Gegen den starken Aufsteiger FC Augsburg bewies Leverkusen seinen Anspruch auf die Spitze. Sam, Kießling und Derdiyok trafen für die Werkself.

Augsburg. Zumindest für eine Nacht ist Bayer Leverkusen Tabellenführer der Fußball Bundesliga. Mit Ex-Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack in der Startelf gewann die Werkself beim stark aufspielenden Aufsteiger FC Augsburg mit 4:1 (2:1) Trainer Robin Dutt ließ erstmals im Mittelfeld Ballack und Simon Rolfes gemeinsam von Beginn an spielen. Während Leverkusen mit dem dritten Saisonsieg eine gelungene Generalprobe für die Rückkehr auf die Bühne Champions League nach sieben Jahren Abstinenz am Dienstag beim FC Chelsea feierte, wartet der FCA auch nach dem fünften Spiel auf den ersten Dreier in der Bundesliga.

Hajime Hosogai, von Bayer an den FCA ausgeliehen, hatte die Schwaben in Führung gebracht (5.). Noch in den Torjubel hinein fiel jedoch der Ausgleich durch Sidney Sam (6.). Stefan Kießling glückte das 2:1 für Leverkusen (23.), das letztmals am 21. Februar 2010 nach einem kompletten Spieltag auf Platz eins gestanden hatte. Sam mit seinem zweiten Tor (72.) und Eren Derdiyok (79.) machten den Sack zu und die bislang höchste Erstliga-Niederlage für Augsburg perfekt.

„Von der ersten Minute an hat Augsburg alles aus sich herausgeholt. Zum Glück haben wir direkt nach dem 0:1 sofort die beiden Tore gemacht. Ob Ballack oder Rolfes aufläuft oder beide, ist egal. Wir haben einen qualitativ so großen Kader, da kann spielen wer will“, sagte Leverkusens Torschütze Kießling.

Bayer hatte kurz nach dem Tor zum 2:1 jedoch Glück, dass Daniel Schwaab bei einer Notbremse gegen Augsburgs Torjäger Sascha Mölders nicht die Rote Karte sah. Schiedsrichter Felix Zwayer (Berlin) beließ es bei Gelb und zog sich den Zorn von FCA-Manager Andreas Rettig zu. „Da gibt es keine zwei Meinungen“, sagte er bei Sky über einen möglichen Platzverweis. Bayer-Sportdirektor Rudi Völler gab zu: „Dafür hätte man Rot geben können.“

Schwaab vertrat den rotgesperrten Michal Kadlec und spielte erstmals als Linksverteidiger; nur für seinen früheren Klub SC Freiburg war er schon einmal auf dieser Position aktiv gewesen. Das Foul leistete er sich im Zentrum kurz vor der Strafraumgrenze.

Doch nicht Übeltäter Schwaab, sondern Ballack zog sich mit der ein oder anderen Provokation den Unmut der Zuschauer zu. Er wurde von den FCA-Fans unter den 30.500 ausgepfiffen und mit wüsten Beschimpfungen bedacht.

Augsburgs Führungstor dürfte besonders Bayer-Torwart Bernd Leno geärgert haben. Für die Leihgabe vom VfB Stuttgart war es nach 274 Minuten das erste Gegentor in der Bundesliga - den Debütanten-Rekord von Dirk Krüssenberg von Fortuna Düsseldorf aus dem Jahr 1966 verfehlte er damit um 36 Minuten. Beim Abstaubertor von Hosogai nach Pass von Daniel Baier war Leno aber machtlos.

Den Ausgleich des zentral und völlig frei vor Jentzsch auftauchenden Sam hatte Kießling mit klugem Zuspiel vorbereitet. Den Führungstreffer für Bayer legte Renato Augusto auf, der Nationalspieler Andre Schürrle auf dem rechten Flügel vertrat. Ballack suchte immer wieder den Abschluss aus der Distanz, richtig gefährlich wurde er dabei jedoch nicht. In der 59. Minute wurde der frühere „Capitano“ der DFB-Elf unter Pfiffen für Schürrle ausgwechselt.

Auch in der zweiten Halbzeit spielte Augsburg gefällig nach vorne. Wie in den ersten Spielen war dabei jedoch erneut die Abschlussschwäche eklatant. Ob Tobias Werner (52.) oder Axel Bellinghausen (59.) - es fehlten immer wieder Zentimeter zum Torerfolg. Bayer blieb mit schnellen Gegenstößen gefährlich. Kießling nach einer Stunde und Schürrle wenig später verfehlten das nur knapp. Dann nutzte Sam aus rund zwölf Metern seine Chance zur Vorentscheidung.

Der FCA hatte seine besten Spieler in Bellinghausen und Torschütze Hosogai. Bei der Werkself überzeugten vor allem Rolfes, Sam und Kießling.