Leverkusen war zu keinem Zeitpunkt der Partie auf Augenhöhe. Müller, van Buyten und Robben treffen zum 3:0-Sieg für den Tabellenführer.

Die Null steht seit 838 Minuten, die Tore fallen wie am Fließband, und die Frage lautet bereits nach sieben Spieltagen: Wer soll die Bayern stoppen? Beim 3:0 (2:0) im Topspiel gegen Vizemeister Bayer Leverkusen feierte der deutsche Rekordmeister seinen neunten Pflichtspiel-Sieg in Folge und trotzte demonstrativ dem Wirbel, den die Verhaftung des Brasilianers Breno vor der Partie verbreitet hatte.

Die Tore von Thomas Müller (5.), Daniel van Buyten (19.) und des wiedergenesenen Arjen Robben (90.) beendeten vor 69.000 Zuschauern in der Münchner Arena das „Wiesn“-Trauma der vergangenen Jahre und bescherten Trainer Jupp Heynckes den ersehnten Sieg im Prestige-Duell gegen seinen Ex-Klub Leverkusen, der seit 22 Jahren auf einen Sieg in München wartet.

Die dritte Niederlage in Folge dürfte die Mannschaft von Trainer Robin Dutt vor dem wichtigen Champions-League-Spiel am Mittwoch gegen den KRC Genk nicht unbedingt aufbauen. Tabellenführer Bayern München hingegen strotzt vor dem heißen Duell gegen Manchester City am Dienstag nur so vor Selbstbewusstsein und sorgte zudem mal wieder für neue Rekorde. Noch nie in der Klubgeschichte gab es neun Zu-Null-Spiele in Folge, zudem schaute noch keine Mannschaft in der Liga-Geschichte nach sieben Spieltagen auf ein besseres Torverhältnis (+20 Tore).

„Im Moment sind wir einfach alle gut drauf“, freute sich Bayerns bärenstarker Mittelfeldakteur Toni Kroos und ergänzte: „Und wir wussten, dass das bei Bayer zurzeit nicht der Fall ist.“ Deutlich selbstkritischer zeigte sich Thomas Müller: „Das war nicht unser bester Tag, aber Leverkusen hat es uns einfach gemacht.“

Düster war die Stimmung bei den Leverkusenern. „Mir fehlen im Moment die Worte. Wir nehmen uns viel vor und kriegen dann nach fünf Minuten bereits ein Gegentreffer“, sagte Bayer-Stürmer Stefan Kießling. „Wir müssen uns jetzt zusammenraufen, müssen da als Mannschaft wieder herauskommen.“ Sein Trainer Robin Dutt stellte sich vor seine Mannschaft. „Kompliment an meine Mannschaft, sie hat sich gewehrt, hat sich nicht abschlachten lassen.“

Das Bayern-Lazarett hatte sich bereits in der Woche gelichtet: Heynckes konnte wieder auf Mario Gomez zurückgreifen, brachte zudem Daniel van Buyten und Anatoli Timoschtschuk für Jerome Boateng und Luiz Gustavo. Zum ersten Mal seit dem 20. August stand auch Superstar Arjen Robben wieder im Kader, dessen Einwechslung in der 78. Minute von Standing Ovations begleitet wurde. Robin Dutt hingegen fehlten neben den Langzeitverletzten Michal Kadlec und Andre Schürrle rotgesperrt; Michael Ballack (Grippe) und Daniel Schwaab (Knieprobleme) mussten zudem passen.

Viel Wirbel hatte es bereits vor dem Anpfiff um die Verhaftung von Breno gegeben. Der 21-Jährige war am Samstagnachmittag wegen des dringenden Tatverdachts der schweren Brandstiftung vom Amtsgericht München in Untersuchungshaft genommen worden. Nach dem schweren Brand seiner Villa bestehe Flucht- und Verdunkelungsgefahr, lautete die Erklärung. Die Bayern wollten sich jedoch von den Turbulenzen abseits des Platzes nicht verrückt machen lassen – und legten munter los.

Die Gäste standen zunächst erwartet tief und Bayern nutzte den Raum bereits nach fünf Minuten. Franck Ribery setzte sich sehenswert auf der linken Seite durch und bediente Thomas Müller, der aus fünf Metern leichtes Spiel zum 1:0 hatte (5.). Gomez hätte zwei Minuten später nach Flanke von Müller erhöhen können, schoss jedoch bedrängt aus kurzer Distanz rechts vorbei (7.). Die Werkself wachte in der Folge langsam auf, konnte jedoch nur einmal durch Kießling richtig gefährlich werden (11.), ehe van Buyten die Gunst der Stunde zum 2:0 nutzte. Einen Freistoß aus 22 Metern knallte der Belgier unhaltbar für Bayer-Keeper Bernd Leno ins Eck (19.).

Die Bayern dominierten auch in der Folge die Partie. Auch als die Münchner einen Gang zurückschalteten, scheiterte Bayer immer wieder kurz vor dem Münchner Strafraum. Die besten Chancen hatte weiterhin der FC Bayern: Gomez köpfte eine Flanke des starken Müller drüber (31.), eine Ecke von Holger Badstuber parierte Leno (35.), Bastian Schweinsteigers Flanke flog knapp an Lenos Kasten vorbei (42.).

Nach der Pause kam Leverkusen gegen die zu kompliziert spielenden Gastgeber zwar immer wieder nach vorne, scheiterte jedoch meist an individuellen Fehlern. Manuel Neuer musste immerhin gegen Castro (52.), Ömer Toprak (67.) und den eingewechselten Karim Bellarabi (81.) parieren. Auf der Gegenseite verpasste van Buyten per Kopf die vorzeitige Entscheidung (72.), Leno rettete vor Müller (87.). Robben krönte sein Comeback mit dem verdienten 3:0 (90.). Der sagte anschließend: „Ich bin noch nicht da, wo ich sein muss. Aber es war schon ein guter Start.“

Die Statistik

München: Neuer - Rafinha, van Buyten, Badstuber, Lahm - Timoschtschuk, Schweinsteiger - Thomas Müller, Toni Kroos (78. Robben), Ribery (82. Alaba) - Gomez (65. Luiz Gustavo). - Trainer: Heynckes

Leverkusen: Leno - Da Costa (64. Bellarabi), Reinartz, Toprak, Castro - Lars Bender, Rolfes - Balitsch, Renato Augusto, Sam - Kießling. - Trainer: Dutt

Schiedsrichter: Manuel Gräfe (Berlin)

Tore: 1:0 Thomas Müller (5.), 2:0 van Buyten (19.), 3:0 Robben (90.)

Zuschauer: 69.000 (ausverkauft)

Beste Spieler: Timoschtschuk, Ribery, van Buyten - Lars Bender

Gelbe Karten: van Buyten - Kießling (2), Toprak, Reinartz, Sam

Torschüsse: 12:4

Ecken: 4:1

Ballbesitz: 61:39 Prozent

Fouls: 10:12