HAMBURG. Abends wird Alexander Röhling schneller müde als andere. Das war früher nicht so. Damals, als der Lüneburger noch keine Chemotherapie hinter sich hatte. Lymphdrüsenkrebs lautete 1995 die folgenschwere Diagnose. Röhling war gerade 18 Jahre alt. Der einstige Tennisspieler nahm den Kampf an, steckte Rückschläge weg, besiegte die Krankheit - und läuft nun am Sonntag in Hamburg schon seinen fünften Marathon. Dieses Mal will er mit seinem Lauf Spenden für die Hämatologie-Abteilung des AK St. Georg sammeln.

"Dass man nach der Chemotherapie einen Marathon durchsteht, ist schon ungewöhnlich", sagt der Industriekaufmann. Doch außer der ihn überkommenden abendlichen Schläfrigkeit, einer fehlenden Milz und weniger Haaren auf dem Kopf, hat der Krebs keine Spuren hinterlassen. Röhling fühlt sich topfit. Seit zwei Jahren weiß er, dass er vollkommen geheilt ist. Schon im Jahr zuvor trat er erstmals in Hamburg zum Marathon an.

"Meine ganze Familie ist sportbesessen. Ich musste einfach etwas tun. Deshalb fing ich mit dem Laufen an", erzählt der rigorose Antiraucher, der auch kaum Alkohol trinkt. Später setzte er sich den Hamburg-Marathon als Ziel. "Der erste war hammerhart", erinnert sich Röhling. "Aber es war ein unglaubliches Gefühl, als ich über die Ziellinie gelaufen bin." Mittlerweile war er auch schon einmal in Berlin am Start. Doch die Strecke in Hamburg gefällt ihm einfach besser.

Mit seiner Aktion beim diesjährigen Marathon will er auch anderen Erkrankten Mut machen. "Meine Heilungschancen haben die Ärzte damals auf 80 Prozent beziffert. Da war ich im Vergleich noch richtig gut dran", sagt Röhling. "Viele, die auf der Hämatologie-Station liegen, sind am Boden zerstört. Sie denken auch, dass sie nie wieder Sport machen können."

Der Niedersachse hat es dank seines Willens doch geschafft. Mittlerweile darf er von neuen Marathon-Bestzeiten träumen. Bisher liegt seine bei 4:20 Stunden. "Meine Hoffnung war mal unter vier Stunden zu bleiben, aber dafür müsste ich mehr trainieren." Durchkommen wird er aber wohl auf jeden Fall. Was auch die Hämatologie-Abteilung freuen dürfte - wenn Unterstützer, wie von Röhling erhofft, einen Betrag pro gelaufenem Kilometer spenden.

  • Weitere Auskünfte gibt Alexander Röhling unter Tel. 0175/463 38 83.