2005 schied Rangnick mit Schalke beim AC Mailand aus, wenige Tage später flog er bei S04 raus. Jetzt hat er in San Siro eine zweite Chance.

Mailand. Die Reise in die glorreiche Vergangenheit ist für den FC Schalke 04 erneut ein schwieriger Trip zu einem vermeintlich übermächtigen Gegner. Nicht nur wegen der gewachsenen Personalnot steht der Fußball-Bundesligist im Viertelfinale der Champions League beim Titelverteidiger Inter Mailand vor einer Herkulesaufgabe. Ohnehin gilt der letzte deutsche Europacup-Vertreter beim italienischen Star-Ensemble um Weltklassestürmer Samuel Eto'o als krasser Außenseiter. Und nun fallen im Hinspiel am Dienstag (20.45 Uhr/Sky, Sat.1 und im Liveticker auf abendblatt.de) auch noch weitere wichtige Kräfte aus.

So muss Trainer Ralf Rangnick bei seiner Rückkehr auf die große Fußball-Bühne improvisieren, bleibt aber zuversichtlich. „Wir freuen uns riesig auf das Spiel. Wir haben nichts zu verlieren und sind klarer Außenseiter. Aber aus dieser Außenseiterrolle wollen wir das Beste machen“, sagte der Coach am Montag.

Gleich drei Verletzte beklagte Rangnick nach seinem zweiten Debüt als Schalke-Coach am Freitag im Skandalspiel beim FC St. Pauli (2:0). Stürmer Mario Gavranovic erlitt einen Syndesmosebandriss. Noch schwerer aber wiegt gegen Bayern-München-Bezwinger Inter der Ausfall von Mittelfeld-Abräumer Peer Kluge (Bauchmuskelzerrung). Denn Kluge befand sich seit Wochen in bestechender Form. Immerhin will Christoph Metzelder trotz seines insgesamt vierten Nasenbeinbruchs mit einer Spezialmaske auflaufen. „Wir werden es testen. Ich habe schon dreimal mit einer Maske gespielt. Es ist nicht optimal, aber es geht.“ Vorn allerdings fehlt in Angreifer Klaas-Jan Huntelaar weiterhin eine Alternative. Da zudem der Ghanaer Anthony Annan nicht spielberechtigt ist, muss Rangnick auf die Youngster Joel Matip und Kyriakos Papadopoulos im defensiven Mittelfeld setzen. „Jetzt müssen andere zeigen, dass sie die Rolle ausfüllen können. Dann machen die nicht so Erfahrenen nun ihre Erfahrung“, sagte Rangnick.

Torhüter Manuel Neuer wird im Giuseppe-Meazza-Stadion, wo seine Vorgänger 1997 mit dem Gewinn des UEFA-Pokals Clubgeschichte schrieben, vermutlich besonders im Rampenlicht stehen. „Solche Spiele sind immer absolute Highlights. Wir sind froh, noch dabei zu sein“, sagte der Nationalkeeper, der als Elfjähriger seinerzeit als Fan der „Eurofighter“ mitfieberte. „Vielleicht ist es ein gute Omen, dass Schalke hier schon mal erfolgreich war“, sagte Neuer, der auf eine gute Ausgangsbasis für die Heimpartie am 13. April hofft. „Wir wollen ein gutes Ergebnis holen, um im Rückspiel weiterzukommen.“

Der italienische Triple-Sieger legte am Samstag im Mailänder Derby beim 0:3 gegen Tabellenführer AC Milan vor den Augen von Rangnick eine desaströse Generalprobe hin. Nun liegt das Team des brasilianischen Trainers Leonardo als Dritter bereits fünf Punkte hinter dem AC. „Ich kann mir vorstellen, dass sie heiß auf uns sind. Wir dürfen ihre guten Einzelspieler nicht zum Zug kommen lassen“, warnte Rangnick, der aber nicht nur auf die Defensive baut. „Wir wollen auch selbst Tore schießen. Die Balance muss stimmen.“

Immerhin stehen den Königsblauen in Europapokal-Rekordschütze Raúl (71 Tore), Jefferson Farfan und Metzelder auch erfahrene Kräfte zur Verfügung. „Ich freue mich besonders auf Wesley Sneijder. Er gehört wie Eto'o zu den besten Offensivspielern der Welt. Wir brauchen daher defensiv eine herausragende Leistung“, betonte Metzelder.

Wie im Derby gegen Milan ist Inter-Abwehrchef Lucio gesperrt. Dafür kehrt Stürmer Diego Milito, zweifacher Torschütze beim Finalsieg 2010 gegen Bayern München, nach langer Pause in die Elf zurück. „Wir haben das Derby abgehakt und haben große Lust, ein großes Spiel zu zeigen“, kündigte Milito vollmundig an. „Wir werden Schalke nicht unterschätzen“, sagte Leonardo. Der Coach warnte besonders vor Raúl: „Er ist das Symbol für Schalkes Husarenritt und sehr gefährlich.“

Inter-Kapitän Javier Zanetti, der neben Schalke-Ersatzkeeper Mathias Schober als einziger schon 1997 dabei war, sinnt auf späte Revanche. „Es war sehr ärgerlich, das Finale im Elfmeterschießen zu verlieren. Mittlerweile erinnere ich mich mit einem Lächeln. Jetzt haben wir die Chance, Rache zu nehmen und das Halbfinale zu erreichen“, sagte der 37-Jährige.

Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen

Mailand: Julio Cesar - Maicon, Nagatomo, Ranocchia, Chivu - Stankovic, Cambiasso, Zanetti - Sneijder - Milito, Eto'o. - Trainer: Leonardo

Schalke: Neuer - Uchida, Höwedes, Metzelder, Sarpei - Matip, Papadopoulos - Farfan, Baumjohann - Raul, Edu. - Trainer: Rangnick.

Schiedsrichter: Martin Atkinson (England)

Van der Vaart vor Real-Spiel: „Keine Rachegefühle“

Tottenham-Profi Rafael van der Vaart rechnet sich vor dem Champions-League-Viertelfinale gegen seinen früheren Club Real Madrid gute Chancen auf ein Weiterkommen aus. „Mit den Spurs will ich ein schönes Spiel liefern und die Basis dafür bilden, dass wir ins Halbfinale kommen“, sagte der ehemalige Hamburger Bundesliga-Akteur in einem Interview des Fachmagazins „Kicker“ (Montag). Zum Auswärtsspiel der Tottenham Hotspur bei Real am Dienstag (20.45 Uhr/Sky) reise er „ohne Vorbehalte, ohne Gefühle von Revanche oder gar Rache“, sagte der 28 Jahre alte niederländische Fußball-Profi. Auch gegen die „Königlichen“ um die deutschen Nationalspieler Mesut Özil und Sami Khedira setzt van der Vaart auf Offensive. „Wir wollen auch in Madrid mindestens ein Tor erzielen“, sagte der Mittelfeldspieler. Die Spurs hatten sich im Achtelfinale überraschend gegen den AC Mailand durchgesetzt. „Wir wollen an unsere Leistung anknüpfen, die wir gegen Milan gezeigt haben“, meinte van der Vaart.