Marathon-Mann Steffen Benecke macht am Sonntag seinen letzten Wettkampf.

Hamburg. Es läuft überhaupt nicht, und Steffen Benecke ist ganz froh darum. In fünf von sieben Trainingseinheiten schleppt er sich mit schweren Beinen über die Strecke. "Es fühlt sich schlecht an, das ist ein gutes Zeichen", weiß der Langstreckenläufer von der TSG Bergedorf. Bloß nicht sich zu sicher fühlen, bevor es am Sonntag ernst wird. Seit zwei Jahren hat er sich gedanklich auf diesen Tag vorbereitet: Der 18. Olympus-Marathon Hamburg wird der letzte Wettkampf sein, den Steffen Benecke bestreitet. Ein letztes Mal noch sich über die 42,195 Kilometer quälen, wie er es schon 19-mal getan hat, seit er 1992 in Berlin zum ersten Mal den langen Kampf gegen sich selbst aufgenommen hat. Zu gern würde er seinen vor fünf Jahren aufgestellten Hamburger Rekord von 2:17:43 Stunden noch einmal unterbieten. "Die Chancen stehen nur bei zehn Prozent", sagt Benecke einschränkend. Dem Zufall will er dennoch nichts überlassen: Bis Kilometer 15 soll ihm Steffen Uliczka das Tempo vorgeben, das ihn 1998 zu seiner persönlichen Bestzeit trug. Danach wird der Leistungssport im Leben des 35-Jährigen nur noch in schönen Erinnerungen fortleben. Zum Beispiel daran, wie er vor zehn Jahren norddeutscher Meister über 10 000 Meter wurde. Oder an 1998, als er den Halbmarathon von Osaka gewann. Vor allem aber wird der Versicherungsmakler etwas gewinnen, wonach er bisher vergeblich trachtete: Zeit. "Ich freue mich schon darauf, einmal spontan eine Fahrradtour zu machen", erzählt er. Training, Arbeit, Training, Schlafen - dieser Rhythmus hat bisher 50 von 52 Wochen im Jahr sein Leben bestimmt. Künftig will er "nur" noch sechsmal die Woche die Laufschuhe schnüren. "Ich muss keine 30 Kilometer abspulen, um ausgeglichen zu sein." Zumal Söhnchen Levi (17 Monate) auch noch zu seinem Recht kommen will. Im Oktober erwartet Frau Ann-Kathrin weiteren Nachwuchs. Steffen Benecke wird sich neue Ziele setzen, ebendas hat er bei seinem Sport gelernt. "Es ist eine Schule fürs Leben", weiß er. Nachdem er mit zwölf Jahren beide Eltern verloren hatte, half ihm die Leichtathletik, die Krise zu meistern. "Das Laufen", sagt Benecke, "hat mir eine Richtung gegeben." Für die kommende Kalenderwoche hat er sich nur ein Wort in seinen Trainingsplan geschrieben: "Rente".