Mit einer Rückkehr zu alter Defensivtaktik kommt das DEB-Team wesentlich besser zurecht. Die Spieler sind begeistert vom neuen Coach.

München. Mit einer Rückkehr zu altbewährter Defensivtaktik à la Hans Zach oder Uwe Krupp hat der neue Eishockey-Bundestrainer Pat Cortina das Nationalteam wieder auf Erfolgskurs gebracht. Der Einstand des Italo-Kanadiers ist mit dem fünften Gewinn des Deutschland Cups am Wochenende in München perfekt gelungen. Am Sonntag besiegte Deutschland auch Vize-Weltmeister Slowakei nach einer erneut starken Leistung mit 2:0 (0:0,0:0,2:0).

Damit sicherte sich die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) nach 1995, 1996, 2009 und 2010 wieder den Sieg beim Vier-Nationen-Turnier und ist nun alleiniger Rekord-Titelträger. Zweiter wurde die Schweiz, die Kanada zuvor 6:1 deklassierte. Die deutschen Tore zum Abschluss gegen den Titelverteidiger schossen Schweden-Legionär Alexander Barta (50. Minute) und der Hamburger Garret Festerling (51.) binnen 50 Sekunden. In den Spielen zuvor hatten Cortinas Cracks bereits Olympiasieger Kanada (3:2) und den Erzrivalen Schweiz (2:0) besiegt. Drei Monate vor der Olympia-Qualifikation und ein halbes Jahr vor der WM in Schweden und Finnland ist damit die Zuversicht nach der misslungenen Kurz-Ära unter Jakob Kölliker zurück. „Wir können sehr zufrieden sein“, sagte DEB-Präsident Uwe Harnos.

Vor allem die direkte und verbindliche Art Cortinas kommt offenbar an. Mit einer klaren Ansprache und der Erinnerung an die Grundregeln im Spiel hat Cortina die Spieler überzeugt. „Er macht einen super Eindruck. Es wird geradliniger gespielt“, lobte Kapitän Michael Wolf. „Disziplin, Struktur und ein sehr einfaches System. Jeder muss verstehen, dass er nicht größer ist als das Team“, erläuterte der 48 Jahre alte Trainer seine Maxime, die anscheinend schnell begriffen wurde. „Wir sollen wieder mehr Wert auf Kleinigkeiten und Disziplin legen. Gerade die Disziplin, ob auf oder neben dem Eis, im Hotel oder in der Kabine, das ist ihm sehr wichtig“, berichtete Christoph Ullmann.

Neben der klaren Ansprache scheint vor allem die Rückkehr zu altbewährten Defensivsystemen wie unter den früheren Bundestrainern Zach und Krupp Erfolgsgarant zu sein. Auch am Sonntag stand die deutsche Defensive sicher. Im ersten Drittel überstand das DEB-Team selbst eine fünfminütige Unterzahlsituation unbeschadet. Bei gleicher Spielstärke war Deutschland gegen den Ex-Weltmeister besser. Lediglich die Chancenverwertung war mal wieder schwach. Erst im Schlussdrittel wurden Barta und Festerling nach zuvor gleich reihenweise ausgelassenen hochkarätigen Möglichkeiten belohnt.

Schon beim ersten Aufeinandertreffen in der vergangenen Woche hatte Cortina seinen Erfolgsplan offenbar eindringlich erläutert. Mit deutlichen Worten muss der 48-Jährige seine durchaus überraschende Nominierung zum neuen Bundestrainer gerechtfertigt haben. Immerhin sorgte er als Coach des bestenfalls mittelklassig besetzten EHC München in der DEL bislang kaum für Furore. „Bei den ganzen Namen, die im Gespräch waren, war der ein oder andere sicher schon überrascht, dass er Bundestrainer wurde. Aber nach der ersten Teamsitzung am Dienstag ist wirklich jeder Spieler rausgegangen und hat gesagt: ’Jetzt wissen wir, warum er Bundestrainer ist’“, berichtete Angreifer Marcus Kink beeindruckt.

Unausgesprochen hörte man am Wochenende immer heraus, dass Cortina derzeit genau das Gegenteil von seinem Vorgänger Kölliker verkörpert, der im Sommer nach WM-Platz zwölf und der verpassten direkten Olympia-Qualifikation gehen musste. Nach den üblen 4:12- und 1:8-Pleiten zum WM-Abschluss gegen Norwegen und Tschechien im Mai sprachen die Spieler am Ende vom „netten Menschen“ Kölliker.

Vom „netten Herrn Cortina“ redet momentan sicher niemand. Charmant und freundlich gibt sich der Coach, der für seinen harten Kurs schon als Trainer des EHC München in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bekannt ist, nur in der Öffentlichkeit. „Er macht einen sehr strengen Eindruck“, berichtete etwa Torhüter Dennis Endras.