevic streiten sich um Elfmeter

Effizienter mit ihren Tormöglichkeiten gingen die Stuttgarter um. Nachdem Gentner Szabolcs Huszti im Strafraum elegant mit einer kurzen Körpertäuschung ausspielte, revanchierte sich der Ungar mit einem unnötigen Foul. Die Folge: Elfmeter. Was folgte war ein wenig Slapstick. Zdravko Kuzmanovic und Ibisevic stritten um die Ausführung, wobei der Bosnier die größere Durchschlagskraft auf seiner Seite hatte. Er riss dem verdutzten Kollegen einfach den Ball aus der Hand und verwandelte sicher zum 2:0 (37.). Es war der sechste Ligatreffer für den Stürmer.

Nach dem Seitenwechsel spielte Hannover plötzlich mit. Prompt folgte die Belohnung unter starker Mithilfe von Ulreich. Der 24-Jährige ließ die Hereingabe von Lars Stindl nur abklatschen, Sobiech stand goldrichtig und verkürzte auf 1:2 (57.). Und was kaum einer nach der ersten Hälfte für möglich gehalten hatte, trat wenige Minuten später ein. Serdar Tasci warf sich dem Drehschuss von Diouf mit ausgestrecktem linken Arm entgegen. Schiedsrichter Felix Brych zeigte auf den Punkt. Den Elfmeter verwandelte der eingewechselte Schlaudraff hoch ins linke Eck (65.) zum 2:2.

Und es kam noch schlimmer für die wie entrückt wirkenden Stuttgarter. Der eingewechselte Abdellaoue traf zunächst zum 3:2 (65.). Nur fünf Minuten später erhöhte der Norweger mit einem Elfmeter sogar auf 4:2. Boka hatte Stindl von den Beinen geholt.

„Das ist ein perfekter Abend, um auf drei Punkte anzustoßen“, sagte Solmka hinterher und lächelte die Querelen, die die Verhandlungen über seinen neuen Vertrag hervorbrachten, einfach weg.

„Wir müssen ein wenig Gas rausnehmen. Wir sollten uns im Dezember nach dem letzten Spiel zusammensetzen und die Dinge klären. Ich verstehe diese Hektik nicht“, sagte Slomka und betonte, auf kein Angebot eines Konkurrenten zu warten: „Ich bin froh und glücklich, in Hannover zu sein.“

Die Statistik

Stuttgart: Ulreich - Sakai, Tasci, Niedermeier, Boka (80. Molinaro) - Kuzmanovic - Gentner, Holzhauser (75. Hajnal) - Harnik (72. Okazaki), Traore - Ibisevic. - Trainer: Labbadia

Hannover: Zieler - Cherundolo (87. Sakai), Eggimann, Haggui, Rausch - Schmiedebach, Christian Schulz - Stindl, Huszti (46. Schlaudraff) - Sobiech (66. Abdellaoue), Diouf. - Trainer: Slomka

Schiedsrichter: Dr. Felix Brych (München)

Tore: 1:0 Gentner (21.), 2:0 Ibisevic (37., Foulelfmeter), 2:1 Sobiech (57.), 2:2 Schlaudraff (65., Handelfmeter), 2:3 Abdellaoue (68.), 2:4 Abdellaoue (73., Foulelfmeter)

Zuschauer: 50.600

Beste Spieler: Gentner, Ibisevic - Zieler, Abdellaoue

Gelbe Karten: Kuzmanovic, Boka - Huszti (2), Schmiedebach (2), Diouf (2)

Torschüsse: 12:10

Ecken: 10:5

Ballbesitz: 56:44 Prozent