Fußball-Legende Uwe Seeler ist mit dem den Walther-Bensemann-Preis der Akademie für Fußballkultur ausgezeichnet worden.

Nürnberg. Fußball-Legende Uwe Seeler (75) ist am Freitagabend in Nürnberg mit dem Walther-Bensemann-Preis der Akademie für Fußballkultur ausgezeichnet worden. Mit Standing ovations feierten mehrere hundert Gäste den ehemaligen Nationalspieler bei einer Gala in der Tafelhalle. „Uwe ist ein Mensch mit viel Herz, Uwe ist ein Mensch mit vielen Freunden“, sagte der Herausgeber des Sportmagazins „kicker“, Rainer Holzschuh in seiner Ansprache. Seeler sei auch wegen seiner Geradlinigkeit und Freundlichkeit so beliebt, fügte er hinzu.

Der ehemalige Nationalspieler vom Hamburger SV freute sich sichtlich über die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung. „Fußball hat ja mittlerweile sehr viel mit Kultur zu tun“, sagte Seeler am Rande der Preisverleihung der Nachrichtenagentur dpa. Früher sei es eher ein Sport für „richtige Malocher“ gewesen. Allerdings sei er bis in die Nachkriegszeit hinein nicht sonderlich angesehen gewesen. Ein guter Spieler müsse aber eben auch „malochen“, fügte er hinzu.

Seeler, der unter anderem wegen seines großen Einsatzes auf dem Spielfeld bei seinen Gegnern gefürchtet war, zeigte sich auch Tage nach dem bitteren 4:4 (3:0)-Unentschieden der DFB-Auswahl gegen Schweden schockiert. Er sei am Dienstag im Berliner Olympiastadion gewesen und habe das WM-Qualifikationsspiel fünf Minuten vor Ende verlassen müssen. „Das letzte Tor für Schweden habe ich im Radio gehört und konnte es nicht glauben“, fügte er hinzu. Auch er habe schon einmal eine ähnliche Situation erlebt. „Allerdings mit umgekehrten Vorzeichen“, räumte er ein. In der Saison 1957/58 lag der HSV bei einem Spiel gegen Eintracht Braunschweig zur Halbzeit 0:4 zurück. Seelers Team gewann schließlich mit 6:4. „Solche Spiele entwickeln dann eine unglaubliche Eigendynamik“, nahm er die Spieler von Bundestrainer Joachim Löw in Schutz.

Seeler spielte von 1954 bis 1972 beim HSV. In der Bundesliga erzielte er von 1963 bis 1972 in 239 Spielen 137 Tore. Als Nationalmannschaft-Kapitän nahm er auch an der Weltmeisterschaft 1966 in England teil, die nach dem umstrittenen „Wembley-Tor“ im Endspiel 2:4 n.V. verloren ging. Im DFB-Trikot stand er mehr als 72 mal auf dem Platz und schoss dabei 43 Tore.

Die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur wurde 2004 gegründet und will nach eigenen Angaben „das weite Feld zwischen Sportteil und Feuilleton“ neu besetzen. Anlass dafür war die Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land. Die Akademie wird getragen von der Stadt Nürnberg, Gründungsmitglieder sind das Sportmagazin „kicker“ und die TeamBank AG Nürnberg.

Weitere Fußball-Kulturpreis-Ehrungen in insgesamt fünf Kategorien gingen unter anderem an Thomas Kistner für sein Buch „Fifa Mafia. Die schmutzigen Geschäfte mit dem Weltfußball“ und die Heimsonderschule Haslachmühle in Wilhelmsdorf.

Ebenfalls ausgezeichnet wurde Mehmet Scholl für eine seiner Aussagen. Beim zum siebten Mal vergebenen Deutschen Fußball-Kulturpreis wurde Scholl für den besten Spruch der Saison geehrt. „Ich hatte zwischendurch Angst, dass er sich wund liegt und mal gewendet werden muss“, hatte ARD-Experte Scholl eine Szene von Nationalstürmer Mario Gomez beim 1:0-Auftaktsieg der DFB-Elf gegen Portugal bei der Euro 2012 in Polen und der Ukraine kommentiert - und dafür auch Kritik eingesteckt.

Scholl setzte sich unter anderem gegen Bastian Schweinsteiger („Auf dem Weg dahin habe ich kurz meine Eier verloren. Rechtzeitig zum Anlauf habe ich sie wieder gefunden“) und BVB-Trainer Jürgen Klopp („Wenn man meine Motivation in Flaschen abfüllt, dann wird man dafür in den Knast kommen, wenn man das verkauft“) durch.

(abendblatt.de/dpa/sid)