Der neue Chef, Uwe Frommhold, sagt, dass sich die Anschutz-Gruppe zu dem Eishockey-Team bekennt. Aber ein Investor wird gesucht.

Wenn der Geschäftsführer der Hamburg Freezers mit dem Geschäftsführer der O2 World etwas zu besprechen hat, dann geht das in diesen Tagen problemlos: Er führt einfach ein Selbstgespräch. Der eine Uwe Frommhold sagt dem anderen, was Sache ist, und das Thema ist gegessen.

Nun leidet besagter Frommhold mitnichten an einer multiplen Persönlichkeitsstörung, sondern erfreut sich guter Gesundheit, die allerdings unter Abnutzungsgefahr steht seit dem 19. Oktober. Dem Tag, an dem die Anschutz Entertainment Group (AEG) als Eigner des Eishockeyteams Hamburg Freezers bekannt gab, sich von Geschäftsführer Michael Pfad zu trennen und dessen Aufgaben an Frommhold zu übertragen; den Mann, der seit 2002 dafür sorgt, dass aus der O2 World eine profitable, hoch frequentierte Multifunktionsarena geworden ist.

Nun hat sich Frommholds Leben zwar nicht grundlegend verändert, es ist allerdings um eine Facette reicher geworden, auf die der 55-Jährige gern verzichtet hätte. Auf einmal steht er mehr im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, als es ihm gefällt. Drei Wochen Zeit hatte er sich deshalb erbeten, um sich ein eigenes Bild von dem Klub zu machen, den er am 24. Juni 2002 mit seinem ersten großen Vertragsabschluss als Arenachef nach Hamburg holte, und den er seitdem mit ebenso viel Herzblut begleitet wie das zweite Hometeam, die HSV-Handballer. Drei Wochen Zeit, um erklären zu können, welche Strategie AEG mit den Freezers verfolgt, denn die unterschiedlichen Ansätze des amerikanischen Unterhaltungsmultis und Pfad hatten letztlich zur Trennung geführt.

Uwe Frommhold ist ein ehrlicher Mensch, seine Mitarbeiter schätzen seine direkte Ansprache und schnelle Entscheidungsfindung. Auf die Frage nach der AEG-Strategie würde er gern erschöpfend antworten, „aber ich kann es nicht, denn ich kenne sie nicht“, sagt er. Das mag den Laien verwundern, doch wer weiß, dass sich die Amerikaner ungern in die Karten schauen lassen und beispielsweise Frommhold erst drei Tage vor Pfads Demission baten, die Nachfolge zu übernehmen, der glaubt ihm.

Es gibt ein paar Fakten die Freezers und AEG betreffend, und es gibt viele Spekulationen. Die Fakten: AEG-Chef

Phil Anschutz plant, sein gesamtes Unternehmen zu verkaufen, wenn sich ein Käufer findet, der mehrere Milliarden aufwenden kann. Unabhängig davon sucht AEG weiterhin nach einem Investor, der die Freezers übernimmt, sie aber als Hauptmieter in der O2 World belässt. „AEG hat sich immer zu den Freezers bekannt und tut es auch weiterhin“, sagt Frommhold. Der Klub ist schließlich wichtig für die Arena, weil er rund 30 Termine pro Saison garantiert und als feste Größte für Kunden- und Partnerbindung gilt. Dafür lässt sich auch ein gewisser Verlust verkraften.

Derzeit allerdings subventioniert AEG die Freezers nach Branchenschätzungen jährlich mit mindestens drei Millionen Euro – das ist dann doch entschieden zu viel. Ein Hauptsponsor fehlt, auch wegen der unsicheren Besitzverhältnisse, seit Jahren. Außerdem mehren sich bei AEG die Stimmen, sich neben den erfolgreicheren Eisbären Berlin kein eigenes zweites Team mehr leisten zu wollen. „Wenn also ein Investor da wäre, der das Begonnene weiterführt, würden wir nicht sagen, dass wir ihn nicht wollen“, sagt Frommhold.

Vorgänger Michael Pfad hatte sich gegen den Topzuschlag gewehrt

Zunächst allerdings will er mit seiner Crew daran arbeiten, die AEG-Vorgaben zu erfüllen, und das mindestens bis Saisonende. Er sei zwar nur temporär als Geschäftsführer vorgesehen, ein Nachfolger werde jedoch bislang nicht aktiv gesucht. „Meine Vorgabe lautet: größtmöglicher Erfolg. Der wird in Euros und in Punkten gemessen“, sagt er.

Die sportliche Neuausrichtung, die Pfad mit Sportdirektor Stephane Richer und Trainer Benoît Laporte auf den Weg gebracht hat, bleibe bestehen. „Ich werde mich da nicht einmischen“, sagt Frommhold. Er wolle im Sponsoring neue Wege suchen, Spiele einzeln vermarkten oder mehrere mittelgroße Unternehmen bündeln, um den fehlenden Hauptsponsor zu ersetzen. Auch im Ticketing, der zweiten wichtigen Einnahmequelle, sei Kreativität gefragt, die sich indes nicht in der Ausgabe von Freikarten ausdrücken werde. „Leistung muss bezahlt werden“, ist eine von Frommholds Maximen.

Einen Interessenskonflikt, die Freezers gegenüber der Arena positionieren zu müssen, sieht er nicht. „Ich suche die bestmögliche Lösung für alle Beteiligten, und ich hole mir Meinungen ein. Aber am Ende entscheide ich

immer zum Wohle der AEG“, sagt er. Was das für die Freezers heißt, wenn die Arena wieder mehr Termine unter der Woche vergeben will oder die Miete neu verhandelt werden muss, sagt er nicht. Pfad hatte sich vehement gegen den Topzuschlag gewehrt, der von AEG zu dieser Saison eingeführt wurde. Wer wehrt sich künftig dagegen?

Frommhold glaubt, dass sich die Dinge regeln werden, wenn alle das Wohl von Klub und Eigner im Blick behalten. Er vertraue seinen Mitarbeitern ebenso „zu 100 Prozent“ wie seinen Vorgesetzten an der AEG-Spitze. „Chef sein heißt mehr sein“, sagt er, „aber ich bin auch gerne Mensch.“ Ein Mensch, der jetzt die Arbeit von zwei Menschen macht und die Erwartungen Tausender Eishockeyfans schultern muss. Es gibt leichtere Aufgaben.