Die englischen Fans warten seit 45 Jahren auf einen Titel der Nationalmannschaft. Die gute Qualifikation weckt aber Hoffnungen für die EM 2012.

KÖLN/LONDON. Als Kapitän Bobby Moore 1966 stolz die WM-Trophäe in die Höhe reckte, da konnte sich niemand in England vorstellen, dass es für eine gefühlte Ewigkeit der einzige große Titel des Fußball-Mutterlandes bleiben sollte. Quälend lange 45 Jahre warten die Engländer schon auf einen weiteren Triumph. Die gute Qualifikation für die EURO 2012 weckt aber Hoffnungen für die Endrunde in Polen und der Ukraine.

Fünf Siege, drei Unentschieden - die Mannschaft von Teammanager Fabio Capello setzte sich in der Gruppe G souverän mit 18 Punkten vor Montenegro (12) und der Schweiz (11) durch. Zudem ließen die Engländer zuletzt durch einen 1:0-Erfolg in einem Länderspiel gegen Welt- und Europameister Spanien aufhorchen. «Dieser Sieg war wichtig für das Selbstvertrauen der Spieler und der Fans», erklärte Capello.

Der Italiener hat den Weltmeister von 1966 nach der verpassten Qualifikation für die EM-Endrunde 2008 übernommen und dem Team wieder neue Stabilität und Sicherheit verliehen. Bisheriger Tiefpunkt seiner Ära war allerdings die 1:4-Niederlage im Achtelfinale der WM 2010 in Südafrika gegen Deutschland.

Doch bei ihren jüngsten Auftritten zeigten sich die Engländer gefestigt. In den acht Begegnungen der Qualifikation mussten sie nur fünf Gegentore hinnehmen. Mit Torhüter Joe Hart von Manchester City scheinen die Engländer auf einer ihrer traditionell größten Problempositionen eine gute Lösung gefunden zu haben.

Großes Sorgenkind mit Blick auf die EM ist aber ausgerechnet Wayne Rooney. Der Superstar von Meister Manchester United hatte im abschließenden Qualifikationsspiel in Montenegro die Rote Karte gesehen und war von der Europäischen Fußball-Union (UEFA) für drei Spiele gesperrt worden. Damit würde Rooney den Three Lions in der gesamten EM-Vorrunde fehlen. Der englische Verband hat allerdings Einspruch gegen die Sperre eingelegt, am 8. Dezember wird darüber verhandelt.

Capello wird seinen besten Stürmer aber wohl auch dann in seinen EM-Kader berufen, wenn die Sperre bestätigt wird. «Ich muss eine Lösung für die ersten Spiele finden, in denen er nicht dabei sein wird. Und wenn wir diese Lösung finden, dann muss er arbeiten, um in die erste Elf zurückzukehren», hatte Capello zuletzt erklärt.

Denn der Teammanager hat inzwischen Alternativen, in den vergangenen Monaten machten einige hoffnungsvolle Spieler auf sich aufmerksam. Beim 1:0-Sieg im Länderspiel gegen Schweden standen zuletzt Bobby Zamora, Jack Rodwell und Kyle Walker erstmals in der Startelf. Zudem hat Capello in Rio Ferdinand, John Terry und Frank Lampard noch genug Routiniers, auf die er sich verlassen kann.

Eine EM-Teilnahme von David Beckham scheint dagegen ausgeschlossen. «Nein, ich denke er wird nur bei den Olympischen Spielen dabei sein», sagte Capello. Für die Sommerspiele im kommenden Jahr in London stellen die Briten eine separate Auswahl auf.

Auch ohne Beckham wollen die Engländer ihre dann 46 Jahre dauernde Durststrecke 2012 mit dem EM-Sieg beenden. (sid/abendblatt.de)