Der auf Rang 17 abgerutschte VfL Bochum trennt sich von seinem Trainer Andreas Bergmann und reagiert damit auf die Niederlagen-Serie.

Bochum. Braunschweig marschiert, Berlin imponiert, und Bochum entlässt Trainer Andreas Bergmann: Auch nach knapp einem Drittel der Saison kommt in der 2. Fußball-Bundesliga keine Langeweile auf. Vor allem beim VfL Bochum ist wesentlich mehr los, als den Westfalen lieb ist.

Nach dem 1:6 (0:3) am 11. Spieltag bei Erzgebirge Aue, der höchsten Zweitliga-Niederlage des VfL, musste Bergmann am Sonntag seinen Hut nehmen. Das teilte der Klub nach einer Sitzung des Aufsichtsrates und des Vorstands mit. „Die Entscheidung, sich von Bergmann zu trennen, ist das Ergebnis der sportlichen Talfahrt sowie des Dilemmas, dass sich die positiven Ansätze des eingeleiteten personellen Umbruchs in der Tabelle nicht widerspiegeln“, sagte Sportvorstand Jens Todt, der eine Trennung am Samstag noch ausgeschlossen hatte.

Bochum wartet seit sieben Spielen auf einen Sieg und liegt mit neun Punkten nach elf Spielen auf Abstiegsplatz 17. Am Dienstag im DFB-Pokal beim TSV Havelse werden die beiden Co-Trainer Karsten Neitzel und Thomas Reis die Mannschaft betreuen.

Bergmann hatte den Posten im September 2011 als Nachfolger von Friedhelm Funkel übernommen. „Wir danken Andreas Bergmann für die Arbeit, die er für den VfL geleistet hat. Er hat damals die Mannschaft auf einem Abstiegsplatz übernommen und zum Klassenerhalt geführt“, sagte Todt, der unmittelbar nach der Begegnung in Aue noch erklärt hatte: „Er leistet gute Arbeit und erreicht die Mannschaft.“

Bergmann hatte nach der Begegnung von einem „Tiefpunkt“ gesprochen. Die Mannschaft, die nach dem Schlusspfiff von den mitgereisten Fans mit Schneebällen beworfen wurde, habe „nahezu alles vermissen lassen und auch in der Höhe verdient verloren“, sagte Bergmann: „Das ist ein ganz bitterer Tag für alle Bochumer.“ Vor Bochum hatten in dieser Zweitliga-Spielzeit bereits der MSV Duisburg (Oliver Reck) und der FC St. Pauli (Andre Schubert) ihre Trainer entlassen.

Einen schönen Abend erlebten dagegen die 44.601 Zuschauer trotz des stömenden Regens beim Absteigerduell zwischen dem 1. FC Köln und dem 1. FC Kaiserslautern. „Es passte einfach alles, die Stimmung, das Spiel und das Ergebnis. Jeder Zuschauer, der bei dem Sauwetter ins Stadion gekommen ist, hat solch ein Spiel verdient“, sagte Kölns Trainer Holger Stanislawski nach dem Offensivspektakel, bei dem am Ende ein 3:3 (2:1) herauskam.

Durch das Remis sind die schwach gestarteten Kölner seit nunmehr fünf Partien ungeschlagen - das schaffte der FC zuletzt unter Christoph Daum vor drei Jahren. Noch besser sieht es bei den Pfälzern aus. Der viermalige deutsche Meister hat in der laufenden Saison noch gar nicht verloren. Die Roten Teufel (21 Punkte) haben Spitzenreiter Eintracht Braunschweig (27) und Verfolger Hertha BSC Berlin (22) weiter im Visier.

Das liegt vor allem daran, dass es im Spitzenspiel keinen Sieger gab. Durch das 1:1 (1:0) hat Braunschweig die Hertha aber immerhin auf Distanz gehalten. Eine Bundesliga-Rückkehr nach 28 Jahren in der Zweit- und Drittklassigkeit wird für das weiterhin ungeschlagene Überraschunsteam aus Niedersachsen immer realistischer.

Wie hoch mittlerweile die Ansprüche der Spieler an sich selbst sind, verriet Trainer Torsten Lieberknecht nach dem Abpfiff. „Meine Mannschaft war in der Kabine enttäuscht. Ich habe sie gefragt, ob sie noch alle Tassen im Schrank haben“, sagte der gebürtige Pfälzer: „Ihr habt einen Punkt gegen Hertha BSC geholt. Schaut auf die Tabelle, dann müssen wir uns doch kneifen.“

Für Lieberknecht sind die Berliner noch vor seinem alten Klub aus Lautern das Topteam im Unterhaus. „Der Aufstieg geht nur über die Hertha. Da habe ich keine Zweifel“, äußerte der Coach. Sein Gegenüber Jos Luhukay quittierte diese Aussage mit einem Lächeln. Schließlich war auch der Niederländer der Ansicht, dass beide Teams „einen Punkt auf die Konkurrenz gewonnen“ haben.

Im Tabellenkeller hat St. Pauli beim Heimdebüt des neuen Trainers Michael Frontzeck eine Energieleistung gezeigt. Die Hamburger setzten sich nach einem 0:2-Rückstand noch 3:2 (1:2) gegen Dynamo Dresden durch. Bereits am Samstag hatte Schlusslicht MSV Duisburg durch das 2:0 (1:0) beim Aufsteiger SV Sandhausen neues Selbstvertrauen getankt.