Nach dem 1:1 im Hinspiel gewann die deutsche U21 das Rückspiel in der Schweiz mit 3:1. HSV-Profi Maximilian Beister stand in der Startelf.

Luzern. Nachdem das EM-Ticket gelöst war, zogen sich die deutschen U21-Junioren kollektiv das Trikot ihres verunglückten Kollegen Boris Vukcevic über den Kopf, dann tanzten sie ausgelassen im Kreis: Angeführt vom überragenden Lewis Holtby hat der deutsche Nachwuchs das Ticket für die EM 2013 in Israel gelöst und damit wohl auch ihrem Trainer Rainer Adrion den Job gerettet. Das DFB-Team gewann das Play-off-Rückspiel in der Schweiz völlig verdient mit 3:1 (3:0) und fährt damit nach der verpassten EM 2011 im kommenden Jahr wieder zur Endrunde. Ein erneutes Scheitern hätte wohl auch für Trainer Adrion das vorzeitige Aus bedeutet.

Kapitän Holtby (8.), Lasse Sobiech (20.) und Sebastian Polter (45.) schossen die deutsche Mannschaft in Luzern schon vor der Pause auf die Siegerstraße. Dem Vize-Europameister von 2011 gelang im zweiten Durchgang nur noch der Ehrentreffer durch Josip Drmic (75.). „Es war beeindruckend, wie diese jungen Kerle diese Drucksituation gemeistert haben, nachdem ja schon darüber diskutiert wurden, dass deutsche Mannschaften das nicht mehr können“, sagte Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff anerkennend.

Bernd Leno dachte schon Minuten nach dem Schlusspfiff an eine Wiederholung des Titels von 2009, den die Mannschaft um Manuel Neuer, Mesut Özil und Sami Khedira geholt hatte. „Wir wollen auf jeden Fall den Erfolg von 2009 wiederholen. Jetzt haben wir den nächsten Schritt gemacht“, sagte der Torhüter von Bayer Leverkusen, der sein Interview in der ARD wegen der Wasserduschen der überschwänglichen Kollegen immer wieder unterbrechen musste: „Die Qualität haben wir. Wir haben eine richtig geile Mannschaft, in der es auch menschlich passt.“ Der Hoffenheimer Sebastian Rudy dachte vor allem an seinen Kollegen Vukcevic: „Ich denke, er merkt, dass wir für ihn spielen.“

Auch Adrion war zufrieden. „Die Anspannung war bei allen da“, sagte der Coach: „Die erste Halbzeit war natürlich sehr gut. Es war vorbidlich, wie Lewis Holtby die Mannschaft vorangetrieben hat.“ Der neue DFB-Sportdirektor Robin Dutt hatte schon in der Halbzeit gelobt: „Die Mannschaft hat von der ersten Minute an eine beeindruckende Siegermentalität gezeigt. Holtby ist ein toller Kapitän und macht ein großartiges Spiel.“

Vor 10.277 Zuschauern begann die deutsche Mannschaft druckvoll, störte früh, offenbarte mit unnötigen Fehlpässen aber auch ihre Anfangs-Nervosität. Die Eidgenossen vertrauten derweil einer massiven Defensive. Diese Taktik wurde schnell durchkreuzt. Ein Freistoß von Holtby vom rechten Strafraumeck flog an Freund und Feind vorbei und landete im langen Eck. Für den Schalker war es bereits der zwölfte Treffer im 20. Spiel für die U21.

Nachdem auf der Gegenseite Hinspiel-Torschütze Drmic die große Chance zum Ausgleich (10.) ungenutzt ließ, bekam die deutsche Mannschaft die Begegnung mehr und mehr in den Griff. Mit sicherem Kombinationsspiel kam die DFB-Elf immer wieder schnell vor das Schweizer Tor, der zweite Treffer fiel aber erneut nach einer Standardsituation: Wieder war es Holtby, der einen Freistoß gefährlich in den Strafraum brachte, wo der Ball an den Hinterkopf des Fürthers Sobiech und von dort ins kurze Eck sprang.

Die überforderten Eidgenossen reagierten geschockt, leisteten sich unnötige Abspielfehler und suchten vergeblich nach einem Mittel gegen die kompakte deutsche Abwehr. Allen voran Torhüter Roman Bürki zeigte immer wieder Unsicherheiten, die jedoch weder Holtby (24.) noch der in die Startelf gerückte Hoffenheimer Stefan Thesker (25.) nutzten. Sekunden vor der Pause schloss der Nürnberger Polter dann einen Muster-Angriff über Holtby und Karim Bellarabi zum 3:0 ab.

Nach dem Gegentor durch Drmic, der Bayer Leverkusens Torhüter Bernd Leno zuvor schon geprüft hatte (47.), ließ sich das Adrion-Team aber unnötig in die Defensive drängen, ohne dass das Weiterkommen noch einmal ernsthaft in Gefahr geraten wäre. Bei Kontern vergab Polter bei einem versuchten Heber (59.) ebenso wie wenig später Holtby (68.).

Spannend wird es für die deutsche Mannschaft wieder am 28. November, wenn die beiden Vierergruppen der EM ausgelost werden. Die Endrunde findet vom 5. bis 18. Juni 2013 in vier israelischen Städten statt, die noch benannt werden müssen.

Beste Spieler einer starken deutschen Mannschaft waren Kapitän Holtby, Christoph Moritz und Thesker. Bei den Eidgenossen erreichte einzig Nzuzi Toko Normalform.