Trainer Fink kann gegen Stuttgart fast auf alle Akteure zurückgreifen. So groß war der Konkurrenzkampf lange nicht.

Die Länderspielpause ist vorbei, am Wochenende rollt in der Bundesliga wieder der Ball. Der Hamburger SV trifft am Sonntag (17.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) auf den VfB Stuttgart. Während sich die Schwaben mit lediglich sechs Punkten im Tabellenkeller wiederfinden und gegen den HSV womöglich auch um den Job ihres Trainers Bruno Labbadia spielen, zeigten sich die Rothosen zuletzt in bestechender Form. Zehn Punkte aus vier Spielen und der Sprung auf Rang acht machen Lust auf mehr. Trainer Thorsten Fink kann nach langen Monaten mit Verletzungssorgen nahezu auf den kompletten Kader zurückgreifen. Lediglich Ivo Ilicevic und Zhi Gin Lam (beide Muskelfaserriss) müssen am Wochenende passen.

Fink hat die Qual der Wahl. Mit der Rückkehr der zuletzt lange verletzten Tomas Rincon, Gojko Kacar und Paul Scharner ist der Konkurrenzkampf beim HSV so groß wie selten zuvor. Lediglich die beiden Neuzugänge René Adler, Rafael van der Vaart sowie Kapitän Heiko Westermann genießen derzeit den Status der Unantastbarkeit. Auf allen anderen Positionen kommt es in den kommenden Wochen zu diversen Kämpfen um die Startplätze. Abendblatt.de analysiert die wichtigsten Duelle und verrät, wer am Sonntag gegen Stuttgart die besten Chancen auf einen Stammplatz hat.

Dennis Aogo gegen Marcell Jansen

Dennis Aogo hat wegen seiner schlechten Blutwerte vier Wochen pausiert, nur die ersten beiden Bundesligapartien der laufenden Saison bestritten. Nachdem am dritten Spieltag noch Zhi Gin Lam als Vertreter hinten links auflief, entschied sich Thorsten Fink anschließend für Marcell Jansen für die Position des Außenverteidigers. Gegen Dortmund und Co. überzeugte der Blondschopf sowohl mit sicherer Defensivarbeit als auch mit guten Aktionen in der Offensive. Obwohl sich Aogo schnell wieder ins Team zurückkämpfen will und auch Thorsten Fink die Wichtigkeit der Rückkehr seines Führungsspielers untermauerte, heißt die Entscheidung gegen Stuttgart: pro Jansen.

Michael Mancienne gegen Jeffrey Bruma

Jeffrey Bruma ist einer der Verlierer des Hamburger Aufschwungs. Nach den schlechten Leistungen von Michael Mancienne zu Saisonbeginn galt der U21-Nationalspieler der Niederlande als gesetzt. Doch durch anhaltende Knieprobleme musste Bruma den Platz in der Innenverteidigung kampflos an Mancienne übergeben. Dieser verbesserte sich wie die restliche Mannschaft seit dem Sieg gegen Double-Sieger Borussia Dortmund stetig. Der ehemalige Kapitän der englischen U21-Auswahl glänzt mittlerweile durch starkes Kopfballspiel und bildet zusammen mit Kapitän Heiko Westermann eine sichere Innenverteidigung, die zuletzt zweimal in Folge zu Null spielen konnte. Obwohl sich mittelfristig ein interessanter Zweikampf um den Platz neben Heiko Westermann abzeichnet, ist die Entscheidung am Sonntag: pro Mancienne.

Tolgay Arslan gegen Tomas Rincon

Tomas Rincon war einer der wenigen Lichtblicke der vergangenen Saison. Und das trotz einer Knochenhautreizung in den letzten Spielen. "Letzte Saison konnte ich nur mit 70 Prozent spielen", gab Rincon zu. Der Knochenhautreizung musste der Venezolaner in dieser Spielzeit jedoch Tribut zollen. Er verpasste einen Großteil der Vorbereitung und absolvierte noch kein Spiel für die Hamburger. Trotz des Überangebots im defensiven Mittelfeld setzte sich schließlich, auch dank der Rotsperre von Petr Jirácek, Tolgay Arslan durch. Der 22-jährige Deutsch-Türke entwickelte sich beim HSV neben Heung-Min Son zu einem der Shooting-Stars der Saison. Obwohl sich Arslan eigentlich im Offensiven Mittelfeld am wohlsten fühlt, konnte er auf der Sechserposition seine Schwächen in der Rückwärtsbewegung beseitigen und überzeugt in der Vorwärtsbewegung mit Überblick und Passsicherheit. Aufgrund der geringen Spielpraxis von Tomas Rincon ist die Entscheidung: pro Arslan.

Artjoms Rudņevs gegen Marcus Berg

Marcus Berg ist nach Rafael van der Vaart (13 Mio.) mit zehn Millionen Euro der zweitteuerste Transfer in der Historie des Bundesligadinos. Seit seinem Wechsel 2009 konnte er aber kaum eine seiner vielen Chancen nutzen, um sich für einen Startelfplatz zu empfehlen. Auch nach seiner Ausleihe an den PSV Eindhoven in der Saison 2010/11 hat sich dies nicht geändert. Ihm wird der unbedingte Wille und Kampfgeist abgesprochen. Als Ersatz für den zum FC Fulham abgewanderten Mladen Petric verpflichtete Frank Arnesen vor der aktuellen Spielzeit den Letten Artjoms Rudnevs. Als Torschützenkönig der polnischen ersten Liga kam der „Lettenbomber” mit einigen Vorschusslorbeeren. Bislang braucht Rudnevs aber noch zu viele Chancen, um ein Tor zu erzielen. Er muss an seiner Kaltschnäuzigkeit und Effizienz arbeiten. Da er sich jedoch stets voll ins Training reinhängt, hat er die Nase vor Berg vorne. Entscheidung: pro Rudnevs.

Petr Jiracek gegen Maximilian Beister

Der Tscheche Jiracek galt nach seiner Verpflichtung im defensiven Mittelfeld als gesetzt. Doch während seiner Rotsperre spielte sich Arslan in die Stammelf. Thorsten Fink setzte den EM-Star daher zuletzt im linken Mittelfeld ein - nicht gerade die Lieblingsposition des Mittelfeldabräumers. Durch die Versetzung von Jansen in die Abwehr und die Verletzung von Ivo Ilicevic plant der Coach aber auch gegen Stuttgart mit Jiracek auf Linksaußen. Es sei denn, Youngster Maximilian Beister bekäme erstmals eine Chance in der Startelf. Der Zweitligastar der Vorsaison findet sich beim HSV immer besser zurecht. Dennoch wäre der Name Beister in der Startelf gegen Stuttgart eine Überraschung. Entscheidung: pro Jiracek.