Klopp kam bei Spiel in Frankfurt dem Vierten Offiziellen zu nahe. Der DFB erwartet eine Stellungnahme des BVB-Trainers.

Düsseldorf. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat gegen Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Der 45-Jährige war kurz vor dem Ende des Punktspiels des Doublegewinners bei Eintracht Frankfurt (3:3) am Dienstag dem Vierten Offiziellen zu nahe gekommen und hatte diesem mit verzerrter Mimik etwas entgegengerufen.

Schiedsrichter Florian Meyer (Burgdorf) verwies Klopp daraufhin auf die Tribüne. Wie der DFB am Mittwoch mitteilte, wurde der Deutsche Meister und Pokalsieger zu einer Stellungnahme aufgefordert. „Ich habe gesagt: Das war ein Foul, das war ein Foul, das war ein Foul. Das schien zu viel gewesen zu sein“, hatte Klopp nach dem Spiel zu einer Szene mit Borussia-Stürmer Robert Lewandowski erklärt. Wegen ähnlicher Vorfälle, unter anderem in einem Spiel gegen den Hamburger SV, war Klopp bereits mit einer Geldstrafe belegt worden.

Am Tag danach zeigte Klopp bereits Reue, nachdem er die Fernsehbilder gesehen hatte. „Das Gesicht ist unglücklich”, sagte der Trainer über die Szene mit dem vierten Unparteiischen. Klopp bekräftigte, dass er den Schiedsrichter nicht beleidigt hat. „Beleidigung hat keine stattgefunden, definitiv nicht“. Für seine Grimasse gegenüber des Unparteiischen bat Klopp um Nachsicht: „So sehe ich auch beim Tennis aus oder wenn wir ein Tor geschossen haben. Aber wenn man sich für ein Gesicht entschuldigen muss, dann tue ich das hiermit.“

Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hatte am Mittwoch ein Ermittlungsverfahren wegen unsportlichen Verhaltens eingeleitet. „Ich hatte noch keine Zeit für eine Stellungnahme, wir haben ja auch noch Zeit bis zum 4. Oktober“, sagte Klopp. Der 45-Jährige war in Frankfurt in der Nachspielzeit wegen Meckerns auf die Tribüne verbannt worden.

Die Stimmung beim Titelverteidiger ist unterdessen weiterhin gereizt. Verteidiger Mats Hummels stapfte nach dem Spiel in Frankfurt wutentbrannt in die Kabine. Zunächst traktierte der Abwehrchef von Borussia Dortmund mit seinen Fäusten die Wand in den Katakomben der Frankfurter Arena, dann schrie er seinen Frust über den erneuten Punktverlust des deutschen Meisters laut heraus. „Scheiß Zusammenspiel. Die haben keine Chance und machen drei Tore“, fluchte der Nationalverteidiger und verschwand ohne ein weiteres Wort in der Kabine.

Nach nur fünf Saisonspielen beträgt der Rückstand des BVB auf Tabellenführer Bayern München bereits sieben Punkte. „Ganz oben ist derzeit nicht unsere Blickrichtung“, bekannte Sportdirektor Michael Zorc. „Mich interessiert nicht, wie viele Punkte zwischen uns und den Bayern liegen“, meinte Marcel Schmelzer genervt. „Mir ist egal, wo Bayern steht“, blaffte Kapitän Sebastian Kehl und fügte hinzu: „Die Enttäuschung und Verärgerung ist groß, dass wir wie in Hamburg unnötig Punkte liegen gelassen haben. Das tut weh.“ Nach Gelassenheit klang das alles nicht.

In einem gleichermaßen hochklassigen wie rassigen Spiel offenbarte der Meister erhebliche Defensivschwächen und verspielte gegen grandios dagegenhaltende Frankfurter eine komfortable 2:0-Pausenführung. „Wir haben die drittmeisten Gegentore in der Bundesliga. Das ist echt eine Scheiß-Statistik“, kommentierte Trainer Jürgen Klopp die Misere in gewohnter Offenheit.

Der Meister-Coach gab unumwunden zu, dass er das Fußball-Spektakel daher auch nicht richtig genießen konnte. Die Gegentore durch Stefan Aigner (49.), Takashi Inui (51.) und Bamba Anderson (73.) hatten Klopp die gute Laune nach den eigenen Treffern von Lukasz Piszczek (24.), Marco Reus (28.), der zur Pause mit einer Kapseldehnung ausschied, sowie Mario Götze (54.) verhagelt. „Wir haben ein spektakuläres Spiel gesehen, das spektakulärer wurde, als wir das wollten. Wir haben zu viele Fehler gemacht, aber die Eintracht hat diese auch sensationell genutzt“, befand Klopp.

Der BVB-Trainer muss die Defensivprobleme so schnell wie möglich beheben, damit die Borussia nicht noch mehr Boden verliert. „Wir legen auf die falschen Dinge wert. Das Offensivpotenzial quillt uns zu den Ohren heraus, aber wir müssen die Angriffe besser absichern“, erklärte Klopp. Auch Zorc nahm die frustrierten Profis in die Pflicht: „Wir müssen ein Stück weit konzentrierter sein und jetzt relativ schnell die alte Stabilität wieder reinbekommen.“

Während die Dortmunder nach zwei tollen Jahren derzeit den grauen Alltag erleben, fühlen sich die Frankfurter weiter wie in einem Fußball-Märchen. Der immer noch ungeschlagene Aufsteiger bot nach der Pause eine Gala-Vorstellung, die sogar Klopp ins Schwärmen geraten ließ: „Es hat schon große Eintracht-Mannschaften gegeben. Aber das war das beste Umschaltspiel, das ich je von Frankfurt gesehen habe. Das war überragend.“

Das Lob des Meistertrainers adelte die starke Leistung der Eintracht, bei deren atemberaubender Aufholjagd auch Trainer Armin Veh glänzende Augen bekam. „Dortmund ist absolut ein Vorbild für uns, denn seit Jahren spielen sie so, wie es im modernen Fußball sein soll. Wir wollen versuchen, annähernd so zu spielen wie sie. Deswegen hat es mich gefreut, solch ein Kompliment von Jürgen Klopp zu bekommen“, sagte Veh.

Zumindest an diesem unvergesslichen Fußball-Abend war die Kopie genauso gut wie das Original, dem Veh mit seiner jungen Truppe weiter nacheifern will. „Dortmund ist schon ein anderes Kaliber. Aber wir können uns entwickeln. Ob wir jemals dahin kommen, ist eine andere Frage“, sagte Veh und verabschiedete sich mit einem zufriedenen Fazit: „Es war ein geiles Spiel. Wenn du zweimal so zurückkommst, ist das einfach nur schön. Ich bin stolz auf die Mannschaft.“

Mit Material von dapd