Normalerweise telefonieren sie regelmäßig oder treffen sich zum Kaffeetrinken. An diesem Sonnabend werden die Mobiltelefone jedoch ausgeschaltet... inKitzbühel/s/#g“>Sehen Sie Bilder von Vitali Klitschko.

Hamburg. Normalerweise telefonieren sie regelmäßig oder treffen sich zum Kaffeetrinken. An diesem Sonnabend werden die Mobiltelefone jedoch ausgeschaltet sein, und statt Kaffee gibt es Sekt oder Selters - je nachdem, wer gewinnt. Für Boxtrainer Fritz Sdunek wird die Schwergewichts-WM in der Stuttgarter Schleyer-Halle zwischen dem ukrainischen WBC-Champion Vitali Klitschko und dem kubanischen Pflichtherausforderer Juan Carlos Gomez (23 Uhr RTL live) zum Familienduell der besonderen Art.

Gomez ist der Vater seiner Enkeltochter Delia, die 1997 zur Welt kam, als der Kubaner noch unter Sdunek trainierte und mit dessen Tochter Kati liiert war. Diese wiederum trennte sich 1998 von dem lebenslustigen Latino und ist seit Januar 2003 mit Gomez' heutigem Promoter Ahmet Öner, Chef des Hamburger Arena-Stalls, verheiratet. Öner hat Delia adoptiert, das Paar hat zudem noch einen gemeinsamen Sohn.

Sdunek, der Gomez im Februar 1998 zum Cruisergewichts-Weltmeister machte und ihn aus der gemeinsamen Zeit "in- und auswendig" kennt, will dem Aufeinandertreffen keine Besonderheit beimessen. "Wir haben ein ganz normales Verhältnis zueinander. Das ist ein Duell wie bei den Hoeneß-Brüdern. Jeder macht seinen Job, und jeder will gewinnen", sagt er. Dass Gomez sich 2002 von ihm trennte, weil "ich ihm zu hart war", hat er längst verwunden. "Menschlich hatten wir nie Probleme miteinander", sagt er.

Selbstverständlich stünde ihm Klitschko näher als seine Angehörigen, "er ist mein Sportler, wir sind ein Team". Sdunek sieht derzeit niemanden, der den Champion gefährden könne, weder physisch noch mental. Gegen Gomez werde es darauf ankommen, die ersten Runden ohne Treffer zu überstehen. "Dann wird Juan schnell müde werden, und in den mittleren Runden wird Vitali ihn dann ausknocken", prognostiziert der Coach.

Ob seiner langen Krankenakte - im April 2007 wurde ihm eine bösartige Geschwulst aus der Lippe geschnitten, einer Herzoperation im Mai 2008 folgte im November eine Augenoperation wegen Grauen Stars - hatten zuletzt einige Wegbegleiter befürchtet, der Stress, neben seiner Tätigkeit als Chefcoach im Hamburger Universum-Stall auch Klitschko zu trainieren, könne Sdunek zu arg zusetzen. Derlei Sorgen müsse sich jedoch niemand machen, sagt der Mecklenburger. "Natürlich ist die Anspannung groß. Aber wenn die nicht mehr da wäre, könnte ich aufhören, und das will ich noch nicht."

Für Wirbel auf der gestrigen Pressekonferenz, bei der beide Kämpfer schon einmal verbal aufeinander eindroschen, sorgte der Austausch des Ring- und eines Punktrichters auf Betreiben des Klitschko-Lagers. "Wir hatten von mehreren Seiten den Hinweis erhalten, dass der ursprünglich angesetzte Ringrichter Ian John Lewis aus England und Punktrichter Guido Cavalleri aus Italien bei vielen Arena-Veranstaltungen im Einsatz waren. Im Hinblick auf die jüngsten Manipulationsvorwürfe im Handball wollten wir auf Nummer sicher gehen und haben beim WBC um Austausch gebeten. Dem wurde stattgegeben", erläuterte Klitschko-Manager Bernd Bönte.

Jede Seite hat vertraglich das Recht, nach der Ansetzung der Offiziellen durch den Weltverband Änderungen anzuregen. Der Verband entscheidet dann über die Anträge. In diesem Fall wurde Lewis ausgetauscht, an seiner Stelle leitet der renommierte Belgier Daniel van de Wiele das Duell. John Keane (England) ersetzt Cavalleri, weitere Punktrichter sind Oren Shellenberger (USA) und der Japaner Nobuaki Uratani. Gomez sagte dazu nur: "Ich werde Vitali ausknocken, dann sind Ring- und Punktrichter sowieso unwichtig."