Der Österreicher bejubelt seine beiden Treffer beim 2:1-Sieg gegen Augsburg mit einer Filmszene

Stuttgart. Diese Szene hat Martin Harnik nicht mehr losgelassen. Der 24 Jahre alte Flügelstürmer des VfB Stuttgart fand sie sogar so gut, dass er sie nach dem Führungstor gegen den FC Augsburg nachspielen musste. „Ich habe nach dem Tor Thors Hammer geschwungen“, sagte Harnik zu seinem bemerkenswerten Jubel in der 41. Minute, als ihn die imaginäre Wucht fast umgeworfen hätte. Wikinger Thor im gleichnamigen Kinofilm löste mit seinem Hammer Schockwellen aus.

Harniks Hammerschwung verursachte zumindest Wellen der Begeisterung am Sonntag bei den meisten der 60.000 Zuschauer in der ausverkauften Mercedes-Benz-Arena. Dank zweiter Treffer von Harnik besiegte der VfB den FC Augsburg mit 2:1 (1:0).

„Das war ein enorm wichtiger Sieg für uns“, fasste Stuttgarts Trainer Bruno Labbadia den Erfolg gegen den Tabellenletzten zusammen. Drei Spiele hatte der VfB zuletzt ohne Sieg beendet. Auch diesmal war die Leistung „wenig berauschend“, wie es Nationalspieler Cacau ausdrückte. „Aber heute nehmen wir die drei Punkte mit und freuen uns darüber.“

Der VfB tat sich lange schwer gegen die defensiv eingestellten Augsburger. „Es war klar, dass eine Einzelaktion die Entscheidung bringen musste“, sagte Cacau. Nachdem Tobias Werner in der 47. Minute der zwischenzeitliche 1:1-Ausgleich gelungen war, war es Filmliebhaber Harnik, der dem VfB den Sieg und Tabellenplatz sechs bescherte.

„Man hat gesehen, dass er mit dieser Aktion das Tor erzwingen wollte“, lobte VfB-Manager Fredi Bobic die feine Einzelleistung des Österreichers, der 2010 vom Zweitligisten Fortuna Düsseldorf nach Stuttgart gewechselt war. Harnik bekam an der linken Außenbahn den Ball, ließ Gegenspieler Dominik Reinhardt elegant ins Leere laufen, dribbelte in den Strafraum und schloss mit einem trockenen Schuss ins lange Ecke ab. „Wenn ich mit meiner Schnelligkeit in den Strafraum ziehen kann, ist es schwer mich zu stoppen“, sagte Harnik - und holte wieder Thors Hammer raus.

Und diese Aussage klang keineswegs arrogant. Sie ist einfach das Resultat eines gesunden und gewachsenen Selbstvertrauens von Harnik. „Seine Entwicklung bei uns ist sehr positiv“, sagte Bobic. „Martin ist bei uns unumstrittener Stammspieler.“ Dass es so gekommen ist, kann der gebürtige Hamburger, der für die Nationalelf Österreichs spielt, selbst nicht so recht glauben. „Ich habe es mir nicht vorstellen können, dass ich mich hier so schnell durchsetze“, sagt Harnik bescheiden. Sechs Tore hat er bisher in dieser Saison für den VfB erzielt. Insgesamt kommt er auf 23 Treffer im Trikot mit dem roten Brustring.

Nur vier Tore mehr haben die Spieler des FC Augsburg in dieser Saison zusammen erzielt. Das Toreschießen ist das Hauptproblem des Aufsteigers, der sich auf dem letzten Tabellenplatz wiederfindet. „Der VfB hat es uns heute wieder vorgemacht“, haderte Trainer Jos Luhukay nach Spielende. „Wir müssen bald mal punkten.“

Der Anspruch des VfB Stuttgart ist ein anderer. Die internationalen Plätze sind das Ziel, auch wenn das niemand offen ausspricht. „Uns hat heute wieder die klare spielerische Linie gefehlt“, sagte Bruno Labbadia. Auch der Trainer weiß, dass sich seine Mannschaft noch steigern muss, wenn sie sich bis zum Ende der Saison die Chance auf die Teilnahme am Europapokal erhalten möchte.

Martin Harnik wird darauf vorbereitet sein. Doch beim Torjubel will er sich nicht unter Druck setzen lassen. „Ich werde mich jetzt nicht vor jedem Spiel eine andere Choreografie überlegen“, sagte Harnik. Er plante den Abend auf der Couch zu verbringen und sich von seiner Freundin verwöhnen zu lassen. Ganz ohne Thors Schockwellen.

Die Statistik

Stuttgart: Ulreich - Boulahrouz, Tasci, Niedermeier, Molinaro - Kvist, Hajnal - Harnik, Traore (74. Okazaki) - Pogrebnjak (74. Gebhart), Cacau (87. Kuzmanovic). - Trainer: Labbadia

Augsburg: Amsif - Reinhardt (62. Gogia), Callsen-Bracker, Sebastian Langkamp, Verhaegh - Hosogai - Brinkmann, Davids - Baier (79. Mayer), Werner - Mölders (72. Kapllani). - Trainer: Luhukay

Schiedsrichter: Christian Dingert (Lebecksmühle)

Tore: 1:0 Harnik (41.), 1:1 Werner (47.), 2:1 Harnik (51.)

Zuschauer: 60.000 (ausverkauft)

Beste Spieler: Ulreich, Harnik - Baier

Gelbe Karten: Tasci, Gebhart (2) - Brinkmann (2), Sebastian Langkamp (2), Reinhardt (3)

Torschüsse: 11:14

Ecken: 5:4

Ballbesitz: 51:49 Prozent

Fouls: 23:18