Nach seiner erfolgreichen Titelverteidigung gegen Ronald Hearns im Mittelgewicht stellte sich WBA-Champion Felix Sturm den Fragen.

Hamburg. Frage: Herr Sturm, von außen sah Ihr Sieg über Ronald Hearns sehr einfach aus. War er tatsächlich einfach?

Felix Sturm: Überhaupt nicht, er war mit Sicherheit schwieriger, als er aussah. Hearns ist ein technisch hervorragend ausgebildeter Boxer. Er war sehr gut auf mich eingestellt und hat mich anfangs mit seinem Jab gut auf Distanz gehalten. Ich brauchte einige Zeit, um in den Kampf zu finden.

Frage: Was war der Schlüssel zum Sieg?

Sturm: Dass ich den Druck ständig hoch gehalten habe. Das Tempo konnte Hearns irgendwann nicht mehr mitgehen, und als dann meine Schlaghand auch ins Ziel kam, da wusste ich, dass ich den Kampf gewinnen würde.

Frage: Es gab in der fünften Runde einen Körpertreffer, der Sie sichtlich beeindruckte. Was war da los?

Sturm: Da hat es für einen Moment ganz schön auf der Leber gekitzelt. Aber so etwas gehört dazu, da muss man durch. Ich wusste, dass Hearns hauen kann, und ich habe darauf gut aufgepasst. Alle Schläge kann man allerdings nicht vermeiden.

Frage: Würden Sie zustimmen, dass Gegner vom Kaliber Hearns für Ihre Ansprüche nicht genügen?

Sturm: Nein, ich denke, dass Hearns ein sehr starker Gegner war. Er wird aus diesem Kampf eine Menge lernen und einen großen Schritt nach vorne gemacht haben.

Frage: Sie haben jedoch angekündigt, nur noch große Kämpfe machen zu wol-len. War das ein solcher Kampf?

Sturm: Es wurde so viel über große Kämpfe geredet, und einiges, was in den Medien breit getreten wurde, habe ich so niemals gesagt. Ich habe daraus gelernt und werde ab sofort keine öffentlichen Ankündigungen mehr machen. Meine Worte werden immer auf die Goldwaage gelegt. Deshalb werde ich in Zukunft erst reden, wenn die Verträge unterschrieben sind.

Frage: Als nächster Gegner wird WBC-Weltmeister Sebastian Zbik gehandelt. Wäre das ein großer Kampf?

Sturm: Mit Sicherheit, das wäre ein Kampf, der in Deutschland Geschichte schreiben würde, eine Titelvereinigung zweier deutscher Boxer ist etwas ganz Besonderes. Es wäre für uns beide ein fantastischer Kampf und eine tolle Chance für Universum, um wieder Fuß zu fassen. Vielleicht können wir innerhalb der nächsten 14 Tage schon einen Abschluss vermelden.

Frage: Der Kampf würde wohl in Ihrer Heimat Köln stattfinden und auf Sat.1 übertragen werden. Wäre das für Sie eine Genugtuung, Ihren ehemaligen Promoter Universum als Gastgeber empfangen zu können?

Sturm: Überhaupt nicht, in solchen Kategorien wie Genugtuung oder Rache denke ich nicht. Es wäre einfach ein toller Kampf, das wäre wie ein Champions-League-Finale.

Frage: Wann müssen Sie als Superchampion denn Ihre erste Pflichtverteidigung absolvieren?

Sturm: Ich wurde im März 2010 von der WBA zum Superchampion ernannt. Von da an habe ich 21 Monate Zeit zur Pflichtverteidigung. Eine Titelvereinigung geht aber sowieso vor.

Frage: Sie wurden heute von Ringsprecher Michael Buffer mit dem Kampfnamen Leonidas angekündigt. Was hat es damit auf sich?

Sturm: Das bleibt mein Geheimnis. Wie gesagt, man muss nicht alles in den Medien breit treten. So haben Sie in den nächsten Tagen etwas zu recherchieren.

Interview zum Kampf mit Sebastian Zbik

Sebastian Zbik ist WBC-Weltmeister im Mittelgewicht. Der 28-Jährige vom Hamburger Universum-Stall sah die Titelverteidigung von WBA-Superchampion Felix Sturm gegen den US-Amerikaner Ronald Hearns live im Fernsehen und zeigte sich am Sonntagmorgen mäßig beeindruckt. Das Interview:

Abendblatt: Herr Zbik, wie fanden Sie den Kampf Sturm gegen Hearns?

Sebastian Zbik: Felix hat das sicherlich sehr gut gemacht, er war beweglich und stets dominant. Ich muss jedoch sagen, dass Hearns es ihm auch leicht gemacht hat. Er hat keinerlei explosive Hände geschlagen, er hatte keinen Punch, und seine Deckung war fast überhaupt nicht vorhanden. Deshalb finde ich, dass dieser Gegner kein echter Prüfstein für ihn war.

Abendblatt: Als nächster Gegner für Sturm werden Sie gehandelt. Sind Sie bereit für diesen Kampf?

Zbik: Ich würde ihn sofort machen und mich riesig freuen, wenn es klappt. Felix ist mein Wunschgegner, und ich rechne mir gegen ihn durchaus Chancen aus. Ich wüsste ehrlich gesagt auch nicht, was den Kampf noch verhindern könnte. Beide wollen ihn, es gibt einen TV-Sender, der übertragen würde, und es ist ein Kampf, der in Deutschland sicherlich alle Boxfans interessiert. Also: Ich bin bereit.

Abendblatt: Sie haben seit Juli vergangenen Jahres nicht mehr geboxt. Wäre eine Titelvereinigung da nicht ein Schritt zu weit?

Zbik: Überhaupt nicht, im Gegenteil. Ich will endlich wieder boxen, da ist es mir fast schon egal, gegen wen es geht. Eigentlich sollte ich ja im Frühjahr gegen meinen Pflichtherausforderer Julio Cesar Chavez junior in Mexiko antreten. Aber der hat für März schon wieder einen anderen Kampf angenommen, so dass ich hoffe, dass das WBC mir auch einen anderen Kampf erlaubt. Außerdem gehen Titelvereinigungen vor, und Sturm ist mein Wunschgegner. Es gibt nur eine Bedingung: Das Angebot muss gut und fair sein, immerhin habe ich seit Juli nicht geboxt. Wir müssen beide etwas davon haben. Aber ich denke, das weiß Felix auch.

Abendblatt: Mit Sebastian Sylvester gibt es einen weiteren deutschen Weltmeister im Mittelgewicht. Wäre der für Sie auch ein reizvoller Gegner?

Zbik: Natürlich würde ich auch gegen ihn boxen, aber ich gebe zu, dass er nicht ganz oben auf meiner Liste steht. Er stammt wie ich aus Mecklenburg, wir kennen uns gut. Solche Kämpfe sind nicht unbedingt mein Wunsch. Außerdem habe ich das Gefühl, dass Sebastians Promoter Sauerland abwartet, dass Universum endgültig in die Knie geht, damit sie mich so günstig wie möglich verpflichten können. Das ist auch nicht die feine Art.

Abendblatt: Macht Ihnen die Unsicherheit über die Zukunft Universums sehr zu schaffen?

Zbik: Es ist sicherlich keine einfache Situation. Wenn Universum einen TV-Sender hätte, dann hätte ich nicht so lang auf einen Kampf warten müssen. Aber ich stehe mit der Geschäftsleitung in ständigem Kontakt und habe Vertrauen, dass man mir so gut wie möglich hilft. Wir müssen aus der Situation jetzt das Beste machen. Und das wäre ein Duell mit Sturm.