Durch den 1:0-Sieg gegen den direkten Konkurrenten Australien hat sich das Team von Trainer Behrmann für das Halbfinale qualifiziert.

Rosario. Das junge deutsche Damen-Hockey-Team hat dem Druck standgehalten und ist erstmals seit zwölf Jahren wieder in das Halbfinale einer Weltmeisterschaft eingezogen. Zwei Tage nach der unglücklichen 1:2-Niederlage gegen Titelverteidiger Niederlande nutzte die Auswahl von Bundestrainer Michael Behrmann am Donnerstag beim verdienten 1:0 (0:0) in Rosario gegen Australien ihren zweiten „Matchball“ und schaffte den erhofften Sprung unter die besten Vier der Welt. „Ich habe absolute Hochachtung, wie stark wir waren und wie wir mit dem Druck umgegangen sind. Die Mannschaft wollte die Chance unbedingt nutzen, jetzt freuen wir uns wahnsinnig“, betonte Behrmann und lobte seine von ihm konsequent verjüngte Mannschaft.

Sie muss nun allerdings ein weiteres Mal über sich hinauswachsen, denn im Halbfinale geht es in der Nacht zum Freitag (00.30 Uhr MESZ) gegen den bärenstarken Gastgeber Argentinien, der bisher alle fünf Partien gewonnen hat. Mitfavorit Niederlande und England bestreiten am Donnerstag (21.30 Uhr) das erste Semifinale.

„Dass Argentinien unser Halbfinal-Gegner ist, stört uns überhaupt nicht. Wir freuen uns auf das volle Haus, die tolle Atmosphäre – und wir werden uns ganz sicher nicht verstecken“, versprach Behrmann für das Duell mit den von ihm vor Turnierbeginn zum Top-Favoriten erklärten Südamerikanerinnen. Auch Spielführerin Fanny Rinne ist sicher, dass der EM-Zweite trotz der klaren Außenseiter-Rolle nicht chancenlos sein wird. „Das Spiel ist noch lange nicht verloren: Es ist ein starker Gegner, aber wir sind zu einigem in der Lage.“

Dass die deutschen Damen die Scharte von 2006 in Madrid (Platz acht) auswetzen und erstmals seit Utrecht 1998 (Rang drei) bei einer WM wieder unter die Top Vier gelangen konnten, ist vor allem Behrmann und dem von ihm geweckten Teamgeist zu verdanken. Der Hamburger, der das Amt nach dem WM-Debakel in Spanien übernahm und 2007 sofort Europameister wurde, hat die richtige Mischung aus Jung und Alt gefunden. Wobei es mal wieder eine „Alte“ war, die gegen Australien den Sieg sicherte: Abwehrchefin Tina Bachmann (32) traf per Strafecke (43. Minute).

Damit machte sich bezahlt, dass Behrmann vor dem Spiel noch einmal ein spezielles Ecken-Training angesetzt hatte. Denn bis dahin war die Ausbeute bei den „Kurzen“ nicht WM-reif: Bei 19 Versuchen gelangen nur zwei Treffer. Nach Bachmanns zweitem WM-Tor blieben diverse gute Chancen ungenutzt, so dass die erneut starke Torfrau Kristina Reynolds einige Mal ihr ganzes Können aufbieten musste, um den Ausgleich zu verhindern. Auch wenn schon ein Unentschieden gereicht hätte, empfand Behrmann die Schlusssirene als Erlösung: „Die Spielerinnen hätten es uns auf der Bank etwas leichter machen können“, gestand er.