Vor dem Revierkracher in der Bundesliga schießen zwischen den sportlichen Führungen der Klubs die verbalen Giftpfeile. Es ist angerichtet!

Dortmund. Einen Tag vor dem 141. Revierderby war es vorbei mit dem westfälischen Frieden. Nach den Sticheleien von Schalke-Boss Clemens Tönnies gegen Dortmunds Trainer Jürgen Klopp eröffneten Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke den verbalen Schlagabtausch vor dem deutschen Fußball-Derby schlechthin am Sonnabend (15.30 Uhr/Liveticker auf abendblatt.de) endgültig. Von den Champions-League-Krachern am Mittwoch gegen Real Madrid (Dortmund) und beim FC Arsenal (Schalke) spricht im Ruhrpott jedenfalls noch kaum einer.

„Ich würde es begrüßen, wenn sich Herr Tönnies über seinen Trainer und Schalke 04 äußern würde“, sagte Zorc zu „Sport 1”: „Ich wusste übrigens noch gar nicht, dass er auch ein Experte für Körpersprache ist.“ Watzke sprach von einer „weltexklusiven Meinung“ und stieß bei einer Podiumsdiskussion ins selbe Horn. „Clemens Tönnies mag ja von vielen Dingen etwas verstehen, davon versteht er aber nicht so viel - was ja jeder weiß. Ich würde mir nie erlauben, etwas über Huub Stevens (Schalke-Trainer, d. Red.) zu sagen.“

Und dann bohrte Watzke bei „Sky Sport News” in der schmerzhaftesten Wunde der Schalker: „Wir sind mit den Methoden von Jürgen Klopp zwei Mal Meister geworden. Ich weiß nicht, ob Clemens Tönnies bei Schalke schon eine Meisterschaft gefeiert hat.“ Natürlich weiß Watzke das nur zu gut: Gefeiert hat Tönnies eine Meisterschaft für Schalke noch nie, die letzte 1958 errangen die Königsblauen neun Tage vor dem zweiten Geburtstag des heutigen Aufsichtsratschefs.

Klopp hatte tags zuvor den Angriff von Tönnies - dieser hatte ihm vorgeworfen, mit seiner „permanten emotionalen Körpersprache“ zu viel Druck auf die Mannschaft aufzubauen - mit den Worten „mir egal“ noch lässig abgewehrt. Doch in Bezug auf das Spiel konnte auch der BVB-Trainer seine Anspannung nicht verhehlen. Klopp liebt das Kribbeln vor dem Derby, deshalb empfand er es als schade, dass die deutschlandweiten Diskussionen über das spektakuläre 4:4 der Nationalelf gegen Schweden ein wenig vom Ballyhoo im Vorfeld weggenommen haben.

„Normalerweise bekommt man ja im Vorfeld des Derbys jede Info aufs Brot geschmiert. Dass es diesmal anders war, lag daran, dass in dieser Woche noch ein anderes Spiel war“, sagte er: „Aber das ist alles nicht nur eine Spielerei für Fans und Medien. Denn das ist ganz sicher kein normales Spiel.“ Und somit eines, dass auch schon wieder den nächsten Höhepunkt in den Hintergrund drängt, denn vier Tage nach den Königsblauen kommen die Königlichen von Real Madrid nach Dortmund. In den Augen Zorcs ist es „schade, dass zwei solche Höhepunkte direkt aufeinander folgen. Aber auf Spielpläne haben wir ja keinen Einfluss.“

Brisanz erhält das Derby auch durch die Tatsache, dass die Schalker zwei Punkte vor dem Meister und Pokalsieger stehen. Will der BVB die markigen Worte von Kapitän Sebastian Kehl („Wir sind die Nummer eins“) aktuell bestätigen, muss er also gewinnen. „Aktuell steht Gelsenkirchen vor uns, aber das ist sicher nur eine Momentaufnahme“, meinte Watzke. Das bewusste Nicht-Erwähnen des Namens Schalke ist eine der beliebten Sticheleien zwischen den Klubs, die sonst gegenseitig gerne mal von „Lüdenscheid-Nord“ (Schalke über Dortmund) oder „Herne-West“ (Dortmund über Schalke) sprechen, um bloß den Namen des Rivalen nicht in den Mund zu nehmen.

Doch Tönnies’ Angriff oder auch die Worte von Schalke-Ikone Olaf Thon („Auf dem Weg, dem BVB den Rang abzulaufen“) zeigen: S04 wittert nach den beiden Jubel-Jahren des BVB einen Machtwechsel. „Für Schlüsselspiele ist es mir am achten Spieltag deutlich zu früh“, sagte Zorc dazu, ergänzte aber: „Das Derby hat seinen eigenen Reiz. Wenn du das gewinnst, gibt das enormen Rückenwind.“

Die jüngere Derby-Bilanz spricht für den Doublesieger. Von den letzten vier Partien gingen drei an die Dortmunder, einmal trennte man sich Unentschieden. Der letzte Schalker Sieg liegt am Sonnabend bereits 966 Tage zurück.