Trotz der öffentlichen Fanproteste gegen den neuen Hauptsponsor Wiesenhof hat der Bundesligist die Partnerschaft eingeleitet.

Bremen. Zehn Kamerateams, Hähnchensnacks und kritische Nachfragen satt: Die offizielle Präsentation von Werder Bremens neuem Hauptsponsor Wiesenhof, einem umstrittenen Geflügelfabrikanten, fiel zwangsläufig etwas größer aus. Denn seitdem klar ist, dass der Fußball-Bundesligist in der kommenden Saison eine „Hühnerbrust“ hat, protestieren Tierschützer und Werder-Fans gegen den Abschluss mit dem Unternehmen gleichermaßen.

„Ich bin froh, und das möchte ich wirklich betonen, dass wir diese Partnerschaft eingegangen sind“, sagte Geschäftsführer Klaus Allofs fast trotzig, „auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht etwas mutig erscheint von beiden Parteien.“

+++ Fans und Tierschützer laufen Sturm gegen die Hühnerbrust +++

Schon als erste Gerüchte über die bevorstehende Partnerschaft aufkamen, bildete sich auf der Online-Plattform Facebook eine Gruppe mit mehreren Tausend Gegnern. Die virtuellen Widersprüche fielen jedoch größer aus, als die Protestbekundungen bei der offiziellen Saisoneröffnung am Sonnabend.

Werder hatte die Tore geöffnet und kritische Stimmen zugelassen. Ein Dutzend Tierschützer wies mit Bildern von verendeten Tieren auf die angeblich schlechten Bedingungen bei dem Geflügelunternehmen hin, zudem marschierten etwa 50 Protestler vom Hauptbahnhof zum Weserstadion und unterstrichen so ihren Protest. Die Geschäftsführung wurde kurzzeitig ausgepfiffen.

Der umstrittene Sponsor hat nun sogar zu einigen Austritten von Mitgliedern geführt. Dies bestätigte Geschäftsführer Klaus Filbry. „Es ist richtig, dass es die Austritte gegeben hat. Wir als Geschäftsführung werden mit jedem, der gegangen ist, den Dialog suchen“, kündigte Filbry an. Wie viele ihren Mitgliedsausweis zurückgegeben haben, teilte er nicht mit.

„Bei Werder Bremen ist der Austausch mit den Fans sehr intensiv, fast vorbildlich“, sagte Allofs am Montag, „wenn sie die Zahl der Proteste sehen, ist das eine Minderheit. Aber auch die wollen wir überzeugen.“

Dies dürfte nicht leicht sein. Werders neuer Hauptsponsor war in den vergangenen Jahren immer wieder mit negativen Schlagzeilen in die Öffentlichkeit geraten. Dem Unternehmen wurde mangelnde Hygiene in der Tieraufzucht vorgeworfen, Medien berichteten von Schlachterei-Schließungen und von staatsanwaltlichen Ermittlungen. „Ob dort alles perfekt ist? Wir wissen es nicht“, sagte Werders Marketingmanager Klaus Filbry bei der Saisoneröffnung.

Allofs versucht, positive Argumente zu liefern. Er betonte, dass sich die Vereinsführung ein eigenes Bild von den Verhältnissen beim Partner gemacht hätte und dass er sehr froh sei, einen Sponsor aus dem „Werder-Land“ gefunden zu haben.

Die Bremer Vereinsführung steckt bei dem Abschluss in einem Dilemma. Hätte Werder den Geflügelfabrikanten als Trikotsponsor abgelehnt, dann hätte die Vermarkterfirma (Infront), die für den Bundesligisten die Akquise betreibt, nicht mehr die garantierte Summe von geschätzten fünf bis acht Millionen Euro pro Jahr auftreiben müssen. So steht Werder mit einem Imageverlust da und mit Fans, die sich vom Klub nicht ernstgenommen fühlen. Zudem darf sich der Verein in den kommenden zwei Jahren auf zahlreiche Wortspiele der gegnerischen Anhänger freuen, dem Einfallsreichtum sind da keine Grenzen gesetzt.

Für rivalisierende Fans könnte es ein willkommenes Thema sein, Werder möchte die Causa Hauptsponsor dagegen nun gerne schnell ad acta legen und sich wieder auf das Wesentliche konzentrieren. Auf den Sport, auf die Vorbereitung der kommenden Saison, die zuvor so geräuschlos abgelaufen war.

Die Norddeutschen zeigten gegen Bayern München, Borussia Dortmund und zuletzt gegen den englischen Premier-League-Klub Aston Villa (3:3), dass sie angreifen wollen und dass die neuformierte Mannschaft funktioniert. Spätestens bis zum Pflichtspiel-Auftakt im DFB-Pokal am Sonntag bei Drittligist Preußen Münster soll der Fokus wieder komplett auf den Ball gerichtet sein. Ob da die Fans mitmachen? (sid/dpa)